Antje Hermenau schmeißt hin. 2004 führte sie die Grünen wieder in den Landtag. Im Streit um eine schwarz-grüne Koalition scheiterte die ehemalige Fraktionsvorsitzende nun endgültig am Widerstand in den eigenen Reihen. Deshalb und aufgrund des eher mäßigen Wahlergebnisses von 5,7 Prozent kandidierte sie nach der Landtagswahl nicht erneut um den Fraktionsvorsitz. Am Samstag kündigte nun Hermenau an, sich komplett aus der aktiven Politik zurückzuziehen.

Die Entscheidung hatte sich in den vergangenen Tagen abgezeichnet. Am Samstag schuf Antje Hermenau Fakten. Beim Landesparteitag in Leipzig kündigte die Abgeordnete an, ihr jüngst wiedergewonnenes Landtagsmandat abzugeben und den Grünen-Kreisverband Dresden verlassen zu wollen.

“Es ist ganz gut, weil jetzt der Weg für einen strukturellen Neuaufbau der Partei frei ist”, findet der Leipziger Grünen-Vorstand Jürgen Kasek. “Es ist ein Stück weit schade, weil uns langjährige parlamentarische Erfahrung verloren geht.” Dennoch sei Hermenaus Schritt folgerichtig. Die 50-Jährige verkörperte im Wahlkampf die schwarz-grüne Machtoption und hatte sich beim Aufstellungspoarteitag zur Landtagswahl im Jahre 2013 massiv gegen Kandidaten und Mitglieder in der eigenen Partei gewandt, welche bereits damals in dieser Option in Sachsen keinen Weg sahen. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte es einen Richtungsstreit innerhalb der sächsischen Grünen gegeben, welcher im Rückzug seiner Landtagskandidatur von Johannes Lichdi (ehem. MdL) erste Konsequenzen fand.

Am Nachmittag erklärten die Landesvorsitzenden Claudia Maicher und Volkmar Zschocke zum Rücktritt von Antje Hermenau: “Wir haben diese Entscheidung zu respektieren. Antje Hermenau war 10 Jahre Vorsitzende der GRÜNEN Landtagsfraktion. Sie ist nie in der GRÜNEN Nische geblieben und hat unsere Partei mit neuen Milieus verbunden. Dabei ist sie immer das Gesicht der sächsischen GRÜNEN geblieben. Wir haben in den letzten Jahren immer gut mit ihr zusammengearbeitet, gemeinsam eine mehrheitsfähige Wahlkampfstrategie erarbeitet und gemeinsam einen guten Wahlkampf gemacht. Zum dritten Mal in Folge hat Antje Hermenau uns in den Landtag geführt. Das wir uns behaupten konnten, ist auch ihr Verdienst.”

Der Kurs Richtung CDU ist damit in Sachsen vorerst vollständig gescheitert, noch nach den Sondierungen war Antje Hermenau am Freitag, 19. September quasi allein dafür, diese Option weiter wahrzunehmen. Fast der gesamte Parteirat, die Grüne Jugend Sachsen und große Teile der Stadtverbände wollten aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtungen der Vorstellungen in den Sondierungen keine Koalitionsverhandlungen mit der CDU führen.

Für Hermenau, welche ankündigte, künftig als Beraterin tätig sein zu wollen, wird Franziska Schubert aus der Oberlausitz in den Landtag nachrücken.

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