Leipzigs Straßenbäume haben schwer zu arbeiten - und oft genug leiden sie. Nicht immer werden sie aus Altersgründen gefällt. Oft genug machen ihnen auch Witterung oder Parasitenbefall zu schaffen. Besonders betroffen in letzter Zeit: Leipzigs Platanen. Manche Bürger schrecken schon auf, wenn sie nur die Motorsäge hören: Wird jetzt wieder einer unserer Straßenbäume gefällt?

Ganz so schlimm ist es in der Regel nicht, erklärt Inge Kunath, Leiterin des Amtes für Stadtgrün und Gewässer. Auch nicht durch die Platanenkrankheit Massaria, die insbesondere in Süden und Westen der Republik schon für Dramatik gesorgt hat. Massaria ist eine Pilzkrankheit, die insbesondere ältere Bäume befällt. Die Forscher gehen sogar davon aus, dass der Pilz schon immer auf Platanen vorkam und insbesondere dafür sorgt, dass ältere Äste absterben und abfallen. Doch es sieht ganz so aus, dass dieser Pilz mit den Witterungsveränderungen in Mitteleuropa aktiver wird. Erstmals massive Probleme mit Totholzbildung und Abbruch stärkerer Äste tauchten 2000 in Gelsenkirchen auf.

Das Phänomen hat sich im Lauf der Zeit nur langsam Richtung Osten ausgebreitet.

“Die Ausprägung der Symptome der ‘Massaria-Krankheit’ ist geographisch sehr unterschiedlich”, erklärt Inge Kunath. “Während in warmen Regionen Südwestdeutschlands bereits starke Äste bis zu einem Durchmesser von 40 Zentimeter abstarben und sogar Bäume gefällt wurden, sind in Leipzig bisher nur absterbende Äste bis zu einem Durchmesser von etwa 10 Zentimeter zu verzeichnen, vor allem bei vollkronigen Bäumen mit dichtem Laubdach und einem Alter von mehr als 70 Jahren. ”
Der Parasit bevorzugt augenscheinlich heiße und trockene Sommermonate.

Inge Kunath: “Der Schwächeparasit wurde hier erstmalig im Jahr 2007, im Jahr nach dem extrem trockenen Sommer von 2006, an etwa 150 Platanen verteilt über das gesamte Stadtgebiet festgestellt. Ein stärkerer Befall tritt regelmäßig nach langen Trockenperioden auf. Um Schäden durch herabfallende Äste zu vermeiden, werden die Platanen bei ersten Anzeichen des verstärkten Auftretens der Krankheit zusätzlich zum üblichen Kontrollturnus überprüft und abgestorbene Äste kurzfristig entfernt.”

Klingt einfach, ist aber trotzdem eine Menge Arbeit. Denn an Leipzigs Straßen stehen 4.985 Platanen und in den Grünanlagen etwa 700 weitere Bäume dieser Gattung, so die Auskunft der Chefin des Grünflächenamtes. Und man ist sich der möglichen Gefahren für Passanten oder der Deutschen liebstes Stück, das geparkte Automobil, durchaus bewusst.

Inge Kunath: “Je nach Witterung müssen jährlich in Folge von Massaria an etwa 40 bis 100 Bäumen tote Äste entfernt werden. Weitere, darüber hinausgehende, gravierende Eingriffe waren in Leipzig bisher nicht notwendig. Es gibt auch keine Anzeichen für ein zukünftig verstärktes Auftreten der Krankheit mit größeren Schäden am Baumbestand.”

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Eine große Platanen-Stutzaktion sorgte im März für Aufmerksamkeit. Direkt am Neuen Rathaus lärmten die Motorsägen, obwohl die Vegetationsperiode schon eingesetzt hatte. Die Kronen der dort stehenden Platanen wurden radikal zurückgestutzt. Das aber, so Inge Kunath, stand nicht im Zusammenhang mit Massaria.

Eine Überprüfung hatte ergeben, dass sich im Holz der etwa 125 Jahre alten Bäume Fäulnis ausgebreitet hatte, die deren Stämme ausgehöhlt hat. Dadurch sei nicht mehr gewährleistet gewesen, dass sie widrigen Witterungsverhältnissen standhalten. Durch die Baumpflegearbeiten wurden Gefährdungen für Passanten beseitigt und die weitere Erhaltung der Bäume gesichert, teilte seinerzeit das Grünflächenamt mit.

Immerhin betraf das die Kronen von insgesamt 24 Platanen vor dem Neuen Rathaus, dem Stadthaus und an der Petersstraße. Außerdem erhielten zwei weitere Platanen, darunter das eindrucksvolle Exemplar am Nebeneingang des Neuen Rathauses, einen Pflegeschnitt. Ein umsturzgefährdeter Ahorn am Stadthaus musste freilich gefällt werden.

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