Wenn RB Leipzig kurzfristig eine Pressekonferenz veranstaltet, dann sind die Erwartungen hinsichtlich wichtiger Entscheidungen meist groß. So war es auch am Wochenende, als offenbar der Wechsel des Offensivspielers Bruma von Galatasaray Istanbul in die Messestadt verkündet werden sollte – so hatte es zumindest die „Bild“ vorab gemeldet. Stattdessen geschah jedoch Ungewöhnliches: Sportdirektor Ralf Rangnick äußerte sich ausführlich zu laufenden Verhandlungen – und benötigte mehr als zehn Minuten, um erstmals den Namen des Spielers zu nennen.

Vor einigen Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, dass RB Leipzig laufende Verhandlungen mit potentiellen Zugängen kommentiert. Das ist mittlerweile anders. Am Pfingstsonntag erschien Sportdirektor Ralf Rangnick auf einer Pressekonferenz, um etwas „Aufklärungsarbeit“ zu leisten, wie er es selbst formulierte. Dabei gab er unter anderem Einblick in die Verhandlungen mit dem 22-jährigen Offensivspieler Bruma und dessen aktuellen Verein Galatasaray Istanbul.

In den vergangenen Tagen war der Linksaußen bereits nach Leipzig geschrieben worden. Eine Zeitung aus Portugal meldete sogar konkrete Zahlen. Angeblich soll RB Leipzig eine Ablöse in Höhe von 18 Millionen Euro und ein Jahresgehalt von mehr als sechs Millionen Euro zahlen. „Beide Zahlen stimmen nicht“, stellte Rangnick nun klar. „Es ist richtig, dass der Spieler für uns interessant sein könnte. Es ist auch richtig, dass wir uns in guten Gesprächen befinden. Wir haben uns eine gute Ausgangsposition erarbeitet.“

Bruma war am Wochenende zwar in Leipzig, hat sich offenbar aber noch nicht für einen Wechsel hierher entschieden. Mit Galatasaray ist außerdem noch keine Einigung über die Ablöse erzielt.

Ein Spieler ohne Namen

Rangnick vermied es auf der Pressekonferenz lange Zeit, den Namen „Bruma“ überhaupt zu nennen. Stattdessen sprach er andauernd von „dem Spieler“. Die ersten Fragen der anwesenden Journalisten folgten diesem Duktus. Es dauerte fast zehn Minuten, bis der erste Medienvertreter „Bruma“ sagte. Ein paar Minuten später nahm dann auch Rangnick den Namen des Spielers in den Mund. Ungewöhnlich war auch, wie explizit sich Mediendirektor Florian Schulz danach erkundigte, ob die Journalisten auch „Fragen zu anderen Themen, die auf der Hand liegen“, hätten.

Diese kamen tatsächlich und betrafen neben dem möglicherweise gefährdeten Champions-League-Start – dazu gab es keine neuen Angaben – beispielsweise andere potentielle Zugänge: Mittelfeldspieler Konrad Laimer von RB Salzburg sei ein Kandidat – mehr jedoch nicht. Mehrere Medien hatten bereits berichtet, dass der 20-Jährige wohl für sechs bis acht Millionen Euro nach Leipzig wechseln wird. Kein Thema mehr sei hingegen eine Verpflichtung des 23-jährigen Stürmers Maximilian Philipp vom SC Freiburg. Ein Transfer des Spielers ist laut Rangnick „finanziell für uns nicht möglich“.

Stammspieler sollen bleiben

Seit einigen Tagen steht auch der erste Abgang fest. Davie Selke wechselt – anders als noch vor einigen Wochen spekuliert – nicht zurück zu Werder Bremen, sondern für 8,5 Millionen Euro zu Hertha BSC. Der Stürmer, der vor zwei Jahren nach Leipzig gekommen war, konnte sich in der abgelaufenen Saison nicht gegen seine Mitspieler Werner und Poulsen durchsetzen. Dass Topspieler wie Forsberg, Keita oder die beiden Genannten den Verein im Sommer verlassen, ist laut Rangnick ausgeschlossen: „Wir werden definitiv keinen Stammspieler abgeben.“ Medien hatten zuletzt von einem 57-Millionen-Euro Angebot des FC Liverpool für Keita berichtet.

Warum die Pressekonferenz unbedingt am Pfingstsonntag stattfinden musste, blieb zumindest für Außenstehende offen. Eines hat sie aber erreicht: zu verdeutlichen, dass Medienberichte über angeblich feststehende Transfers mit großer Vorsicht zu genießen sind. So verkündete die „Bild“ kurz vor Beginn der PK, dass „gleich der Wechsel von Bruma von Galatasaray zu RB Leipzig offiziell gemacht“ werde – was bekanntlich nicht der Fall war. Bereits Mitte Mai hatte „Sky Sport News“ einen Transfer von Philipp nach Leipzig vermeldet. Doch auch das war offenbar eine Ente.

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