Wenn der Rote Stern Leipzig auswärts spielt, sind Neonazis oft nicht weit. Bei Spielen im Leipziger Umland ließ sich bereits das Phänomen beobachten, dass braune Kameraden dem Club gezielt hinterher reisen. Ein unerträglicher Zustand, der jetzt den SV Mügeln-Ablaß 09 in die Knie zwang. Der Verein verzichtet auf sein Heimrecht.

Eigentlich könnte die Begegnung der beiden Bezirksligisten ein Spiel wie jedes andere sein. Dass es das nicht ist, zeigte sich beim letztmaligen Aufeinandertreffen im April 2010. Etwa 80 Neonazis intonierten Hassgesänge. Der Schiedsrichter brach in der 80. Minute ab. Der Rote Stern gewann am grünen Tisch. “Das waren Leute, die wir nicht kannten”, beklagt Jan Greschner, 1. Vorsitzender des SV Mügeln-Ablaß. Damit sich solch ein Schauerspiel nicht wiederholt, verzichten die Gastgeber auf ihr Heimrecht. “Auch der SV Mügeln-Ablaß steht gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit”, betont Greschner. Offensive Aktionen habe es bisher aber nicht gegeben. “Vielleicht ändert sich das duch dieses Spiel.” Erste Vereinsmitglieder hätten bereits ein positives Feedback gegeben.

“Es bleibt leider nach wie vor festzustellen, dass Fußballspiele von Neonazis aus dem Leipziger Umland als Auftrittsplattform genutzt werden”, erklärten beide Clubs am Dienstag. “Da die Anzahl der ungebetenen Besucher und das Ausmaß ihrer Störungen nicht abzuschätzen ist, ist es dem SV Mügeln-Ablass 09 unmöglich wirksame Maßnahmen gegen diese nazistischen Störer zu ergreifen und alle friedlichen Zuschauer entsprechend zu schützen.”

“Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war letztlich die Polizei”, erklärt Greschner. Die Ordnungshüter befürchteten Auseiandersetzungen. “Die Polizei hat uns bescheinigt, dass wir mit unserem Konzept gut gefahren wären”, so der Vorsitzende. Aber das hohe Risiko bewog die Verantwortlichen schließlich dazu, die letzte Reißleine zu ziehen. Die Partie wird am Samstag um 15:00 Uhr im Sportpark Dölitz angepfiffen.

“Die Verlegung eines Spiels nach Leipzig sollte im Endeffekt schon Ultima Ratio sein”, äußerte Adam Bednarsky, Geschäftsführer des Roten Sterns. Sein Club begrüßt die Initiative des SV Mügeln-Ablaß, die nötige Spielverlegung zu nutzen, um gemeinsam ein öffentlichkeitswirksames Zeichen gegen Neonazismus zu setzen und sich gegen diese Entwicklung zu stellen. Die Spieltagseinnahmen sollen zu gleichen Teilen Mügelner Kindertagesstätten und einem antifaschistischen Fußballverein in der Ukraine zufließen.

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