Professor Nils Berkemeyer von der Universität Jena gab das Impulsreferat für die 4. Bildungspolitische Stunde. In seinem Vortrag "Stadt der Bildung, Bildung der Stadt: Analysen und Beobachtungen zur Leipziger Bildungsoffensive" verdeutlichte der Experte für Schulpädagogik und Schulentwicklung aus Sicht von außen die Veränderungen in Leipzig durch das Bildungsmanagement.

“Was ich Ihnen vortrage, ist explizit keine Evaluation der Leipziger Bildungslandschaft”, stellte der Wissenschaftler gleich zu Beginn dar. “Ich habe nicht jahrelang hier geforscht.” Passend zur Jahreszeit sprach Berkemeyer über die Wahl der weiterführenden Schule. In Sachsen müssten sich Schüler und Eltern zwischen Gymnasium und Oberschule entscheiden. “Die Frage ist, ob ein System, das eine harte Selektionsentscheidung erfordert, zufriedenstellend sein kann?”, so Berkemeyer. Nicht wirklich, lautet seine Expertise, die die Stadträte mit lautem Tischklopfen goutieren.

Von dem Leipziger Konzept zum Bildungsmanagement zeigte sich der Bildungsforscher angetan. “Ich kenne kein elaboriertes Papier, das eine solche Integrationskraft hat wie dieses”, so Berkemeyer.

Im Anschluss berichtete Rolf Sprink, Leiter der Volkshochschule, von der Umsetzung des Leipziger Konzepts. Im Großen und Ganzen seien hier viele Versprechen gegeben worden, die meisten davon seien Versprechen geblieben. Als großen Vorteil berichtete er von der Bildungsberatung, die sehr gut angenommen werde und viel zur Weiterbildung in Leipzig beitrage. Verschiedene Maßnahmen würden hier koordiniert, die Qualität der Weiterbildung vorangebracht.
“Jeder hat das Recht auf Bildung und damit auf die Entwicklung seiner Persönlichkeit”, betont Stefan Billig (CDU). Dazu bedürfe es Geld. Die Verhandlungen über die Finanzierung von neuen Kita-Plätzen oder der Einstellungen von Lehrern hätten sich als schwer erwiesen.

Es stelle sich die Frage, wie Kindern, die in einem schwierigen sozialen Umfeld aufwachsen, an Bildungsmaßnahmen partizipieren könnten? “Fördern und fordern muss als Devise für Kinder und Eltern gelten”, erklärt Billig.

“Mit dem Programm ‘Lernen vor Ort’ war verbunden, Verwaltung und Politik zu sensibilisieren”, erinnert Margitta Hollick (Linke). Dies sei gelungen. Unerfreulich sei, dass 12 Mitarbeiterstellen im August mit Beendigung des Programms entfallen werden. Und: “Wir haben zu wenig Maßnahmen für schulmüde Jugendliche.”
“Bildungspolitik wird vom Finanzminister gemacht. Dieser hat nur ein Ziel: Sparen, um zum Geberland zu werden”, sagt Ute Köhler-Siegel (SPD). Die Stadträtin geht auf die hohe Zahl der Schulabbrecher ein. Exemplarisch verweist die Kommunalpolitikerin auf die 62,5 Prozent der Förderschüler, die ihre Schullaufbahn ohne Abschluss beenden. Deswegen verlangen die Sozialdemokraten eine präzise Analyse der Wirksamkeit von Schulsozialarbeit. Außerdem kritisiert Köhler-Siegel, dass geplante Zukunftsprojekte nicht termingerecht umgesetzt worden seien.

“Wir wünschen uns eine Schulverwaltung, die im Sinne guter Verwaltungspraxis arbeitet”, sagt Katharina Krefft (Grüne). Dazu sei eine Situationsanalyse notwendig, die bisher ausgeblieben sei. “Es fehlt das Geld für die Zukunft unserer Kinder”, beklagt Dr. Arnd Besser (FDP). Vom zukünftigen Stadtrat erwarten die Liberalen, die richtigen Entscheidungen im Sinne des Nachwuchses zu treffen.

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