Der Klimawandel sorgt schon heute mit höheren Temperaturen und weniger Regen für Trockenheit - in Sachsen und in anderen Regionen Deutschlands. Das hat sich auch den vergangenen Wochen wieder gezeigt. Der Freistaat Sachsen hat deshalb gemeinsam mit den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt die Regionalkonferenz "Mittel- und norddeutsche Trockenregionen im Klimawandel - Herausforderung für die Landnutzung" organisiert.

Diese findet am Mittwoch, 2. April, ab 10 Uhr und am Donnerstag, 3. April, ab 9 Uhr in den Leipziger KUBUS, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (Permoserstraße 15) in Leipzig statt. Auf der zweitägigen Veranstaltung werden Experten unter anderem über die künftige Klimaentwicklung, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Land- und Forstwirtschaft und über mögliche Anpassungsstrategien informieren.

Am Mittwoch, 2. April, um 18.30 Uhr findet im Rahmen der Konferenz eine Podiumsdiskussion mit Umweltminister Frank Kupfer und seinen Amtskollegen im Hörsaalgebäude der Universität (Universitätsstraße 1) statt.

Obwohl es noch keinen wirklichen Einfluss auf die Umwelt-, die Landwirtschafts- oder Flächenpolitik in Sachsen hat, hat zumindest das Umweltministerium das Thema “Klimawandel” auf seinem Radar. Es bietet auch online einige Informationen dazu, die zumindest signalisieren, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Bis zum Ende des Jahrhunderts geht auch das Sächsische Umweltministerium davon aus, dass sich die Durchschnittstemperaturen in der Region um 2 bis 3 Grad Celsius erhöhen. Das bedeutet zum Beispiel trockenere Sommer, was einen Umbau der Wälder, aber auch der Landwirtschaft bedeutet. Beim Umbau der Wälder kommt man nur langsam voran, der Umbau der Landwirtschaft kommt gar nicht erst in Bewegung, weil es in Sachsen keine bindenden Rahmenpläne gibt. Eher behandelt man die industrielle Landwirtschaft mit ihren großen Stallanlagen und weiten, erosionsgefährdeten Feldern mit Samthandschuhen. Der Flächenverbrauch läuft ungebremst – auch gegen alle eigenen Beschlüsse.

Aber auch das Thema Extremereignisse steht auf der Tagesordnung, fast nur wahrgenommen in Sachen Hochwasser, wo seit 2002 die Formel gilt: Hohe Deiche müssen es richten. Das kann für künftige Generationen sehr teuer und vor allem gefährlich werden. Dabei sind Starkregenereignisse nur eine Form der Wetterextreme, die künftig häufiger und heftiger zu erwarten sind.

Das Umweltministerium zählt für die letzten Jahre selbst diese Extremereignisse auf: das Hochwasser 2002, die Dürreperiode 2003, der Herbst 2006 als wärmster seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, der Winter 2006/2007 als wärmster seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (der möglicherweise durch den Winter 2013/2014 noch getoppt wird) sowie der April 2007 als wärmster und trockenster seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Da ist das Junihochwasser von 2013 noch gar nicht dabei.

Aber selbst das Jahr 2013, das durch den langen und kalten Winter, der sich bis April hinzog, gekennzeichnet war, war am Ende zu warm. “Das meteorologische Jahr 2013 zeigte sich in allen Regionen Sachsens wiederum etwas zu mild”, stellt das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in seiner Jahresauswertung fest. “Verglichen mit der Klimanormalperiode 1961 – 1990 waren Abweichungen der Jahresmitteltemperatur zwischen 0,3 K [Anm. d. Red.: Kelvin als physikalische Einheit für die ermittelten Temperaturunterschiede] im Erzgebirge und 0,6 K in Ostsachsen registriert worden.”In der Auswertung heißt es auch: “An dieser Stelle sei zur Verdeutlichung nochmal ausdrücklich an Weihnachten 2012 erinnert: Am 25.12. wurden in manchen Gegenden Höchsttemperaturen im Bereich von 15 Grad C erreicht. An einigen Wetterstationen wurden die höchsten jemals in einem Dezember gemessenen Temperaturen seit dem Beginn der dortigen Wetterstationsaufzeichnungen registriert. Ab Mitte Februar begann sich aber die Witterung zu ändern: weg vom eher
milden Wetter und hin zum Winter.”

Und beim Niederschlag fiel ja bekanntlich der Mai aus der Rolle: “Ein Beispiel ist der Mai: Bis in die letzte Dekade war der Monat deutlich zu trocken und dann stellte sich die Wetterlage drastisch um. In der Woche des Monatswechsels zum Juni gab es zwischen 50 und 200 Liter Regen auf den Quadratmeter. Örtlich fielen sogar über 200 mm Regen in dieser Zeit und lieferten damit die Vorlage für das dann folgende drastische Hochwasserereignis.”

Was eben auch mit der gestiegenen Temperatur der Erdatmosphäre zu tun hat: Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Das führt auch zu stärkerer Bewölkung. Auch das konnten die Sachsen 2013 erleben: Sie bekamen nur 90 Prozent der sonst üblichen Sonnenscheindauer. Das ging schon im Winter los: “Im Winter war die Summe der Sonnenscheindauer mit rund 50 bis 130 Stunden (in ganzen drei Monaten!) die geringste seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der Mittelwert wurde im Durchschnitt nur zu 55 % erreicht und damit war es der dunkelste Winter seit guten 50 oder 60 Jahren. Das schon dadurch am Jahresbeginn aufgelaufene Defizit wurde durch die Wirkung von Frühjahr und Herbst noch größer, so dass selbst etwa 1/5 mehr Sonnenschein im Sommer nichts mehr herausreißen konnte.”

Es sind also völlig unterschiedliche Phänomene, die jetzt schon dazu führen, dass sich die klimatischen Bedingungen in Sachsen – aber auch in den angrenzenden Bundesländern – verändern. Auch sie müssen sich anpassen. Nicht nur mit besserem Hochwasserschutz.

Dipl. Met. Wilfried Küchler vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie spricht auf der Tagung zum Beispiel über die “Bedeutung atmosphärischer Zirkulationsveränderungen in Mitteleuropa für die regionale Witterung”. Ein Schwerpunktthema auf der Tagung wird das künftige Wassermanagement – von der nachhaltigen Bodenbewirtschaftung über die Vermeidung von Oberflächenabfluss und Bodenerosion bis hin zum zunehmenden Trockenstressrisiko für Wälder. Letzteres nicht nur ein Thema für den Auenwald, sondern auch für die Waldbrandgefahr. Erst im Herbst haben die Länder neue Waldbrandwarnstufen definiert, um auf die “schneller wechselnden und extremeren Witterungserscheinungen reagieren zu können”. Das wird auch dazu führen, dass oft schon im Frühjahr hohe Waldbrandstufen ausgerufen werden.

Die Website des Umweltministeriums zum Klimawandel in Sachsen: www.umwelt.sachsen.de/umwelt/klima/1285.htm

Die Auswertung des Wetters im Jahr 2013 in einem Fachbericht: www.umwelt.sachsen.de/umwelt/download/Fachbeitrag_DWD-LfULG_30.01.2014.pdf

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