Seit nunmehr drei Jahren wird der Versuch unternommen, den Forderungen nach einem Theaterzentrum für die Freie Szene in der Leipziger Weststadt Taten folgen zu lassen. Lippenbekenntnisse und wenig Konkretes waren bisher an der Tagesordnung. Besonders an der Zusammenarbeit des Theaters der jungen Welt (TdJW) und dem Lofft lässt sich die Misere verfehlter Kulturpolitik gut ablesen.

Auch wenn die Kooperation beider Akteure in einem Haus fruchtbar gewesen ist und überregionale und internationale Ausrichtungen entwickelt hat, so ist diese Kooperation mit erheblichen Belastungen für das TdJW verbunden. Bei den aktuellen Verhandlungen zur Verlängerung des Mietvertrages soll es nun Einschränkungen für das Lofft geben.

Hierzu haben Jürgen Zielinski (Intendant), Lydia Schubert (Verwaltungsdirektorin) vom Theaterhaus am Lindenauer Markt und Dirk Förster (Geschäftsführer LOFFT) in der heutigen Pressekonferenz der Bündnis/90 Grünen zum Thema “Finger weg vom Lofft!” Stellung genommen. Anwesend waren auch Jügen Kasek (Vorstandssprecher der Grünen) und Kornelius Unckell (kulturpolitische Sprecher des Leipziger Stadtverbandes der Grünen).

Bei einer Auslastung von 92 Prozent und den ökonomischen Zwängen des Hauses, stellt sich für Zielinski die Frage, warum man den Mietvertrag mit dem Lofft immer wieder verlängern sollte. Die Belastungsgrenzen seien weit überschritten und die Frage nach den Möglichkeiten der Qualitätssicherung werden immer dringender.

Seit 1999 ist das LOFFT nun schon im Haus am Lindenauer Markt integriert. 2008 sollte es in die Feinkost umziehen, was nicht geschah. Nun soll das geplante Theaterzentrum Abhilfe schaffen. 2017 soll es laut Beschluss fertiggestellt sein. Deshalb ist der Mietvertrag für das Lofft mit dem TdJW so wichtig, um weitere zwei Jahre Sicherheit zu haben. Dafür brauche das TdJW einen Belastungsausgleich, so Förster.

Nun werden dem Haus für Freies Theater und Tanz vermutlich Einschränkungen auferlegt, die die Fortführung des Spielbetriebs erheblich einschränken könnten. Der Mietvertrag soll statt zwei Jahre nur noch auf ein Jahr befristet werden.
Das hat allerdings Methode. Mit der Vorgehensweise will mach von Seiten des TdJW die Diskussion um das Theaterzentrum anstoßen und gegenüber der Stadt Druck aufbauen, lässt Zielinski durchblicken. Dass der Vertrag nach dem einen Jahr erneut verlängert wird, scheint klar. Die Forderung nach einem unbefristeten Mietvertrag wird von beiden Seiten mit dem Argument abgewiesen, dass durch diesen Vertragsschluss die Notwendigkeit eines Theaterzentrums torpediert werden würde. Mit einem klaren Szenario für das Theaterzentrum gäbe es sicherlich keine Probleme bei den Vertragsverhandlungen um den Mietvertrag für das LOFFT.

Die Notwendigkeit eines Theaterzentrums ergibt sich für Förster neben den räumlichen Problemlagen auch dadurch, dass der nötige Budgetaufwuchs für die Freie Szene nur mit dem Theaterzentrum kommen wird. Die architektonischen und finanziellen Entwürfe werden derzeit geprüft. Drei Träger und fünf Investoren sind momentan an dem Projekt beteiligt. Als Standorte werden derzeit der ehemalige Josephkonsum (ohne Anschluss der Schaubühne Lindenfels), der Felsenkeller, das Westwerk und die Spinnerei geprüft. Die Karl-Heine-Straße 55 ist bereits verworfen wurden.

Für Förster ist die Variante Josephkonsum am vielversprechendsten. Schon aufgrund der räumlichen Nähe zu anderen Akteuren ergibt sich ein zusätzliches Potential. So könne neben inhaltlicher Kooperation auch ein Technikpool mit der Schaubühne gebildet werden.

Die Kosten für das Vorhaben bezeichnet Förster als normal. Nur 20 – 30 Prozent der Kosten müssten von der Stadt getragen werden. Der Rest des Investitionsaufwandes werden durch EU-Mittel und Investoren gedeckt.

Dafür muss nun ein klarer politischer Wille gebildet werden. Die Verantwortung läge beim Kulturbürgermeister Michael Faber, so Kornelius Unckell. Für ihn zeigt sich an diesem Beispiel, dass es ein Führungsproblem in der Leipziger Kulturpolitik gibt. TdJW und das LOFFT werden mit ihren Problemen allein gelassen, ohne mit klaren Perspektiven planen zu können.

Jürgen Kasek kritisiert vor diesem Hintergrund, das Vorsichherschieben der offen Kulturfragen, die konstant nicht beantwortet werden. Der Kulturbereich sei ein zentraler Punkt der Politik, für den auch politische Weichen gestellt werden müssen. “Wir erwarten von Herrn Faber und der Linken ein klares Bekenntnis und volle Tatkraft für die Freie Theaterszene und das Theaterzentrum West,” so Kasek. Bis das Theaterzentrum, wo auch immer, entstehen wird, braucht das LOFFT “faire und nachhaltige Arbeitsbedingungen”. Um diese Bedingungen müsse sich Faber selbst kümmern und dürfe die Verantwortung dafür nicht den Häusern überlassen.

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