Der Traum vom Wiederaufstieg muss für die Frauen des 1.FC Lok keine Illusion bleiben. Diese Erkenntnis brachten die Leipzigerinnen am zweiten Spieltag aus Cloppenburg mit. Eine starke Leistung in einer engen Partie sicherte den Blau-Gelben einen Punkt beim Aufstiegskandidaten.

Extrem flache Bälle spielte man auf Seiten des 1.FC Lok vor der richtungsweisenden Partie am Samstag beim BV Cloppenburg. Dem Gastgeber wurde die absolute Favoritenrolle aufgebürdet. Vielmehr noch, kürte man den Verein doch verbal zum Aufstiegsanwärter Nummer 1. Im Sommer hatte sich Cloppenburg unter anderem mit Marie-Louise Bagehorn und Aferdita Kameraj (beide vom aufgelösten Team des Hamburger SV) sowie der Wolfsburgerin Nathalie Bock verstärkt. Für die Lok-Frauen kam die Begegnung am 2. Spieltag genau zur rechten Zeit, würde sie doch endlich die erhoffte Standortbestimmung mit sich bringen.

“Ich war extrem auf die ersten Minuten gespannt, weil ich nicht wusste, wo wir stehen”, gestattete Lok-Trainer Hendrik Rudolph hinterher einen kleinen Einblick in sein Innenleben. Nach einigen Spielminuten konnte er seinen Puls dann aber einige Schläge nach unten korrigieren. “Wir waren voll auf Augenhöhe und hatten das Spiel unter Kontrolle”, lautete die Erkenntnis des Trainers. Doch so schön dies anzusehen war, den ersten Treffer erzielte Cloppenburg. Direkt in die überzeugenden Anfangsminuten der Lok-Elf hinein platze ein – Zitat: “blödes Kopfballtor” – von Agnieszka Winczo. Nach einer Ecke versenkte sie die Kugel zum 1:0 (10. Minute) für die Gastgeber.
Leipzig hatte an diesem Schock zunächst eine Weile zu knaupeln und konnte von Glück reden, dass ein straffer 10-Meter-Schuss der Cloppenburgerinnen über den von Sandra Schumann gehüteten Kasten sauste. In einem Match mit starken Abwehrreihen auf beiden Seiten stand damit zur Pause noch immer ein 1:0 auf dem Zettel.

Coach Rudolph schien aus den ersten 45 Minuten jedoch genau die richtigen Erkenntnisse gewonnen zu haben. Sein Team kam selbstbewusst und kampfstark wieder aus der Kabine. “Die zweite Halbzeit war ähnlich stark wie die 1. Halbzeit gegen Kiel”, freute sich der Trainer. Leipzig dominierte nun, setzte den Favoriten gehörig unter Druck. Den Lohn der Mühe ernteten sie nach genau einer gespielten Stunde. Marie-Luise Herrmann hatte einen Leipziger Konter eingeleitet und Christina Nauesse ins Spiel gebracht. Diese servierte von halbrechts einen langen Pass auf Angreiferin Marlene Ebermann. Die wiederum ging bis zur Grundlinie durch, spielte flach in die Mitte, wo Angelina Lübcke mit kompromissloser Entschlossenheit der Cloppenburger Keeperin den fast schon sicher geglaubten Ball noch vor der Nase wegschnappen konnte und zum 1:1-Ausgleich einschob.

Bei einer späteren Riesen-Chance hatten Lübcke und Ebermann danach sogar die Führung auf dem Fuß. Im Fünfmeter-Raum stehend brachten sie das Spielgerät aber auch im Nachschuss nicht an Cloppenburgs Hüterin vorbei. Den Gastgeberinnen wurde allerdings auch keine 100-prozentige Chance mehr gestattet, so dass die Punkteteilung bis zum Schlusspfiff Bestand hatte. “Es war ein Spiel auf Messers Schneide”, analysierte ein heiserer Henrik Rudolph. Doch ob er mit seinem Team nun einen Punkt gewonnen oder zwei Punkte verloren hat, vermochte er noch nicht abschließend zu beurteilen. Doch an einer Tatsache ließ er keinen Zweifel: “Wir haben einen großen Fight geliefert, darauf kann man auch mal stolz sein”.

Nach zwei Spieltagen liegt Leipzig mit 4 Punkten und 6:2 Toren auf dem dritten Tabellenplatz. Den Platz an der Sonne genießt derzeit der Magdeburger FFC (6 Punkte/ 6:3 Tore) vor der nicht aufstiegsberechtigten Turbine Potsdam II (6 Punkte/ 5:2 Tore). Erst in zwei Wochen muss Lok wieder ran. Am 23. September um 14:00 Uhr ist Hohen-Neuendorf zu Gast im Bruno-Plache-Stadion.
BV Cloppenburg vs. 1. FC Lok Leipzig 1:1 (1:0)

BV Cloppenburg: Wylezek, Kirchberger, Wübbenhorst, Tanja Baumann, Aschauer, Stobba, Grad, Bagehorn, Bock, Kameraj, Winczo.
1. FC Lok Leipzig: Schumann, Janitzki, Schneider, Freitag (81. Pfretzschner), Green, Heller, Herrmann, Lübcke (78. Reichenbach), Szuh, Nauesse, Ebermann.

Torfolge: 1:0 Winczo (11.), 1:1 Lübcke (60.). Schiedsrichter: Marina Wozniak (Herne). Gelbe Karten: Wylezek, Stobba (beide Cloppenburg), Freitag, Lübcke, Heller, Reichenbach (alle Lok). Zuschauer: 405.

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