RB Leipzig hat das Unternehmen Aufstieg mit einer Kampfansage begonnen. Der Tabellenerste der Regionalliga Nord bezwang den SV Wilhelmshaven souverän mit 8:2. Und selten haben die Rasenballer dabei einen Gegner dermaßen vorgeführt wie am Sonntag-Nachmittag die Ostfriesen.

Mit einer erfolgreichen Rückrundenvorbereitung (7 Siege, 2 Unentschieden) und drei Neuzugängen im Gepäck ging das Team von Trainer Peter Pacult mit breiter Brust in das Duell mit den Jadestädtern. Der SV Wilhelmshaven durchschifft derweil wieder einmal schweres Gewässer. Mit 18 Punkten aus 17 Spielen befinden sich die Ostfriesen mitten im Abstiegssumpf. Daran sollte sich heute nichts ändern. Die Rasenballer düpierten ihren Gegner mehrfach und beherrschten ihn nach Belieben, so dass sich früh erste Torchancen einstellten. In der 5. Minute scheiterte Kapitän Daniel Frahn nach Vorlage von Neuzugang Roman Wallner aus rund 17 Metern an Torwart Hergen Gerdes. Vier Minuten später bot sich zwar eine Ahnung einer Chance für die Gäste, doch Steve Sams Ball flog von der linken äußeren Strafraumspitze direkt in die Hände von RB-Hüter Pascal Borel.

In der 14. Minute legte Tom Geißler den Ball im Sechzehner quer und Frahn netzte das erste mal ein. In der Folge versuchten die Gastgeber mit offensivem Pressing das Spiel an sich zu reißen. Den Wilhelmshavenern blieb bei wenigen Mitteln dagegen nur, die Leipziger mit Kontern ein wenig zu ärgern. Vergebens. Häufig fanden die entscheidenden Pässe keine Abnehmer. Und wenn doch, kam ihnen das Leipziger Abwehrbollwerk in die Quere. In der 26. Minute fielen sie ihrer Taktik selbst zum Opfer. Nach einem Wilhelmshavener Freistoß weit in der Leipziger Hälfte landete die Kugel nicht im Netz, sondern bei den Rasenballern. Frahn machte auf der linken Seite Tempo, schob die Kugel zu Wallner auf der Mittelbahn, der nur noch Hüter Gerdes vor sich hat. Für den Österreicher im Abschluss eine leichte Übung.

Von Wilhelmshaven war in der Folge lange gar nichts mehr zu sehen. Zu hören sowieso nicht, denn ihre Fans hatten sie nicht mitgebracht. Vermutlich spürten die Spieler bereits, dass sie mit einer Nullnummer nach Hause fahren werden. Nach einer halben Stunde war der Klassenunterschied unübersehbar. Erst in der 34. Minute versuchte Christian Skoda das Eis zu brechen. Doch auch er hatte nicht den richtigen Pickel zur Hand – sein Verzweiflungsschuss aus 20 Metern landete meterweit neben dem Tor. Acht Minuten später durfte hingegen sein Keeper Gerdes erneut hinter sich greifen. Tom Geißler nutzte einen Fehlpass von Tim Hoffmann, um rotzfrech den nächsten Konter einzuleiten. Über Henrik Ernst gelange das Leder an Wallner, der auf 3:0 erhöhte. Damit nicht genug. Zwei Minuten später landete eine platzierter Schuss durch Christian Müller nach furiosem Solo auf dem rechten Flügel aus scharfem Winkel unhaltbar im Gehäuse. Ein Hauch von Bundesliga wehte durch die Arena. Mindestens jedoch eine deutliche Vorentscheidung.
Im zweiten Durchgang machten die Rasenballer dort weiter, wo sie im ersten aufgehört hatten. Keine zwei Minuten nach Wiederanpfiff scheiterte Thiago Rockenbach noch aus 12 Meterm an Keeper Gerdes. In der 49. Minute brachte Ernst schließlich die letzten Zweifler zum Schweigen. Nach Vorlage von Kapitän Frahn erhöhte der Mittelfeldmann auf 5:0. Doch die Rot-Weißen waren weiter torhungrig und gaben ein wenig Raum in der eigenen Abwehr frei. In der 63. Minute hatte der Wilhelmshavener Stürmer Francky Sembolo nach platziertem Zuspiel plötzlich nur noch Pascal Borel vor sich. Doch Assistent Andy Stolz hob die Fahne. Abseits. Der Kongolese, mit der motivierteste Gästespieler, versuchte weiterhin sein Glück. Nachdem sein Fallrückzieher aus 6 Metern in der 70. Minute nahe der rechten Torraumgrenze deutlich den Kasten verfehlte, hatte er zwei Minuten später endlich Grund zum Jubeln. Der Stürmer köpfte einen Freistoß von Süleymann Celikurt ins Gehäuse. Torwart Borel war chancenlos.

