Hat Sachsen nun endlich eine Crystal-Prävention oder hat sie keine? Die "Freie Presse" in Chemnitz meldete am 19. April, es gäbe eine. Die Grünen finden keine. Sie haben eher das Gefühl, die Regierung wisse gar nicht, was sie tun könne. Ob sie gar will, weiß auch keiner so richtig. Man weiß nur, dass das Crystal-Problem zumindest die Sozialministerin beschäftigt.

“Unverändert zählen Suchtprobleme im Zusammenhang mit Alkohol zu den häufigsten Suchterkrankungen”, sagte jüngst Christine Clauß, die zuständige Gesundheitsministerin, als sie am 24. Januar den “2. Sächsische Drogen- und Suchtbericht” vorstellte. “Nahezu 600.000 Personen in Sachsen weisen einen riskanten Alkoholkonsum auf, 55 Prozent der Klientinnen und Klienten sind auf Grund einer Alkoholproblematik in einer sächsischen Suchtberatungs- und -behandlungsstelle. Gleichzeitig haben wir seit 2009 zunehmende Belastungen des Suchthilfesystems u. a. durch Konsumenten von Methamphetamin, insbesondere ?Crystal?. Aber auch Konsumenten, die Mischkonsum praktizieren und einen zunehmenden Hilfebedarf im Bereich der stoffungebundenen Störungen benötigen, sind verstärkt zu beachten.”

So eine Analyse bedingt eigentlich, dass man ein Präventionsprogramm schnürt. Versprochen ist es in Sachen Crystal schon länger.

Doch trotz gegenteiliger Ankündigung in der “Freien Presse” habe die Staatsregierung noch keine Crystal-Präventions-Strategie vorgelegt, kritisiert Elke Herrmann, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag. Und auch die am 10. April zugesagte schriftliche Antwort auf ihre Mündliche Anfrage habe sie bis Dienstag, 29. April, nicht bekommen.”Seit Dezember 2013 ist die Strategie angekündigt. Mitte Februar erklärte Innenminister Markus Ulbig zudem, dass aufgrund des Stellenabbaus Dutzende Stellen in der polizeilichen Drogen-Prävention wegfallen werden. Dennoch lässt sich die Staatsregierung bei der Erarbeitung der Präventionsstrategie unglaublich viel Zeit”, stellt Herrmann fest. “Wer, wie der Minister will, dass ‘Suchtberatungsstellen und Kommunen in die Bresche springen’ sollen, muss für die nötige Finanzierung sorgen. Schon im Jahr 2014 und nicht erst im kommenden Haushalt müssen die Suchtberatungsstellen und die Kommunen mehr Geld für ihre Arbeit erhalten.”

Das Sächsische Staatsministerium des Innern hat am 16. Dezember 2013 in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass eine übergreifende Strategie zur besseren Vorbeugung vor dem Missbrauch der Droge Crystal erstellt wird. Dafür wurde zwischen den Staatsministerien für Inneres, Soziales, Kultus und Justiz eine Arbeitsgemeinschaft zur Prävention von Crystal gegründet. Daran sollen neben den Stellen der Suchtberatung und -behandlung auch die Bereiche Schule, Jugendhilfe, Wirtschaft und Kommunen beteiligt werden.

“Besonders Kinder von Crystal-abhängigen Eltern sind gefährdet. Doch Sozialministerin Christine Clauß kennt die genauen Zahlen nicht, wie unsere Kleine Anfrage zur Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen drogenabhängiger Eltern (Drs. 5/13297) belegt. Deshalb ist eine enge Kooperation mit der Jugendhilfe und den Jugendämtern unerlässlicher Bestandteil einer Crystal-Präventionsstrategie”, erläutert Herrmann. “Crystal-User brauchen mehr ambulante psychotherapeutische Angebote und Selbsthilfegruppen. Die Betreuungsfälle übersteigen seit langem die Kapazitäten in den Suchtberatungs- und -behandlungsstellen.”

Kleine Anfrage “Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen drogenabhängiger Eltern” (Drs. 5/13297): http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=13297&dok_art=Drs&leg_per=5&pos_dok=202

Pressemitteilung vom 16. Dezember 2013: www.medienservice.sachsen.de/medien/news/

Der Grüne-Antrag “Crystal – Sofortprogramm zur Stärkung der ambulanten Suchtberatung in Sachsen” (Drs. 5/10944): www.gruene-fraktion-sachsen.de/fileadmin/user_upload/Antraege/5_Drs_10944_1_1_4_.pdf

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