Wenn die Erwachsenen durchdrehen, macht das auch vor Kindern nicht Halt. Die öffentliche aggressive Stimmung schwappt auch auf Schulhöfe über oder tobt sich gar mit Gewalt an Kindern aus. Eine Bundestagsanfrage von Monika Lazar (Grüne) macht das jetzt recht deutlich. Denn 41 Kinder unter 13 Jahren und 168 Jugendliche zwischen 14 und 18 wurden 2017 Opfer rechter Gewalt.

Erschütternde Zahlen, wie die Leipziger Bundestagsabgeordnete Monika Lazar betont. Erfragt hatte sie die entsprechenden Zahlen des kriminalpolizeilichen Meldedienstes zur Politisch motivierten Kriminalität der Jahre 2012 bis 2017.

Der „Spiegel“ bringt zum Vergleich auch noch die Zahlen zu linker und religiöser bzw. ausländerfeindlicher Gewalt. Danach waren 2017 nur ein Kind und elf Jugendliche Opfer linksmotivierter Gewalt, bei Taten, die einer ausländischen oder einer religiösen Ideologie zugeschrieben wurden, waren es fünf Kinder und neun Jugendliche.

Kinderund Jugendliche als Opfer rechter Gewalt. Grafik: Deutscher Bundestag
Kinder und Jugendliche als Opfer rechter Gewalt. Grafik: Deutscher Bundestag

Die Zahl der rechtsradikalen Übergriffe auf Kinder und Jugendliche waren 2016 noch höher, betrafen 78 Kinder und 267 Jugendliche. Vor 2015 waren sie deutlich niedriger. Das Jahr 2015 stellt also eine Zäsur dar – und zwar nicht in der „Flüchtlingsfrage“, sondern im aggressiveren Auftreten der Rechtsradikalen in Deutschland, für die die Aufnahme der Asylsuchenden nur ein Vorwand war, ihre aggressive Stimmungsmache zu forcieren.

Und wer genau hinschaut, sieht auch, dass sie vor allem darin besteht, Angst zu verbreiten und nicht nur verbal, sondern auch mit körperlicher Gewalt andere Menschen einzuschüchtern. Da passt durchaus Alexander Gaulands grimmige Ansage „Wir werden sie jagen“.

Mit der AfD ist eine Partei in den Bundestag eingezogen, die Einschüchterung zum politischen Prinzip erhoben hat. Und das schindet natürlich Eindruck, weil es auch das allgemeine Gefühl verstärkt, dass allein Drohen, Anprangern und Einschüchtern genügen, um eine bestimmte Art Politik zu legitimieren.

Und dass dabei auch Kinder und Jugendliche zum Opfer werden, wenn sie nicht ins Weltbild der Aggressoren passen, ist umso beschämender. Was soll das eigentlich für ein Land werden, wenn Gewalt zum einzigen Argument wird? Monika Lazar sieht durchaus die rechte Ideologie als Verursacherin dieser Entwicklung, denn die ist „nicht nur eine Gefahr für unsere Demokratie, sondern sie mündet mit erschreckender Regelmäßigkeit in körperliche Gefahr für Menschen und macht selbst vor extrem vulnerablen Gruppen wie kleinen Kindern nicht halt.“

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