Da freut sich doch ein sächsischer Umweltminister. Just am Freitag, 26. September, konnte das Sächsische Umweltministerium vermelden: "Fische aus Elbe und Mulde sind nur noch gering mit Schadstoffen belastet. Das zeigen die Ergebnisse des regelmäßigen Schadstoffmonitorings, bei dem im Herbst 2013 insgesamt 135 Fische untersucht wurden.

“97 Prozent aller in Elbfischen gemessenen Einzelwerte wiesen keine Überschreitungen der zulässigen Schadstoffhöchstgehalte auf”, sagte bei der Gelegenheit Umweltminister Frank Kupfer. “Die jährlichen Kontrollen zeigen, dass unsere Flüsse langsam aber stetig immer sauberer werden.”

Zumindest was die Schadstoffe anbelangt, die sich im Gewebe der gefangenen Fische absetzen und nachweisen lassen. Bei zwei nachgewiesenen Giften gab es 2014 sogar erhöhte Konzentrationen: Gegenüber dem Vorjahr wurden in den aus der Elbe stammenden Fischen bei Quecksilber und Polychlorierten Biphenylen (PCB) insgesamt geringfügig höhere Konzentrationen festgestellt. Bei acht Fischen, hauptsächlich Barben, wurde der zulässige Höchstwert für PCBs überschritten und bei neun Fischen, insbesondere Rapfen, wurden unzulässig hohe Quecksilbergehalte festgestellt. Dabei hat es sich vor allem um ältere und damit größere Fische gehandelt, die aufgrund ihres höheren Lebensalters in der Regel stärker mit Schadstoffen belastet sind.

Polychlorierte Biphenyle (PCB) gehören zu den zwölf “schmutzigste Umweltgiften” und wurden 2001 durch die “Stockholmer Konvention weltweit verboten. Besonders “dreckig” sind sie deshalb, weil sie von Bakterien kaum abgebaut werden und deshalb – einmal in die Umwelt gebracht – sich immer weiter verbreiten. Dass gerade die PCB-Belastung bei einigen der gefangen Fische wieder über dem gesetzlichen Grenzwert lag, hat augenscheinlich mit der Flut 2013 zu tun.

“Ein weiterer Grund für die höhere Belastung dieser Fische können Sedimentumlagerungen beim Hochwasser im Sommer 2013 sein, wodurch aufgewirbelte Schadstoffe in die Nahrungskette gelangt sein können”, stellt das Umweltministerium fest. “Die Gehalte der anderen untersuchten Schadstoffe wie Cadmium, Blei, Dichlordiphenyltrichlorethan und Hexachlorbenzol lagen deutlich unter den zulässigen Höchstmengen und wiesen damit keine nennenswerten Änderungen im Vergleich zum Vorjahr auf. Die Empfehlung an Angler, pro Person und Monat nicht mehr als zwei Kilogramm Elbfisch zu verzehren, bleibt dennoch aktuell. Sie gilt auch für Fische aus der Mulde.”
Das Landessamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), stellt in seinem Bericht dazu genauer fest: “Der Belastungsgrad der Fische, der als fiktives Maß und als Vergleich für die Überschreitung von Höchstwerten dient, ist jedoch gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 85 Prozent der Probefische blieben ohne jede Beanstandung. 2,4 Prozent aller gemessenen Einzelwerte überschritten den jeweils zulässigen Höchstwert (17 von 700), wobei die mittlere Überschreitung auf 53,1 Prozent angestiegen ist und damit wieder im Bereich der Jahre 2004 bis 2006 liegt.”

Es weist auch auf die Medienberichte hin, die im Juni 2013 unter anderem vor einer starken Vergiftung der Elbe im tschechischen Gebiet warnten und entsprechende Folgen für den sächsischen Teil des Flusses beschworen. Das es so nicht kam, hat zwei Gründe: “Die riesige Verdünnung, das relativ starke Gefälle der Elbe in Sachsen, welches im sächsischen Flusslauf kaum Sedimentationsfläche für belastete Schlämme und Sedimente bietet sowie die zeitliche Begrenztheit des Ereignisses für die Bioakkumulation und die Aufnahme über die Nahrungskette haben in Sachsen nicht zu der behaupteten ‘Verseuchung’ der Fische geführt.”

Im Klartext heißt das dann wohl: Gerade die starke Kanalisierung der Elbe, die “kaum Sedimentationsfläche für belastete Schlämme und Sedimente bietet”, hat dazu geführt, dass die vergifteten Wasser aus Tschechien einfach durchgespült wurden. Das Gift liegt jetzt entweder in den flussabwärts gelegenen Abschnitten der Elbe oder in der Nordsee.

Von den untersuchten Fischen stammten 100 aus der Elbe, acht aus der Freiberger Mulde, 14 aus der Zwickauer Mulde und 13 aus der Vereinigten Mulde. Unter ihnen waren 17 verschiedene Arten, vor allem Blei (Brachsen), Döbel, Rapfen, Plötzen, Hechte und Zander. Das Durchschnittsgewicht betrug nahezu zwei Kilogramm und war damit im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren außergewöhnlich hoch.

In nunmehr 20 Jahren wurden im Rahmen des jährlichen Schadstoffmonitorings aus der Elbe 17 Fischarten unter anderem Zander, Hecht, Blei, Aland, Döbel, Plötze, Rapfen, Barbe und Nase an fünf festgelegten Stellen entnommen und im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie auf relevante Schadstoffe untersucht – insgesamt 1.966 Fische. Anhand der Untersuchungsergebnisse kann die Entwicklung der Schadstoffbelastung der Elbe lückenlos nachvollzogen werden. Insoweit dienen die untersuchten Fische als Indikatoren und spiegeln den erfreulichen “Gesundungsprozess” der Elbe wieder, betont das Umweltministerium.

Der Blick auf die Probenentnahmen seit 1994 zeigt, dass die wesentlichen Weichenstellungen für eine Gesundung der Elbe mit der Deindustrialisierung Sachsens ab 1990 einher gehen. 1998 waren noch 88 Prozent der Proben belastet. In den Folgejahren nahm dieser Anteil kontinuierlich ab, Zeichen auch dafür, dass die belasteten Sedimente nach und nach ausgewaschen wurden. 2002 war der Anteil auf 18 Prozent gesunken, schnellte – als Folge der Flut von 2002 – im Folgejahr noch einmal auf 30 Prozent, um sich dann zwischen 5 und 15 Prozent einzupegeln. Ob der im Herbst gemessene Zeigerausschlag schon mit der Flut im Juni 2013 zu tun hat, wird man erst 2015 sagen können, wenn das LfULG auch die Messeergebnisse von 2014 vorweisen kann.
Das Monitoring als PDF zum download.

Wikipedia zu PCB:
http://de.wikipedia.org/wiki/Polychlorierte_Biphenyle

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