Erneuerbare Energien sind in aller Munde, dennoch hält sich die Braunkohle hartnäckig und wird weiterhin von vielen Seiten als Heilsbringer in Zeiten steigender Energiekosten gesehen. So sieht man es auch im Leipziger Südraum, wo die Mitteldeutsche Braunkohle AG (Mibrag) energietechnisch das Zepter schwingt. So haben jetzt auch die Neukieritzscher Gemeinderäte grünes Licht für die Erweiterung des Braunkohletagebaus Vereinigtes Schleenhain gegeben.

Auf seiner letzten Sitzung stimmt das Kommunalparlament dem vom Sächsischen Oberbergamt vorgelegten Betriebsplan für den Zeitraum 2014 bis März 2016 für drei Abbaufelder zu. Allerdings gibt es nach Ansicht der Gemeinderäte noch Bedenken, beziehungsweise gebe es noch einiges zu tun.

So wurde die Zustimmung mit einer ganzen Reihe von Bedenken, Anregungen und Forderungen verbunden. Das hat unter anderem damit zu tun, dass das Abbaufeld Schleenhain im geplanten Zeitraum in seiner Ausdehnung Richtung Norden nun doch näher an den Ortsteil Kieritzsch heranrücken wird. Erschwerend hinzu kommt, dass der Ort genau wie Neukieritzsch, Lippendorf und Lobstädt in der Hauptwindrichtung des Tagebaus liegen. Demzufolge befürchtet man bei den Anwohnern der Abbaufelder, dass bei extremen Wetterlagen die Lebensqualität stark beeinträchtigt werden könnte. Lärm, Staub und Abgase sind also zu befürchten.

Auf Seiten der Kommunalpolitiker befürchtet man weiterhin, dass trotz der in der Vergangenheit erfolgten Schutzpflanzungen und der Begrünung offenliegender Betriebsflächen höhere Belastungen für Ortschaften nicht ausgeschlossen werden können. Deshalb wurden einige Maßnahmen vorgeschlagen, die die Folgen des Bergbaus mildern sollen. So wurden für Kohlebänder die Nachrüstung mit Haubenabdeckungen vorgeschlagen, Staubbindemittel sollen zum Einsatz kommen, Fahrwege sollen mittels Wasserwagen benetzt werden.Des Weiteren sollen Vernebelungsanlagen zum Einsatz kommen und weitere offenliegende Betriebsflächen begrünt werden. Über all diese Vorschläge hinaus wurde es von den Neukieritzscher Räten für “dringend erforderlich” erachtet, eine Verdichtung der vorhandenen Lärm- und Staubmessstellen vorzunehmen. Dies vor dem Hintergrund, dass der vorgesehene erste Schnitt im Abraum des Abbaufeldes Schleenhain in Richtung Norden trotz aller bereits getätigten Vorkehrungen eine deutliche Erhöhung der Belastung für Kieritzsch sowie für Bereiche von Neukieritzsch-Nord mit sich bringen werde.

Besonders am Herzen lag den Kommunalpolitikern die Kindereinrichtung in der Leipziger Straße von Neukieritzsch. Die Mibrag solle hier besonders darauf achten, dass die Kinder keinen schädlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt werden. In diesem Zusammenhang bemängelte man die von der Mibrag bisher eingerichteten Messpunkte westlich des Lutherweges (Staubmessung) sowie im Bereich des Garagenhofes “Fuchsfarm” (Lärmmessung). Diese beiden Messstationen seien bei Weitem nicht ausreichend, um eventuelle Belastungen für die Kindereinrichtung aufgrund der neuen Abbausituation ausreichend festzustellen.

Eine neue Lärm-Messstation soll ferner auch in der Breunsdorfer Straße in Kieritzsch installiert werden. Mit der Veränderung der Bebauung in der westlichen Ortslage von Neukieritzsch haben sich zudem nach Auffassung der Kommunalpolitiker Veränderungen der Geräusch- und Staubausbereitung ergeben, die von den vorhandenen Messstellen nur unzureichend erfasst werden könnten. Neuinstallationen bzw. Verlegungen seien deshalb angebracht. Eine Verlegung des Lärmmessungsstandortes wird außerdem von Vertretern des Regionalparlamentes auch in Lippendorf vom nördlichen an den östlichen Ortsrand gefordert.

Auch an die Fußgänger und Radfahrer wurde bei Erstellung des Forderungskataloges gedacht. Da durch das Abbaufeld die Fuß- und Radwegverbindung von Kieritzsch bis zur Kreuzung B176/S71 unterbrochen wurde, steht die Anlage einer Alternativstrecke entlang des südlichen Abbaufeldes Peres auf der Liste. Wie auch immer die präventiven Maßnahmen seitens der Mibrag ausfallen werden, die Tatsache, dass der Bagger immer näher an Ortschaften rückt, wird damit nicht aus der Welt geschafft. Und wer weiß, welch einen Lärm ein Tagebau verursachen kann, wenn der Wind ungünstig steht, der wird sich auch von einem noch so feinen Netz an Messstationen nicht trösten lassen. Davon wird die Belastung auch nicht geringer. So haben die Menschen in der Region gelernt, mit dem Unvermeidbaren zu leben und versuchen das Beste daraus zu machen.

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