Die Uni-Riesen werden die neue Saison - egal in welcher Liga - ohne ihren bisherigen Trainer Dimitris Polychroniadis bestreiten. Der Grieche verlässt nach vier Jahren den Verein. In einer Pressemitteilung versuchte der Club die Demission irgendwie zu begründen. Außerdem verließen Marketingchef Danny Traupe und Pressesprecher Conrad Ziesch den Verein.

Ungewöhnlich viel Bewegung bei den Leipziger Uni-Riesen. Nach der im März verkündeten Neuausrichtung des Vereins gen Euroleague ist bei dem sonst so seriösen und bodenständigen Verein mächtig was los. Größte Veränderung: Nach vier Jahren wird Erfolgstrainer Dimitris Polychroniadis die Uni-Riesen verlassen. Beide Seiten einigten sich diese Woche darauf, den Vertrag nicht zu verlängern. In einer offiziellen Erklärung des Vereins heißt es dazu: “Wir sind uns darüber im Klaren, was Dimitris in den vergangenen vier Jahren bei uns geleistet hat. Er hat die Mannschaft in die ProB geführt und dafür gesorgt, dass sie dort nicht nur mithalten, sondern häufig Top-Leistungen abliefern konnte. Dafür gebührt ihm Respekt und großer Dank.”

Doch einen neuen Vertrag sollte der Grieche trotzdem nicht bekommen. Geschäftsführer Dr. Werner Scholz begründete das mit der Neuausrichtung des Vereins speziell in Sachen Jugendarbeit. “Nicht nur die erste Mannschaft braucht neue Impulse, auch in der Jugendarbeit müssen wir noch konsequenter arbeiten. Ein neuer Cheftrainer muss sich definitiv in diese Arbeit einklinken. Er muss bereits U10-Spielern das Gefühl geben, ein Uni-Riese zu sein, muss aber gleichzeitig auch den Jugendtrainern zur Seite stehen.” Liest sich wie ein versteckter Vorwurf.
Der verstoßene Dimitris Polychroniadis wollte dieses Zitat nicht weiter kommentieren. “Ich hatte diese Woche ein Gespräch mit Dr. Werner Scholz in dem mir verschiedene Zukunftsszenarien erklärt worden. Ich kam nur in einem vor.” Polychroniadis, der aus einer Regionalliga-Truppe ein ProB-Team machte und 2010 und 2012 die Saisonziele übererfüllte, störte zudem, dass “ich nur noch Teil eines Szenarios war.” Der Grieche sollte sich gedulden und warten, welches Szenario eintritt. Der gesamte Vorgang war für den ehrgeizigen Trainer mindestens eine große Enttäuschung. Und so informierte er am Donnerstag Dr. Scholz, dass er nicht warten würde.

Fakt ist aber auch: Er wurde gar nicht gefragt, ob er in der Jugend helfen würde. Laut seinen bisherigen Verträgen war es auch gar nicht seine Aufgabe, trotzdem ging er hin und wieder in Schulen, um mit Jugendlichen zu trainieren. Für Dominik Braun, zuständig für die Jugendarbeit des USC, war die dosierte Mitwirkung in der Jugendarbeit jedenfalls kein Problem: “Es war nicht seine Aufgabe und er hat mit dem Männer-Team genug zu tun gehabt. Es wäre doch auch gar keine Zeit für ihn gewesen, sich intensiver in die Jugendarbeit einzubringen.” Der Passus mit der Jugendarbeit also nur eine Mär, um die Entlassung irgendwie zu rechtfertigen?
Auch Marketing-Chef Danny Traupe hat die Uni-Riesen nach nur einer Saison verlassen. Auf eigenen Wunsch. “Ich habe keinen Sinn mehr in der Arbeit bei den Uni-Riesen gesehen, weil die Kommunikation in den letzten Monaten an mir vorbeigeleitet wurde”, so Traupe. Offen ist derzeit, wer Traupe und Polychroniadis beerben und wer nächstes Jahr überhaupt bei den Uni-Riesen auflaufen wird. Polychroniadis lotste vor der Saison mit viel Überzeugungsarbeit Walter Simon und Richard Fröhlich nach Leipzig, die Amerikaner Mo Pratt und Lamar Morinia sind derzeit in der Heimat. Vor allem ob Publikumsliebling Morinia, der mit Polychroniadis ein sehr gutes Verhältnis hatte, wiederkommt, scheint ungewiss. Die Nicht-Verlängerung mit dem Trainer soll bei der Mannschaft für betretene Gesichert gesorgt haben.

Zu guter Letzt wird auch Pressesprecher Conrad Ziesch nicht mehr für die Uni-Riesen aktiv werden. Hier ist die Sachlage wenigstens einfach: Ziesch arbeitete ehrenamtlich. Ihm blieb über die vergangenen Monate immer weniger Zeit für die Basketballer.

Ex-Uni-Riesen-Trainer Polychroniadis hat nun Zeit. Was wird in Zukunft? “Ich bin sicher, dass ich bald wieder einen Trainerposten bekomme. Ich würde gern in Deutschland bleiben, aber wenn es im Ausland ist, würde ich mich auch nicht sträuben.”

Info: Der Verein teilte mit, dass er die Lizenz für die ProA und die ProB erhalten hat. Derzeit ist aber nicht mit dem Rückzug eines Teams aus der ProA zu rechnen.

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