Naja. Wirklich viele Möglichkeiten gibt es nicht für das voraussichtliche Defizit im Haushalt des Schauspiels Leipzig von 400.000 Euro noch in diesem Jahr. Am Montag, 4. November, wurde der Betriebsausschuss Kulturstätten darüber informiert. Am 6. November preschte die Stadträtin der Linken, Skadi Jennicke vor. "Dass Intendant Sebastian Hartmann sein Haus mit voraussichtlich 400.000 Euro Defizit übergibt, halte ich für unanständig", erklärte sie.

Der neue Intendant Enrico Lübbe hat ja erst mit der Spielzeit 2013/2014 das Schauspiel Leipzig übernommen. Nur recht geklärt, woher das finanzielle Defizit stammt, ist noch nicht. Skadi Jennicke vermutet es noch in der Amtszeit von Intendant Sebastian Hartmann. “Er hinterlässt seinem Nachfolger Enrico Lübbe damit ein schweres Erbe. Dieser ist verpflichtet, die Summe in den nächsten drei Jahren auszugleichen”, kommentiert sie den Tatbestand.

Noch im April diesen Jahres habe der Oberbürgermeister in der Antwort auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke (F 798) bekannt: “Für die bisherige Amtszeit der Intendanz von Sebastian Hartmann, die am 1. August 2008 begonnen hat, geht die Betriebsleitung von einem positiven Ergebnis aus.”

“Es ist also anzunehmen, dass die Summe in nur drei Monaten aufgelaufen und nicht strukturell bedingt ist”, sagt Jennicke. “Während gesamtstädtisch daran gearbeitet wird, das Millionenloch im Haushalt auszugleichen und überall substanzielle Einschnitte zu erwarten sind, hat Sebastian Hartmann sich offenkundig nur wenig um seine Hinterlassenschaft geschert. Seiner Verantwortung als Intendant ist er damit einmal weniger gerecht geworden. Sebastian Hartmann sowie sein Verwaltungsdirektor Volker Ballweg werden sich vor dem Betriebsausschuss für das fahrlässige Missmanagement verantworten müssen. Ich erwarte zudem, dass die Verwaltung auch mögliche Haftungsfragen klärt.”

So weit vorpreschen wollen die Grünen noch nicht. Sie wollen erst einmal eine faire und transparente Aufklärung des entstandenen Defizits. “Offensichtlich gibt es im laufenden Haushaltsjahr beim Schauspielhaus ein erhebliches Defizit. Obwohl bisher die eventuellen Verantwortlichkeiten nicht geklärt sind, suggeriert die Berichterstattung, die Schuldigen wären schon gefunden”, sagt dazu Grünen-Stadtrat Ansgar Maria König, Mitglied im Betriebsausschusses Kultur. “Diese öffentliche Vorverurteilung kann nicht der richtige Weg sein! Wir erwarten vom Oberbürgermeister jetzt eine faire und transparente Aufklärung in aller Öffentlichkeit.”

Und damit das flott geht, hat die Grünen-Fraktion schon mal ein kleines Fragen-Paket formuliert, das sie zur Ratsversammlung am 21. November beantwortet haben möchte. Darin interessiert sie natürlich auch der Zeitpunkt, seit dem das Defizit bekannt ist.
1. Am Montag, 4. November 2013 wurde der Betriebsausschuss Kulturstätten über die Vorgänge informiert, seit wann ist das Defizit der Verwaltung bekannt?

2. Wurden alle Beteiligten, auch Sebastian Hartmann und Dr. Volker Ballweg dazu gehört?

3. Wodurch wurde das Defizit verursacht? (Bitte konkrete Aufstellung)

4. Wer trägt nach Ihrer Meinung die Verantwortung? Bestehen Haftungsansprüche?

5. Welches Controlling bestand/besteht, warum hat es versagt?

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