Seit 2008 sind sie am Südwestzipfel des Cospudener Sees zu Hause: die Bisons. Zusammen mit Sikawild bezogen sie damals ihr Gehege unterhalb der Bistumshöhe. Nun wird ein zweites Bisongehege bezogen. Ein Stück weiter südlich noch. Am Donnerstag, 11. Oktober, beziehen die beiden Waldbisonbullen Joe und Justus aus dem Münchner Tierpark Hellabrunn das neue Gehege am Südostufer des Cospudener Sees.

Wie die seit Juni angesiedelten Zwergwapitis dienen sie der Landschaftspflege des zirka 3 Hektar großen Geländes. An Bedeutung gewinnt das Gehege auch für die Waldbisonzucht in Europa, da es künftig möglich ist, zuchtfähige Waldbisonbullen für Zoologische Gärten zur Verfügung zu stellen. Damit leisten die Stadt Leipzig und die Buffalo-Ranch Neukieritzsch einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung dieser seltenen Unterart des Amerikanischen Bisons, die in den 50er Jahren bereits als ausgestorben galt, teilt die Leipziger Stadtverwaltung mit.

Betreut wird auch das neue Waldbisongehege am Südostufer des Cospudener Sees von Falk Selka, Besitzer der Buffalo Ranch Neukieritzsch. Im Juli 2008 hat er auch schon das erste Bisongehege mit seinen eindrucksvollen Tieren besetzt.

Das Sikawild-Bison-Gehege beherbergt Bisons und Sikatiere. Durch beide Tierarten im Gehege erhöhen sich neben dem Schauwert für Besucher auch Artgerechtigkeit und Naturnähe. “Ich finde diese Anlage sehr beeindruckend und freue mich, dass der Cospudener See hierdurch um einen weiteren Anziehungspunkt reicher ist”, erklärt seinerzeit Leipzig Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal. “Es ist das dritte Bisongehege im Leipziger Südraum und da noch weitere ähnliche Projekte angedacht sind, könnte der Bison sogar ein Identifikationsfaktor für den Südraum werden.”
Die Bisons und das Sikawild ernähren sich den größten Teil des Jahres von dem, was die 5,1 Hektar große Gehegefläche bietet. Sie verhindern dadurch eine Verbuschung des Geländes und schaffen so seltenen Pflanzen und Tieren, die offenes Gelände bevorzugen, einen geeigneten Lebensraum. Lediglich in Notzeiten, aus medizinischen Gründen oder zur Kontakthaltung mit Bisons und Sikawild wird zugefüttert.

Dieses sich wirtschaftlich selbst tragende Projekt wird von Forschern der Ökologischen Station Borna-Birkenhain wissenschaftlich begleitet, die vor Ort die Einflüsse der Gehegetiere auf Flora und Fauna untersuchen können.

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Und ganz ähnlich wird auch das neue Gehege mit den Waldbisons funktionieren. Auf seine Website erklärt Falk Selka recht eindringlich, warum Bison keine Büffel sind. Im lateinischen Wort Bison steckt übrigens noch der germanische Wortursprung, der in der Bezeichnung des europäischen Wisent überlebt hat. Und wen wundert’s: Wisent und Bison sind natürlich verwandt. Ihr gemeinsamer Vorfahr war der Steppenbison, der während der Eiszeit von Asien aus die Landbrücke nach Amerika überquerte.

Heute gibt es vom Bison (Bison bison) die beiden Unterarten des Steppen- und des Waldbison (Bison bison und Bison athabascae). Und es gibt den Wisent, den Bison bonasus. Die Ansiedlung des Waldbisons lässt natürlich auch eine Zeit wieder anschaulich werden, als die Landschaft, wo heute die Bergbaufolgeseen liegen, einmal Steppe war und hier Mammuts und Wollnashörner grasten und die ersten menschlichen Niederlassungen entstanden – nach den steinzeitlichen Artefakten aus dem Tagebau Espenhain zu schließen – irgendwann zwischen den großen Eiszeiten vor ungefähr 160.000 Jahren. Vielleicht wir man das einmal in der schon lange von Markkleeberg geplanten Ausstellung zum “Fundplatz Markkleeberg” anschaulich präsentiert bekommen.

Bis dahin kann man den Bisons zuschauen, wie sie das Gras kurzhalten.

Infos zur Buffalo Ranch Neukieritzsch:
www.buffalo-ranch.de

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