Investment-Veteran Walter Schmitz (82) spricht mit Heinz-Josef Simons über die Lage an den Finanzmärkten, die Unsicherheit vieler Investoren und über seinen neuen Aktienfonds.

Mit 82 Jahren ist Walter Schmitz eine der ältesten und wohl auch bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Finanzbranche. In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat er namhafte US-Fondsgesellschaften nach Deutschland gebracht und zwei eigene Fondsgesellschaften gegründet, in deren Fonds vor allem private Sparer ihr Geld angelegt hatten.

Kürzlich brachte der rast- und ruhelose Senior mit dem „All Stars 10 × 10“ seinen neuen Aktienfonds auf den Markt. In unserem Gespräch erläutert Walter Schmitz, was dahintersteckt, wieso er nach wie vor aktiv ist und vor allem, wie er die nach wie vor angespannte Lage an den weltweiten Finanzmärkten einschätzt.

Herr Schmitz, zuerst Corona, dann der Überfall Putins auf die Ukraine, nun historisch hohe Inflationsraten und drastische Zinserhöhungen durch die Notenbanken. Ergibt es jetzt noch Sinn, sein Geld – zumal in Aktien und Aktienfonds – anzulegen, von Spaß ganz zu schweigen?

Walter Schmitz. In der Tat waren die Zeiten für Anleger schon einfacher. Wohl jeder spürt die Folgen von Corona, Ukraine-Krieg und explodierenden Energiepreisen am eigenen Leib. Klar ist auch, dass die weltweiten Finanzmärkte von all dem nicht unbeeindruckt bleiben.

Weil…?

Walter Schmitz … Investoren – ob nun Privatanleger oder Profis – keine Unsicherheiten mögen. Mehr noch, sie hassen diese wie der Teufel das Weihwasser. Mittlerweile dominieren die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg nicht mehr die „Tagesthemen“ und das „Heute-Journal“.  Stattdessen geht es um die explodierenden Energiepreise, die Versorgungssicherheit vor allem bei uns in Europa sowie in vielen anderen Ländern auch die historisch hohe Inflation.

Drastische Zinserhöhungen durch die Notenbanken

Die großen Notenbanken versuchen, die Geldentwertung mit drastischen Zinserhöhungen zu bekämpfen. Es scheint ausgemachte Sache, dass wir hier das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht haben. Vor allem für die weltweiten Aktienbörsen ist dies kein „Träumchen“, wie TV-Moderator Horst Lichter jetzt wohl sagen würde.

Deshalb jetzt besser Finger weg von Aktien und Aktienfonds?

Walter Schmitz. Dass viele Menschen so denken, kann ich verstehen. Sie haben Angst, Geld, für das sie meist hart gearbeitet haben, zu verlieren. Profis, die täglich mit Riesensummen zu tun haben, geht es da nicht anders. Auf der anderen Seite hat sich eine alte Binsenweisheit in den vergangenen Jahrzehnten vielfach als richtig erwiesen. Ich selbst bin nun mehr rund 60 Jahre in der Finanzbranche aktiv und habe unzählige Male diese Erfahrung gemacht: „Kaufen, sobald die Kanonen donnern.“ Dieses bekannte Zitat, das immer wieder in solch unsicheren Phasen zu hören ist, stammt von Bankier Carl Mayer von Rothschild. Ein Betriebswirt würde sagen: Im Einkauf liegt der Gewinn.

Historisch günstiges Kursniveau?

Historisch gesehen, dies glaube ich, haben wir momentan ein recht günstiges Kursniveau, um in Aktien und Aktienfonds zu investieren. Mir ist selbstverständlich klar, dass es von heute auf morgen an den Aktienmärkten keine Kursexplosion mit zehn oder noch mehr Prozent Gewinn geben wird. Aber länger- und langfristig betrachtet dürfte der Kauf eines guten Aktienfonds nicht falsch sein. Geldanlage, die sich unter dem Strich lohnen soll, ist nach meiner Erfahrung kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf, wenn nicht gar ein Marathon.

Was sagen Sie Anlegern, die zwar Erfahrung mit Aktien und Aktienfonds haben, aber jetzt Angst davor zu investieren?

Walter Schmitz. Wie bereits erwähnt, habe ich seit den 1960er Jahren vieles erlebt. Die Börsen sind mehr als einmal Achterbahn gefahren. Es gab – gefühlt – unzählige Crashes. Doch auch viele Haussen, während derer die Aktienmärkte über Jahre hinweg nur eine Richtung kannten – nach oben. (siehe Chart).

