Es war wieder mal eine dieser völlig unbegreiflichen Situationen, in denen eine einzelne Person einen ganzen Fußballabend verdirbt. Während über 6.100 Fans am Freitagabend im Bruno-Plache-Stadion das letzte Lok-Heimspiel des Jahres stimmungsvoll umrahmten, füllte einer von ihnen seinen Trinkbecher mit Dreck und warf ihn in Richtung Gästebank. Das Wurfgeschoss traf den Zwickauer Busfahrer am Kopf. Die Folge: Eine blutende Platzwunde.

Sportlich war das Regionalliga-Spitzenspiel zwischen Tabellenführer Lok Leipzig und dem ebenfalls in der Spitzengruppe befindlichen FSV Zwickau eigentlich schon gelaufen. Denn die Gäste verstauten mit einer 0:2-Führung im Rücken die drei Auswärtspunkte schon langsam im Gepäck. Nur noch ein, zwei Spielminuten standen regulär auf der Uhr. Doch plötzlich machte sich im Bereich vor der Gegengeraden Aufregung breit.

Die Zwickauer Auswechselspieler und Betreuer waren von ihrer Bank aufgesprungen. Man sah mehrere von ihnen eine Person stützen und vorsichtig unter das schützende Dach der Mannschaftsbank führen. Rettungssanitäter eilten zu Hilfe. Schiedsrichter Lukas Pilz unterbrach die Partie. Der Stadionsprecher forderte die Zuschauer energisch auf, das Werfen von Gegenständen zu unterlassen.

Lok kündigt „deutliche Konsequenzen“ an

Wie sich herausstellte, war es Zwickaus Busfahrer Stephan Mildner, den ein fliegender Becher direkt am Kopf erwischte. Ein dicker Kopfverband sollte die Blutung der entstandenen Platzwunde stoppen. Benommen verfolgte Mildner die verbleibenden Spielminuten von der Bank aus. Um nach dieser Verletzung dennoch eine sichere Heimfahrt der Gastmannschaft zu gewährleisten, übernahm eine Busfahrerin des 1. FC Lok das Steuer des Zwickauer Busses.

Schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff hatte Lok-Geschäftsführer Martin Mieth den verletzten Busfahrer im Namen des gesamten Vereins um Entschuldigung gebeten. „So ein Vorfall hat bei uns absolut nichts zu suchen und wir verurteilen diesen Becherwurf aufs Schärfste“, so Mieth.

Immerhin: Der Sicherheitsdienst konnte den mutmaßlichen Täter unmittelbar identifizieren, festsetzen und der Polizei übergeben. Diese leitete noch am selben Abend ein Ermittlungsverfahren gegen den Mann ein. Wie der 1. FC Lok heute mitteilte, haben die Probstheidaer nun ebenfalls Anzeige erstattet. „Der Täter muss mit deutlichen Konsequenzen rechnen“, kündigt der Verein an.

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