Markkleeberg hat ein Problem. Und das auch noch an den schönsten Tagen des Jahres. Dann strömen die Autokolonnen in die Stadt an den Seen. Und die vorhandenen Parkplätze reichen nicht aus. Die Autos landen mitten im Wohngebiet. Zum Ärger der Anwohner. Eine Parkplatzerweiterung soll Abhilfe schaffen. "Doch es sind garantiert keine 500 Stellplätze", berichtigt Daniel Kreusch, Pressesprecher der Stadt Markkleeberg, eine Zahl, die die L-IZ veröffentlicht hat.

Das Problem beschäftigt die Markkleeberger Stadtverwaltung schon eine Weile. 2011 war es schon Thema im Stadtrat. Ein Dresdner Büro wurde bereits 2010 beauftragt, die Parksituation im Markkleeberger Teil des Cospudener Sees zu untersuchen. Denn wenn an schönen Sommertagen die Fahrzeuge der Seeausflügler in die Wohngebiete drängen, muss es Gründe dafür geben. Es gibt mehrere. Der wichtigste ist wohl: Menschen suchen – auch wenn sie zum Freizeitvergnügen an den Cospudener See wollen – den einfachsten und direktesten Weg. Die meisten aus der näheren Umgebung, die die Bedingungen vor Ort kennen, kommen zwar mit Rad und Bus und Straßenbahn.

Aber wer die Nummernschilder studiert an wirklich schönen Sommertagen, der sieht, dass viele Seebesucher auch aus Dresden, Zwickau, sogar aus Thüringen und Sachsen-Anhalt kommen, etliche sogar darüber hinaus. Sie reisen mit dem Auto an. Und da die meisten Andockpunkte für den Cospudener See am Ostufer liegen, landen sie mit dem Fahrzeug in Markkleeberg. Hier liegt Pier 1, hier ist der Zöbigker Hafen usw. – Die Studie, die Markkleeberg erstellen ließ, ergab Mehreres: Das Parkdruckproblem beschränkt sich auf ein paar wenige Tage im Jahr, und zwar die schönsten. Dann aber ist es ein echtes Problem.

Und: Obwohl Markkleeberg unter dem Parkverkehr leidet, steht der am Nordufer von der Stadt Leipzig geschaffene Parkplatz zum größten Teil leer. Die mit dem Auto Angereisten wichen nicht dorthin aus, bevorzugten lieber die Parkplatzsuche in Markkleeberg. An guten Tagen können die vorhandenen Parkplätze die Autos nicht fassen. 168 Parkplätze gibt es auf dem privaten Parkplatz direkt an “Pier 1”. “Die sind praktisch immer belegt”, stellt Daniel Kreusch fest. Dann gibt es einen kleineren Parkplatz am Mühlweg in der Nähe des Golfclubs. 45 Stellplätze für Pkw, acht für Motorräder. “Hier gibt es für uns keine Möglichkeiten zur Erweiterung”, so Daniel Kreusch.

Zwei weitere recht seenahe Parkplätze findet man an der Koburger Straße – den oberen Parkplatz mit rund 200 Stellplätzen, etwas weiter entfernt vom See und den unteren mit 96 Stellplätzen. Beide im bzw. am Wald gelegen. Hier ist die Diskussion entbrannt. Denn nur hier gibt es Erweiterungspotenzial.

Denn die Studie hat ergeben, dass in Markkleeberg an Spitzentagen 170 Parkplätze fehlen. Diese Fahrzeuge landen in der Regel in den angrenzenden Wohngebieten, parken Bürgersteige und Einfahrten zu. “Wir kontrollieren jedes Wochenende, wir lassen auch abschleppen, wenn es sein muss”, sagt Kreusch. “Aber das löst das Problem nicht.”

In der Mehringstraße an der Rudolf-Hildebrandt-Schule versucht die Stadt in einem Abmarkierungsprojekt eine geordnetere Parksituation mit Anwohnerparken herzustellen. Aber das bringt, wenn es funktioniert, nur eine kleine Entspannung. Deswegen wird im Markkleeberger Stadtrat aktuell diskutiert, einen der vorhandenen Parkplätze zu erweitern. Nicht um 500 Plätze, wie der Ökolöwe befürchtet, sondern um maximal 170.

“Deswegen haben wir das Gebiet auch aus dem aktuellen B-Plan-Verfahren für Wohnbebauung am Zöbigker Winkel herausgenommen”, so der Stadtsprecher. “Wir würden sonst mit dem B-Plan-Verfahren noch immer nicht weiter sein.”Aber ob es überhaupt einen Zubau an Parkplätzen gibt, so Daniel Kreusch, ist noch völlig offen. Denn in der Zielplanung für den Cospudener See ist eigentlich eine Minimierung des Pkw-Verkehrs vorgesehen. Die Neuseenland-Besucher sollten eher mit Rad, Bus und Bahn anreisen – naturnah und umweltfreundlich. Deswegen hat die Stadt Leipzig Einspruch erhoben – auch mit Hinweis auf die freien Parkplätze auf dem Parkplatz am Nordufer. Doch dieser Parkplatz wurde 2000 auch mit Absicht möglichst weit entfernt vom Strand angelegt. Für den an Sonnentagen einfahrenden Pkw-Verkehr und den Wunsch der Seebesucher, möglichst schnell am Wasser zu sein, wohl zu weit.

Wer nach längerer Anreise da ist, will auch zu Fuß binnen weniger Minuten am Ufer sein. Das ist von den vier Markkleeberger Parkplätzen aus leichter möglich. Über die Zielabweichung muss jetzt die Landesdirektion entscheiden. Dort ist das Zielabweichungsverfahren anhängig. Dort fällt die Entscheidung, ob Markkleeberg das Parkplatzproblem am See mit der Erweiterung eines der vorhandenen Parkplätze lösen darf.

“In beiden Fällen – ob unterer oder oberer Parkplatz – müssten wir in Wald eingreifen. Um 7.000 Quadratmeter Wald geht es dabei freilich nicht”, sagt Kreusch. “Beim oberen Parkplatz wäre es sogar älterer Wald, den es beträfe. Aber in jedem Fall würden wir Ausgleichpflanzungen in Bad Lausick vornehmen.”

Ein bisschen Hoffnung setzt Markkleeberg auf die Inbetriebnahme weiterer Seen im Neuseenland. “Dann wird sich das – so hofft auch unser Oberbürgermeister Bernd Klose – etwas mehr auf die anderen Seen verteilen”, sagt Kreusch.

Was gar nicht in Frage käme, wäre ein Extra-Parkhaus. “Das könnten wir für die wenigen Tage, an denen es gebraucht würde, auch dem Steuerzahler nicht erklären”, sagt Kreusch. Jetzt bleibe abzuwarten, was die Landesdirektion im Zielabweichungsverfahren entscheidet.

Der aktuelle Stand dort nach Auskunft von Pressereferentin Jana Klein: “Alle Stellungnahmen im Verfahren liegen nunmehr vor. Die dabei aufgeworfenen Fragen wurden vor allem an Markkleeberg zur Stellungnahme gegeben; die Antworten liegen vor und werden jetzt ausgewertet. Weitere Fragen haben wir an das Landratsamt gerichtet; mit dessen Stellungnahme wird bis 24.09. gerechnet.

Wir streben bei ZAV [Anm. der Red.: Zielabweichungsverfahren] in der Regel an, diese innerhalb von etwa 3 Monaten abzuschließen. Das Gesetz sieht jedoch keine verbindliche Frist vor. Wir streben an, das Verfahren Ende Oktober/Anfang November abzuschließen.”

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