Wenn in einer Stadt wie Leipzig die Finanzierung nicht stimmt und immer wieder ein neues Loch aufreißt, wenn man ein altes endlich flickt, dann ist das, was seit September die Gemüter erhitzt, natürlich zwangsläufig. Am 21. September meldete das Amt für Jugend, Familie und Bildung "Sechs Schulsporthallen geschlossen. Schäden an weiteren Hallen werden geprüft".

“Auf Grund baulicher Mängel sind derzeit sechs Schulsporthallen für den Schul- und Vereinssport geschlossen worden. Dies betrifft: die Brüder-Grimm-Schule, die Christoph-Arnold-Schule, die 16. Schule, die Schule Paunsdorf, die Karl-Heine-Schule – Außenstelle Geithainer Straße – und das BSZ 7 – Außenstelle Tauchaer Straße”, teilte das Mega-Amt mit und gab damit auch zu, dass es mit dem nächsten Problem zu kämpfen hatte. Nachdem schon vorher ein Problem das nächste jagte.

Für diverse Wahlkämpfer war es eine Steilvorlage. Sie forderten wieder den Rücktritt des Amtsleiters. Deutlich wurde die sportpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Margitta Hollick, am 8. Oktober. “Seit 2007 existiert ein DIN-Mängelprogramm, von dem wir annahmen, es wird langsam aber sicher abgearbeitet. Fehleinschätzung! Jetzt steht die Stadt vor einem Scherbenhaufen. In mehr als 20 Sporthallen (es können sogar 40 werden) kann gegenwärtig kein Unterricht oder Vereinssport stattfinden”, schilderte sie den Vorgang aus ihrer Erfahrung. “Jedes Jahr erfolgt zu Beginn des Schuljahres eine Objektbegehung der Schulgebäude, Sporthallen und Sporträume. Dabei werden Mängel aufgeschrieben und sollten abgearbeitet werden. Sollten! Der Stadtrat hat 2009 auf Drängen der Unfallkasse Sachsen eine größere Summe für Schulsporthallen in den Haushaltsplan eingestellt, aber diese wurden für den Brandschutz verwendet. Tatsache ist, dass seit mindestens 15 Jahren eine deutlich zu geringe Geldsumme im Haushalt für Werterhaltung und Instandsetzung geplant wurde. Unsere Fraktion hat das jedes Jahr in der Haushaltsdiskussion angemahnt. Erst 2012 hat es sich geändert, doch wie wir sehen – zu spät.”

Insofern war die Ankündigung des Amtes für Jugend, Familie und Bildung auch ein Ablenkungsmanöver, man werde “bis Mitte Oktober 2012 diese Hallen auf die vermuteten Mängel hin einer Vorortprüfung unterziehen. Dafür wird jetzt ein amtsinternes temporäres Arbeitsteam ins Leben gerufen.”

Wie heißt der schöne Spruch? – “Wenn du nicht mehr weiter weißt, dann gründe einen Arbeitskreis.” Oder eben ein Arbeitsteam. War zwar nicht wirklich nötig, aber gut zur Gewissensberuhigung: So konnte man das, was man von amtswegen sowieso schon wusste, noch einmal nachdrücklich auf eine Liste schreiben. Und zwar nicht nur für “Oberbürgermeister, Beigeordneten für Schulen, Amtsleiter im Schulverwaltungsamt”, wie Margitta Hollick die Zielrichtung formulierte. Sondern auch für einen Stadtrat, der sich des Themas in vergangenen Sitzungen immer wieder verweigerte, der auch oft so tat, als könne man Themen einfach aussitzen und so lange aufschieben, bis irgendwann ein reicher Onkel aus Amerika vorbeikommt.

Zumindest hatte der Aufruhr etwas Gutes: Er zwang zum Handeln. Die Mängelliste wurde mit Zahlen untersetzt und eine Summe druntergeschrieben. Und in der Ratsversammlung am 17. Oktober erfuhren dann auch die schwerhörigen Stadträte, was schnellstens gebraucht würde: 1 Million Euro.

Die Zahl hatte das Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule am 9. Oktober in der Dienstberatung auf den Tisch gelegt. “Der Betrag ist Teil eines Programms zur ‘Durchführung zusätzlicher baulicher Maßnahmen an Schulen und Kitas’, das ein Gesamtvolumen von zehn Millionen Euro umfasst. Die Mittel stammen aus dem Überschuss der Jahresrechnung 2011”, erläuterte das Dezernat. “Von 60 Schulsporthallen wurden 40 bereits geprüft, davon wurden elf aufgrund von Mängeln im Parkettboden geschlossen.”

“Die notwendigen baulichen Maßnahmen werden sofort begonnen und so schnell wie möglich durchgeführt, damit alle Schulsporthallen sowohl für den Sportunterricht als auch für den Vereinssport wieder genutzt werden können”, erklärte Bürgermeister Thomas Fabian.Am Freitag, 19. Oktober, legte das Dezernat nun den Maßnahme- und Zeitplan für die Instandsetzung von Parkettböden in Schulsporthallen vor. Von 120 Sporthallen in Leipzig sind 60 mit Parkettböden ausgestattet. Bei 21 von ihnen wurden Mängel am Boden in unterschiedlichem Ausmaß festgestellt. Neben zwei in Bau befindlichen Sporthallen wurden zehn Sporthallen gesperrt, um eine Gefährdung von Schülern und Sportlern auszuschließen.