Meine Erkenntnis daraus als Anleger und auch als Fonds-Initiator: Das größte Risiko ist nach wie vor, nicht zu investieren. Denn langfristig, und da spreche ich, wie bereits erwähnt, über Zeiträume von 20, 30 oder noch mehr Jahre, bringen gute Aktienfonds ordentliche Gewinne im Jahresschnitt. Auf nichts anderes kommt es an, letztlich zählt ausschließlich, was unterm Strich herauskommt.

Der erste Gedanke wäre hier: Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Haben Sie denn in Ihren eigenen Aktienfonds, den „All Stars 10 × 10“ investiert?

Walter Schmitz. Wir sind drei Initiatoren und haben in unseren Fonds insgesamt 28 Millionen Euro eigenes Geld investiert,  davon allein 15 Millionen Euro aus dem Vermögen der Familie Schmitz. Wir sind davon überzeugt, dass unser Fondskonzept funktioniert und der „All Stars 10 × 10“ Aktienfonds längerfristig ein sehr gutes Investment sein wird. Dass wir einen derart hohen Betrag angelegt haben, dürfte auch anderen Investoren ein sehr gutes Gefühl geben, selbst zu investieren.

Ihr Fonds wurde erst Ende April 2022 von der Aufsichtsbehörde BaFin zugelassen. War dieser Zeitpunkt tatsächlich so klug gewählt?

Walter Schmitz. Einen Investmentfonds machen Sie nicht mal eben von heute auf morgen. Von der ersten Idee bis zur Zulassung etwa eines Aktienfonds vergehen Monate, mitunter mehr als ein halbes Jahr. Unser Portfoliomanager Dr. Hendrik Leber vom Vermögensverwalter ACATIS und ich haben im Sommer 2021 mit der Konzeption des „All Stars 10 × 10“ begonnen, die Zulassung kam dann erst vor einigen Monaten.

Klar, dieser Zeitpunkt war nicht eben ideal angesichts des doch herausfordernden Umfelds. Auf der anderen Seite gab es zum damaligen Zeitpunkt und gibt es immer noch, wie ich betonen möchte, sehr gute Unternehmensqualität zu günstigen Aktienkursen, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben. Wir haben das für unseren Fonds selektiv genutzt.

Weshalb bezeichnen Sie Ihren Fond als innovativ und einzigartig?

Walter Schmitz. Lassen Sie mich bitte noch eins vorwegschicken. Wir arbeiten erneut mit einem der besten und erfolgreichsten Fondsmanager im europäischen Raum zusammen, Dr. Hendrik Leber. Er ist Gründer und führender Kopf des Vermögensverwalters ACATIS mit 24 Mrd. Euro Verwaltungsvermögen. Mit ihm verbindet mich eine langjährige Geschäftspartnerschaft und Freundschaft.

Sämtliche Fonds, die wir ins Leben gerufen haben, überzeugen bis heute die Investoren mit einer sehr guten Wertentwicklung. Zum Konzept, das letztlich auch Namensgeber des Fonds ist: Gemeinsam haben wir zehn unterschiedliche und aussichtsreiche Anlagethemen herausgefiltert. Etwa „Die Giganten“, wozu etwa Apple gehört, die „Top Marken“ wie Louis Vuitton oder die „Top Dividendenzahler“ wie Coca Cola sowie sieben weitere Investment-Themen.

Maximal 100 Aktien im Fonds-Portfolio

Acht erfahrene Investmentprofis aus dem Management-Team von Dr. Lieber wählen für jedes Anlagethema die aus ihrer Sicht zehn attraktivsten Unternehmen aus. Das Fonds-Portfolio kann somit maximal 100 Aktien enthalten. Tatsächlich sind es weniger, weil es etliche Überschneidungen gibt. Ich halte diese Strategie für transparent und vor allem für private Anleger sehr eingängig, weil leicht verständlich. In Kombination mit einem der besten und erfolgreichsten Fondsmanager ergibt sich für mich ein Aktienfonds mit sehr guten Gewinnchancen.

Welche Rendite peilen Sie langfristig an?

Walter Schmitz. Ich orientiere mich an den Wertentwicklungen meiner früheren Fonds. Diese haben ihren Anlegern im Jahresschnitt bisher zwischen 8 und 10 Prozent Gewinn gebracht. Bei unserem neuen Fonds sollte das nicht anders sein. 

Heinz-Josef Simons im Gespräch mit Walter Schmitz September 2022

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