Wer in Leipzig Samstags mit der Bimmel zum Shoppen in die Stadt möchte, muss mitunter etwas länger warten. Straßenbahnen und Busse verkehren nämlich selbst zu Stoßzeiten nur alle 15 Minuten. Dieses Angebot ist zu dünn, meint Jens Herrmann-Kambach (Linke), der die Verwaltung die Verwaltung seit Frühjahr hartnäckig mit dem Thema nervt.

Die Linken hatten beantragt, OBM Burkhard Jung (SPD) möge dem Stadtrat deshalb bis zum 1. Dezember eine Beschlussvorlage zur Änderung des Nahverkehrsplans präsentieren, die sicherstellen soll, dass ab dem 1. Dezember 2015 alle Bahnen und die Busse der Linien 60, 70, 72/73, 80 und 90 von 10 bis 18 Uhr an Samstagen und verkaufsoffenen Sonntagen im 10-Minuten-Takt verkehren.

Das Ziel der Initiative ist klar. Die Straßenbahnen sollen stärker nachgefragt, der ÖPNV attraktiver werden. Hintergrund: Im Juni 2014 hatte die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass sich ein 10-Minuten-Takt an Samstagen ohne Investitionen in Fahrzeuge und Infrastruktur realisieren lasse.

Anfang Oktober legte Baudezernentin Dorothee Dubrau (parteilos) einen Alternativvorschlag auf den Tisch: Im Rahmen der Fortschreibung des Nahverkehrsplans solle geprüft werden, auf welchen Linien und Streckenabschnitten die Erhöhung der Mindeststandards an Samstagen, verkaufsoffenen Sonntagen und Adventssonntagen anzuheben.

Der Oberbürgermeister werde bis Jahresende die LVB bitten zu prüfen, ob die Einführung eines 10-Minuten-Taktes im Straßenbahnnetz auch an verkaufsoffenen Sonntagen und an den Adventssonntagen ohne Erhöhung der städtischen Zuschüsse möglich sei und ob die Buslinie 72/73 vergleichbar mit den Bahnen verdichtet werden könne.

Zur Begründung verwies Dubrau schriftlich auf die Entscheidung der LVB, den 10-Minuten-Takt an Samstagen im Straßenbahnnetz zum Fahrplanwechsel am 1. Dezember 2015 einführen zu wollen. Die höheren Betriebskosten sollen aus zusätzlichen Fahrgelderlösen gedeckt werden. Um dies verlässlich prognostizieren zu können, führen die Verkehrsbetriebe seit November 2012 einen Test auf den Linien 3, 4 und 12 durch. Mit einer Entscheidung sei noch 2014 zu rechnen. “Eigentlich verwundert es einen, dass weder die Verwaltung noch der OBM sagen kann, wie ist denn der Test gelaufen?”, erklärt Hermann-Kambach.

Am Donnerstag konnte sich der Stadtrat nicht zu einem klaren Votum überwinden. Die Mehrheit der Stadträte stimmte gegen den Antrag der Linken. Mit dem 10-Minuten-Takt am Samstag ist also frühestens im Dezember nächsten Jahres zu rechnen. Selbst an den stark frequentierten Adventswochenenden werden Busse und Bahnen im gewohnten Rhythmus verkehren. Die Leidtragenden sind die Fahrgäste. Sollte die LVB nicht selbstständig über die Einführung des 10-Minuten-Taktes entscheiden, müssen sich die Leipziger weiter gedulden. Dem Stadtrat sind mit dem heutigen Votum bis 2016 die Hände gebunden.

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