Nachdem die ersten Erhöhungen bei den Abschlagszahlungen für Gas und Strom stattgefunden haben und ein Ende der Preisspirale nicht absehbar ist, zieht Andreas Haesler, Gründer des Dental Museums in Zschadraß, jetzt die Reißleine. Um nicht in unbezahlbare Rechnungen zu laufen, soll der Museumsbetrieb bis zum März 2023 ruhen.

„Wir sind ein Museum, dass in Sachsen bei den Behörden in puncto Förderungen, bis auf kleine Ausnahmen, keine finanzielle Unterstützung zum Erhalt der Einrichtung bekommt, sodass wir keine andere Möglichkeit sehen, das Museum vom 1. November bis zum 31. März 2023 zu schließen, damit wir nach der kalten Jahreszeit nicht für immer die Tür verriegeln müssen. Wir sind es gewohnt, unter größten Einsparungen äußerst minimalistisch zu arbeiten, doch die Heizperiode würde uns den Todesstoß versetzen“, betont Haesler.

Dieser Schritt gefällt auch dem Gründer des Dental Museums nicht, aber er hat keine andere Wahl. Weiter betont er, dass die Arbeiten bei der Archivierung in einen kleinen speziell isolierten Raum verlegt werden, damit zumindest die eigentliche Museumsarbeit, die hinter den Kulissen geschieht, auch weitergehen kann.

„Wir bieten den Besuchern auch in der Zeit der Schließung für den offiziellen Publikumsverkehr auch weiterhin Gruppenführungen an, für die wir je nach aktueller Lage eine Energiepauschale von 180 Euro zum Eintrittspreis und pro Führung nehmen müssen. Das ist allerdings die derzeitige Berechnung. Wenn die Preise weiter steigen, müssen wir mehr und wenn sie sinken, können wir weniger berechnen“, sagt Haesler.

Dieser Schritt fällt dem Leiter des Museums nicht leicht, allerdings hat er auch keine Alternative. Für jede Führung, die stattfinden soll, muss das Haus bereits einen Tag vorher hochgeheizt werden, damit die Gäste ein angenehmes Besuchserlebnis haben. Weiter führt Haesler aus, dass es sinnvoll sei, dass die Gruppen möglichst groß sein sollten, damit sich die Energiepauschale auf viele Schultern verteilt. Bei zwanzig Personen wäre das zum Eintrittspreis von 7 Euro ein Aufschlag von 9 Euro.

Generell überlegt Andreas Haesler einen Umzug in ein anderes Bundesland. Momentan laufen Anfragen bei den Ministerien anderer Bundesländer und im Ausland, ob es dort einen Platz für das größte Museum, das zeitgleich auch das größte Wissenschaftszentrum zur Zahnheilkunde ist, gibt.

„Ich wollte immer in der Region bleiben, um mit dem Museum einen attraktiven Besuchspunkt in der Region zu erhalten. Bislang wurde jede Förderung, die an die sächsischen Fördereinrichtungen gestellt wurden, abgelehnt. Das zeigt mir, dass die sächsische Kulturlandschaft uns nicht braucht. Dann soll es eben so sein, das Museum braucht den Freistaat Sachsen nicht, um das historische Wissen an zukünftige Generationen weiterzutragen“, findet Haesler.

Dass dieses Wissen gefragt sein kann, beobachtet Haesler schon seit einigen Jahren. Studenten und Forscher suchen das Museum immer mal wieder auf, um zu forschen. Da kann es auch vorkommen, dass die eine oder andere technische Idee heute wieder von Interesse ist, da sie anders als vor ein paar Jahrhunderten, durch moderne Materialien und Produktionsmöglichkeiten sinnvoll und nutzbar erscheint.

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