Ob Stadtrat Karsten Albrecht (CDU) die Oper mag und ihr Gutes will? Wer weiß, aber ein Preisschild sollte laut Albrecht schon dran sein, denn der Steuerzahler sollte wissen wo sein Geld hingeht. Eigentlich eine schöne Idee, sähe doch so mancher Bürger, der Steuern zahlt, vielleicht das erste Mal vor Ort, wo sein Geld hinfließt. Weshalb der Vorschlag von Karsten Albrecht im Sinne des Stadtmarketings den wahren Preis auf eine Opernkarte zu schreiben nur ein Anfang sein kann.

Dazu hat der CDU-Stadtrat, nicht als Erster in Leipzig, mal überschlagen, wie viel also eine Opernkarte wirklich kostet. Einfach gerechnet: der jährliche, kommunale Zuschuss von 43,5 Millionen Euro durch die Besucherzahl geteilt. Uwe Albrecht kommt hier ohne Umwegrendite, also der Einnahmefaktor welcher sich um die Kultur herum durch den Städte-Tourismus errechnet, auf 260 Euro pro Opernkarte und Besucher.

Karsten Albrecht dazu: “Warum steht diese Fördersumme nicht auf jeder Eintrittkarte?” Der Aufwand diese zusätzliche Information auf die Belege zu drucken, dürfte wahrlich nicht so aufwendig sein, so Albrecht weiter. Jeder Besucher der Stadt, aber auch die Leipziger, würden durch diese Information viel besser eingebunden in die Förderpraktiken von Stadt und Land.

Und nicht jeder wüsste schließlich, was aus seinen Steuergeldern bezahlt wird. Aus den Grundsteuern und den Gewerbesteuereinnahmen werden neben Schulen und Kitas, Straßenbau und Ampeln, Brücken und Sozialleistungen erbracht. Die Stadt Leipzig lässt aber auch viel Geld in die Kultur fließen und das habe, so Albrecht, Erfolg. “Tue Gutes und rede davon sollte hier die Devise sein”, findet der Stadtrat.
Die Idee ist gut, nur fehlt hier noch der Blick aufs Große und Ganze. Denn frei von eben jenen Steuergeldern ist wohl kein Bereich mehr, welchen der Besucher einer Oper frequentiert. Die Karte dürfte rasch weit teurer werden, wenn nun noch auf dem Weg hin zum Haus am Augustusplatz ein Fortbewegungsmittel genutzt würde. Selbst zu Fuß bis an die Kasse geschritten, führte dann der Weg vorbei an Ampeln und Verkehrshinweisen mit Preisschildern, von so manchem LWB-Gebäude grüßt einen die Zahl der eingeflossenen Steuern über Zinsen und Kredite, die Straße unter den Füßen blinkt in Zahlen pro Meter.

Und müde geworden vom Marsch, erwartet einen in der Bimmel die freundliche Information über die steuerlich alimentierte Fahrt bereits am Fahrkartenautomaten. Ganz zu schweigen von den weiter angereisten Touristen auf dem Weg in die Oper, womöglich mit dem Pkw über eine der teuer auch aus Leipzig, über Bund und Land gehend, finanzierten Autobahnen?

Zu eng wohl auch der Fokus auf die Oper unter den Kulturhäusern der Stadt. Neben allen anderen Spielstätten wie unter Anderem dem Schauspiel und dem Gewandhaus gebührt auch auf jeder Eintrittskarte der Leipziger Messe dieser Idee ein weiterer Ehrenplatz. Die 3,5 Millionen Euro jährlicher Leipziger Zuschuss als Begrüßung für die rund 1,18 Millionen Besucher 2012, immerhin 3 Euro pro Gast wären dann auf jedem Ticket zu finden.

Bleibt also am Schluss die Frage, wie weit die Idee reicht und ob dem Engagement der Stadt für Kultur und Gesellschaft mit einer Preisangabe auf der Opernkarte Genüge getan wäre. Oder ob sie so vielleicht gar nicht gemeint war.

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