Jetzt hat es auch RB Leipzig erwischt. Wiederholte rassistische Zwischenrufe eines Zuschauers trübten den Heimspiel-Auftakt der Bundesliga-Fußballer am vergangenen Samstag. Doch für den Täter endete die Partie bereits vorzeitig. Zivilcourage und eine gut funktionierende Handlungskette sorgten für dessen Rauswurf.
Endlich wieder Bundesliga! Wie so viele Fußballfans im Lande, freute sich auch Alex (Name auf Wunsch der Person geändert/ d. Red.) auf das erste Saison-Heimspiel seines Vereins. Seit vier Jahren hat er eine Dauerkarte bei RB Leipzig und verfolgt die Partien immer von seinem Stammplatz im Oberrang aus. So auch am Samstag, als die Rasenballer gegen den 1. FC Heidenheim aufs Spielfeld liefen.
Doch so richtig auf das Spiel konnte er sich diesmal nicht konzentrieren. Denn im Block saßen auch drei Personen, aus deren Reihen schon kurz nach Spielbeginn wiederholt rassistische Äußerungen zu vernehmen waren. Wie Alex gegenüber der LZ berichtete, wurden regelmäßig, wenn die schwarzen RB-Spieler Ezechiel Banzuzi oder Johan Bakayoko in Aktion waren, rassistische Affen-Vergleiche krakeelt. Dabei tat sich besonders ein junger Mann negativ hervor.
Alex und andere RB-Anhänger im Block sprachen ihn mehrmals an und wiesen immer wieder darauf hin, dass Rassismus hier nichts zu suchen hat. Im Hirn des Pöblers, den Alex noch nie zuvor in der RB-Arena gesehen hatte, schien dieser Appell aber nicht anzukommen. Als die menschenverachtenden Zwischenrufe auch in der zweiten Halbzeit ihre Fortsetzung fanden, war für Alex Ende der Fahnenstange – er schaltete die Security ein.
Diese regierte prompt und holte den Hauptverdächtigen von seinem Sitz. Dabei, so Alex, seien die Sicherheitskräfte von einer Frau im mittleren Alter angegangen worden. Diese gehörte ebenfalls zu der Dreiergruppe und trug – man begreife es oder lasse es bleiben – selbst ein RB Leipzig-Fanshirt. Dass für den Mann der Fußballnachmittag an dieser Stelle beendet war, konnte aber auch sie nicht verhindern.
Die Sicherheitskräfte informierten umgehend die Polizei und erstatteten Anzeige. „Es wird gegen einen 36-jährigen Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit ermittelt“, konkretisiert die Polizei. Es geht dabei um Volksverhetzung nach Paragraf 130 des Strafgesetzbuches. Das könnte in der Konsequenz eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren nach sich ziehen.
Auch Stadionverbotskommission ermittelt
Neben den behördlichen Ermittlungen ist auch RB Leipzig selbst aktiv geworden und hat seine Stadionverbotskommission eingeschaltet. „RB Leipzig hat seit Samstagnachmittag Kenntnis von einem Vorfall in der Red Bull Arena und arbeitet diesen seitdem konsequent und mit der gebotenen Dringlichkeit auf. Bereits jetzt möchte sich der Club bei den Zeugen und dem Sicherheitsdienst für das schnelle und entschlossene Eingreifen bedanken“, teilte der Club auf LZ-Anfrage mit.
„RB Leipzig steht für Vielfalt und Offenheit, für Menschenwürde und Toleranz, für die Grundwerte der Gesellschaft. Für uns ist unmissverständlich klar: Unsere Teams sind bunt, unser Stadion ist bunt, unser Club ist bunt. Wir stellen uns immer und ganz klar gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung.“ Genau das haben Alex und ein paar andere Fans am Samstag in die Tat umgesetzt.
Rückblickend ist Alex froh darüber, dazu beigetragen zu haben, dem rassistischen Treiben während des Spiels ein Ende zu bereiten. Eines hat er sich aber geschworen: „Beim nächsten Mal reagiere ich schneller!“ Doch am stärksten ist die Hoffnung, dass es zu einem nächsten Mal gar nicht erst kommen wird.
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