Nachdem Frahn in der 78. Minute per Kopf auf 6:1 erhöht hatte, traf der 26-Jährige erneut, diesmal nach einer Hereingabe von der rechten Seite. Ein unnötiges Gegentor, der klar auf das Konto der RB-Abwehr ging. Wilhelmshaven ansonsten chancen- und lustlos. In der 84. Minute konnte der eingewechselte Stefan Kutschke nach Vorlage von Frahn ohne nennenswerte Gegenwehr auf 7:2 erhöhen, bevor Wallner in der 87. Minute den 8:2-Entstand markierte. Für den Österreicher ein Einstand nach Maß. Das Publikum feierte das Team nach Abpfiff bereits als künftigen Aufsteiger.
Sein Kapitän zeigte sich rundum zufrieden. “Das war das richtige Zeichen in Richtung Halle und Kiel”, formulierte Frahn eine Kampfansage. Mit der Arbeit seines neuen Sturmpartners war er sichtlich zufrieden. “Dafür, dass wir das erste Mal zusammmen gespielt haben, war das ‘ne gute Leistung.” Glücklich war auch Coach Peter Pacult. “Wir haben in der ersten Halbzeit unsere Möglichkeiten voll genutzt.” Die beiden Gegentreffer hätten aus seiner Sicht allerdings nicht fallen dürfen. “Wir haben ein blutleeres Spiel gezeigt”, fasste Gästetrainer Christian Neidhart die Leistung seiner Jungs in Worte. “Leipzig war uns in allen Punkten überlegen.”

Nächsten Sonntag gastiert Pacults Team beim TSV Havelse. Die Niedersachsen rangieren auf Tabellenplatz 7. Für einen Aufstiegskandidaten sollte die Überraschungstruppe eine lösbare Aufgabe darstellen. Drei Tage später treten die Rasenballer im Landespokal beim FSV Zwickau an.

RB Leipzig: Borel – Müller, Hoffmann, Franke (30. Hoheneder), Wisio – Röttger, Geißler (68. Schulz), Ernst, Rockenbach (55. Kutschke) – Wallner, Frahn (C) – Trainer: Peter Pacult

SV Wilhelmshaven: Gerdes – Broniszewski, Hofmann, Softic, Celikyurt – Sam (58. Koweschnikow), Puttkammer (C, 76. Ari), Skoda, Karli – Nonni (46. Yilmaz), Sembolo – Trainer: Christian Neidhart

Schiedsrichter: Felix Brych (München)

Tore: 1:0 Frahn (14.), 2:0 Wallner (26.), 3:0 Wallner (42.), Müller (45.), 5:0 Ernst (49.), 5:1 Sembolo (72.), 6:1 Frahn (78.), 6:2 Sembolo (79.), 7:2 Kutschke (84.) , 8:2 Wallner (87.)

Zuschauer: 4.958

Gelbe Karten: Hoheneder / Karli

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