“In den vergangenen Jahren haben wir viel für die Schulsporthallen in Leipzig erreicht. Neue Sporthallen wurden gebaut, andere instandgesetzt”, so Bürgermeister Thomas Fabian. “Dennoch gibt es noch viel zu tun. Wir werden die Mängel bei den Hallenböden so schnell wie möglich beheben und mit Neu- und Sanierungsvorhaben auch weiterhin für den Schulsport investieren.”

Geringere Schäden an Parkettböden in meist kleineren Sporthallen bzw. Sporträumen sollen aus dem Instandhaltungsbudget noch in diesem Jahr repariert werden. Dazu sollen die kommenden Herbstferien intensiv genutzt werden. Mit den jetzt zusätzlich eingestellten Mitteln in Höhe von 1 Million Euro werden neun der gesperrten Sporthallen bis März nächsten Jahres mit neuen modernen Sportböden ausgestattet. Gegenwärtig werden Zwischenlösungen für eine Verkürzung der Schließzeiten geprüft.

In die Schulsporthalle in der Ferdinand-Rohde-Straße wird ein Montageparkett aus der Arena als Interim zum Einsatz kommen, welches in den nächsten 14 Tagen installiert wird. Da mit dem Neubau des Gymnasium in der nahegelegenen Telemannstraße dort eine neue Dreifeldsporthalle gebaut werden soll, sei eine umfassende Reparatur der alten Halle unwirtschaftlich, erklärt das Dezernat.

Seit 2008 wurden im Rahmen des Schulsporthalleninvestitionskonzeptes über 2 Millionen Euro in die Beseitigung von DIN-Mängeln und die Erfüllung von Auflagen investiert. Die Mittel wurden für Planungen und Maßnahmen in den Bereichen Prallschutz, Ballwurfsicherheit, Trennvorhänge, Beschläge, Sanitär-, Wasch- und Umkleidebereiche, Beleuchtung, Decken- und Dacharbeiten sowie für den Einbau eines Schwingbodens eingesetzt, erklärt das Dezernat die Verwendung der Mittel in den letzten Jahren.

Des weiteren seien in den vergangenen Jahren Neubau- und Sanierungsvorhaben im Umfang von insgesamt mehr als 10 Millionen Euro umgesetzt worden. So wurden für die Werner-Heisenberg-Schule/ 39. Schule, die Franz-Mehring-Schule und die Adolph-Diesterweg-Schule neue Sporthallen gebaut. Die Sporthalle der 157. Schule wurde saniert und durch einen Anbau ergänzt.

Zur Zeit entstehen an der Erich-Kästner-Schule, der Pablo-Neruda-Schule, der 3. Grundschule, am Reclam-Gymnasium sowie an der 68. Schule neue Schulsporthallen. An der Sporthalle der Wilhelm-Hauff-Schule wird der Sanitärtrakt neu eingerichtet. Der Investitionsumfang für diese Maßnahmen beläuft sich auf mehr als 20 Millionen Euro. In Planung befinden sich zudem weitere Schulsporthallen für die Sportmittelschule und für ein neues Gymnasium an der Telemannstraße.

Die Sporthallen, die die Stadt jetzt baldigst wieder in Schuss bringen will:

Die Bauarbeiten in der derzeit gesperrten Sporthalle der Schule Paunsdorf (Zum Wäldchen 4) sollen im November beginnen.

Die Bauarbeiten in der gesperrten Sporthalle der Brüder-Grimm-Schule (Goldsternstr. 23) beginnen im Dezember.

Die von der Thomasschule genutzte und derzeit gesperrte Sporthalle in der Ferdinand-Rohde-Straße 42 bekommt das Montageparkett aus der Arena. Hier soll ja bis 2016/17 ein neues Gymnasium mit Dreifeld-Sporthalle gebaut werden.

Bei der gesperrten Turnhalle der Astrid-Lindgren-Schule (Volksgartenstr. 16) wird eine Zwischenlösung mit einem transportablen Sportbelag geprüft. Eine Lösung soll im Februar 2013 geschaffen werden.

Auch in der gesperrten Turnhalle der Susanna-Eger-Schule (An der Querbreite 6) ist der Einbau eines neuen Sportbodens geplant, eine Zwischenlösung wird geprüft. Lösungstermin: Februar 2013.

Dasselbe in der derzeit ebenfalls gesperrten Sporthalle der August-Bebel-Schule (Husemannstr. 2) und der Sporthalle der Max-Klinger-Schule (Miltitzer Weg 4).

Neue Sportböden bis Februar 2013 sollen auch in den derzeit gesperrten Sporthallen der Ch.-Arnold-Schule (Gaswerksweg 1) und der Schule Portitz (Göbschelwitzer Weg 1) eingebaut werden.

Bis März 2013 ist dann auch der Einbau neuer Sportböden in den Turnhallen der BSZ 7-Außenstelle (Tauchaer Str. 188) und der Karl-Heine-Schule, Außenstelle (Geithainer Str. 58) sowie der Georg-Schumann-Schule (Glockenstr. 6) geplant.

Noch 2012 sollen die Böden in der Sporthallen der Wladimir-Filatow-Schule (Am Kirschberg 49), der 100. Schule (Miltitzer Allee 1), des Förderzentrums für Erziehungshilfe (Garskestr. 19), der 60. Schule (Schönbergstr. 2), der Gutenbergschule (Gutenbergplatz 6-8), der Helmholtzschule (Helmholtzstraße 6), der BSZ 7-Nebenstelle (Neustädter Str. 1) und der Ernst-Pinkert-Schule (Martinstraße 7) repariert werden.

Bei der Sporthalle der Wilhelm-Wander-Schule (Schulze-Delitzsch-Str. 23) wird die Organisation des Sportunterrichts in einer benachbarten Schule geprüft, teilt das Schuldezernat mit.

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