Der Streit, ob den agra-Park in Zukunft eine neue Brücke überqueren, eine tiefergelegte Straße durchqueren oder ein Tunnel unterfahren soll, geht in die nächste Runde. Und die Fronten zwischen dem Verein Pro agra-Park sowie dem Verkehrsministerium in Dresden und dem Bundesbauministerium verhärten sich weiter.

Über die ablehnende Haltung der Ministerien in Dresden und Berlin gegenüber den Befürwortern einer Tunnellösung beziehungsweise einer tiefergelegten B2/B95 ist man beim Verein Pro agra-Park gelinde gesagt natürlich nicht gerade begeistert. So wirft man Verkehrsminister Morlok (FDP) in Sachsens Landeshauptstadt sowie dem Staatssekretär Jan Mücke (FDP) in Berlin vor, zur Zeit gleichlautende Informationen zu verbreiten, in denen kräftig mit der “Kostenkeule” geschwungen werde.

“Ein Paradebeispiel, wie versucht wird, die Kosten als Totschlagargument einzusetzen. Die Variante der Tieferlegung wird gnadenlos hochgerechnet, die Brücke dagegen erstrahlt als kostengünstiges Bauwerk. Die regionalen Interessen der Städte Leipzig und Markkleeberg werden missachtet, der Bürgerwille gar vollkommen ignoriert. Aus Stuttgart 21 hat man in den beiden Ministerien offenbar keine Lehren gezogen”, kommentiert Karsten Schütze, Vorsitzender von Pro agra-Park e.V.Er bezeichnet die Strategie der Politiker in Dresden und Berlin als Zahlenspielerei der FDP. Man nehme mit Verwunderung zur Kenntnis, dass sich die Kreis-FDP ohne konkrete Sachkenntnis der Alternativvarianten mit ihrer Pressemitteilung instrumentalisieren lasse, so Schütze weiter.

Die 64 Millionen-Euro-Variante des Straßenbauamtes beinhalte einen 600-Meter-Tunnel mit der Komplettsanierung der B2/B95 bis hin zum Umbau der Anschlussstelle Goethesteig, dem Bau von drei Ingenieurbauwerken sowie die Verlegung einer Fernwärmeleitung. Karsten Schütze kritisiert das scharf: “Mit anderen Worten: Eine vollkommen überdimensionierte Variante mit Standards, die bisher bei keinem anderen Tunnelbauwerk in Sachsen Anwendung fanden, etwa wie Standstreifen und 100 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit. Dem Verein Pro agra-Park e.V. ist bisher kein Vergleichsbauwerk bekannt, was für eine vergleichbaren Tunnellänge von notwendigen 380 m Länge solche Kosten verursacht.”Auf der anderen Seite werde die Brückenvariante des Straßenbauamtes mit 14 Millionen Euro schön gerechnet. Diese Zahl beinhalte jedoch nur das Bauwerk, aber keine Kosten für Ersatzmaßnahmen, Grundstückskäufe, Abbruchkosten, Lärmschutzmaßnahmen, Unterhaltungskosten etc.

Abgesehen davon seien bisher die Belange von Denkmal-, Natur- und Landschaftsschutz bei den Planungen des Straßenbauamtes nicht untersucht beziehungsweise berücksichtigt worden.

Pauschal werde behauptet, heißt es in der Mitteilung des Vereins Pro agra-Park, dass die Unterhaltungskosten eines Tunnels höher seien als die eines Brückenbauwerkes. Die Fachliteratur treffe aber sehr wohl Unterscheidungen in Abhängigkeit der Tunnellänge oder der Bauweise. Gerade die vorgesehenen Spannbetonbauteile der Brücke werden im Vergleich mit Trogbauwerken in der Fachliteratur mit höheren Unterhaltungskosten angesetzt.

“Eine wirkliche fachliche Auseinandersetzung mit den Gesamtkosten hat es bisher nicht gegeben. Es wird behauptet, dass der Neubau einer Brücke preiswerter ist. In der Gesamtkostenrechnung muss dies allerdings erst noch bewiesen werden”, so Karsten Schütze. “Es werden mal wieder nur die Kosten als Totschlagargument genutzt. Eine moralische Verantwortung der Entscheidungsträger zur Wiedergutmachung eines Schadens des Braunkohlebergbaus gibt es offenbar nicht. Pro agra-Park e.V. wird sich jedenfalls mit großer Unterstützung in der Bevölkerung weiterhin stark für eine tiefergelegte Straße einsetzen”, so Karsten Schütze weiter.

Der Verein werde im Übrigen in den nächsten Tagen das 100. Mitglied begrüßen können. Darüber hinaus werde die Liste der aktiven Unterstützer immer länger, so Schütze abschließend.

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