32 Millionen Euro kostete die Steuerzahler die Errichtung eines modernen Luftfrachtumschlagbahnhofs am Flughafen Leipzig. 7,25 Millionen Euro davon zahlte der Freistaat Sachsen, das übrige Geld stammt aus EFRE-Mitteln. Das Problem: Obwohl das Bauvorhaben 2008 fertiggestellt wurde, fahren bis heute keine Züge. Einzige Ausnahme: ein Probezug der DHL zwischen Leipzig/Halle und Frankfurt am Main im Jahr 2008.

Dies ergaben die Antworten von Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) auf eine Kleine Anfrage von Gisela Kallenbach, umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion.

Auf dem Gelände des Flughafens entstand 2008 ein Luftfrachtumschlagbahnhof mit Gleisanbindung an das bestehende Netz der DB. Der Umschlagbahnhof verknüpft die Verkehrsträger Luft und Schiene für zeitdefinierte Luftfrachtsendungen im Ladungsverkehr. Er besteht aus zwei Ladegleisen zur Ganzzugverladung mit einer Länge von jeweils ca. 620 Metern, zwei Wartegleisen und zwei Puffergleisen, die gleichzeitig zur Flüssigkeitsentladung dienen.

Er wurde 2006 – laut Staatsregierung – mit dem erklärten Ziel genehmigt, Straßen- und Lufttransporte durch umweltfreundliche Bahntransporte zu ersetzen. Da keine Bahnen fahren, wurde dieses Ziel verfehlt.Die Leipziger Landtagsabgeordnete Kallenbach ist empört: “Für mich ist das ein klarer Fall für den Landesrechnungshof. Sollte sich herausstellen, dass hier 32 Millionen Euro Steuergeld in den Sand gesetzt wurden, muss das Konsequenzen haben. Ich erwarte eine schnelle Aufklärung.”

“Ich will daher von der Staatsregierung wissen, aufgrund welcher Prognose die Finanzierung für das 32 Millionen Euro-Projekt bewilligt worden ist. Wie kann es sein, dass 32 Millionen Euro umsonst für die Verknüpfung der Verkehrsträger Luft und Schiene ausgegeben wurden? Wer hat hier wen belogen? Hat DHL mit falschen Karten gespielt und Zugverbindungen in Aussicht gestellt, die dann zu teuer waren? Wie kann es passieren, dass man wirtschaftlichen Bedarf so derart an der Realität vorbei prognostiziert?”

Verkehrsminister Sven Morlok versucht den Flop so zu erklären: “Um eine Zugverbindung … dauerhaft wirtschaftlich zu betreiben, muss auf der einen Seite die entsprechende Flexibilität und Kostenstruktur des Verkehrsträgers gegeben sein. Andererseits ist auch die nötige Auslastung der Züge unabdingbar. Beides konnte bisher nicht nachgewiesen werden.”

Es ist augenscheinlich immer noch billiger, des nachts zu fliegen, als die Fracht auf der Schiene zu verschicken.

“Dieser Schildbürgerstreich wird Thema im Landtag”, so Kallenbach.

Kleine Anfrage “Luftfrachtumschlagbahnhof am Flughafen Leipzig/Halle” (Drs. 5/11554):
http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=11554&dok_art=Drs&leg_per=5&pos_dok=2

Bundestagsdrucksache 16/635 “Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2007”: www.mobiles-sachsen.de/f021c16b.l

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