Es gibt nicht viele internationale Sportveranstaltungen in Leipzig, aber diese haben eines gemeinsam: Ob Kanu-Weltrangliste oder Degenweltcup, sie finden zu wenig Beachtung gemessen an den Topleistungen, die auch hier erzielt werden. Der runde Ball dominiert halt doch das Geschehen, auch wenn er (noch) nur in der 4.Liga rollt.

Imke Duplitzer bemängelt dies deutschlandweit seit Jahren, recht lautstark auch vor den Olympischen Spielen in London. “Es muss endlich klar werden, was diese Gesellschaft vom Sport will”, ist ihr Credo.

Das Hin-und Her zwischen Breitensport- und Spitzensportförderung ist nicht ihr Ding, aus ihrer Sicht braucht es eine Balance aus beidem. “Ich will ja auch mehr Breitensport bei mir in der Halle, nur so können wir die Talente von morgen entdecken. Gleichzeitig muss aber auch ein Trainerjob ein sicherer sein”, so Duplitzer weiter gegenüber der L-IZ.
Nur so kommt es nämlich zu einer so bemerkenswerten sportlichen Ausbeute wie der am ersten Finaltag im Einzel. Vier Deutsche schafften es ins Feld der letzten 32, darunter auch Beate Christmann, die diese Etappe mit einem beherzten Sieg gegen die Chinesin Sun Yiwen erreichte. Dabei ließ sie sich auch zu keinem Zeitpunkt von den Spielchen der Chinesin beeindrucken, die sich auffällig oft die Haare oder Handschuhe richtete oder auch einmal die Anfangslinie übertrat. “Ich glaube aber nicht, dass das bewusst war”, sagte Christmann nach ihrem Ausscheiden eine Runde später.

Imke Duplitzer musste unter den letzten 32 dann die Russin Yana Zvereva ziehen lassen. “Ich hätte bei zwei Aktionen entschiedener handeln müssen, und beim entscheidenden 14:15 habe ich einen technischen Fehler gemacht. Bei Angriffen aus der Rücklage passt die Gewichtsverteilung nicht, so kann sie mich mit einem Konter abfischen.” Zvereva entwickelte sich zur Nemesis der deutschen Fechterinnen und schaltete eine Runde später auch Monika Sozanska aus. Damit war Beate Christmann, da ihr Gefecht später stattfand, die letzte Deutsche im Wettbewerb. Ein packendes Duell gegen die Schwedin Johanna Bergdahl begann.

Zunächst setzte die Skandinavierin geschickter ihre Treffer und lag 5:2 vorne. Doch Beate Christmann holte auf und bei 7:7 erreichte sie den Gleichstand. “Wenn eine Aktion gut funktioniert, dann sollte man sie auch weiter fechten”, kommentierte die 28-Jährige ihren spannenden Kampf. Zunächst beherzigte sie dies und zog mit schönen Treffern auf 10:7 davon. Aber ihre Gegnerin gab sich so leicht nicht geschlagen. 12:12 leuchtete es wenig später auf der Anzeige auf und nun behielt die Schwedin die Oberhand und zog bis zum 15: 12-Sieg durch. “Ich bin trotzdem sehr zufrieden”, freute sich Beate Christmann. “Leider habe ich nach den Gegentreffern das Denken zu sehr angefangen. Irgendwann trifft der Gegner halt, das ist Fechten und das muss man akzeptieren.”
Zumal die Schwedin auch gewieft Pausen suchte, was Christmann aber recht egal war. “Wenn ich dreimal mehr Luft holen kann ist mir das auch Recht.”

Yana Zvereva schickte dann nach den beiden Deutschen in der Finalrunde auch die beiden Chinesinnen Sun Yiwe und Mingfang Yin von der Planche. “Ich freue mich riesig, nach dem ersten Sieg habe ich nur von Runde zu Runde gedacht, dass es zu meinem ersten Weltcupsieg gereicht hat, macht mich überglücklich.” Nun will die Siegerin des Tages einfach das ganze Jahr hindurch so weiter fechten. Es soll ihr gegönnt sein, denn auch Imke Duplitzer äußerte ihren Respekt als sie das Finale kommentierte. “Yana macht das gut, ihre Aktionen kommen aus dem blauen heraus und sind schwer erkennbar für die Gegnerin.”

Am Sonntag sind sowohl die Russinnen als auch die Amerikanerinnen hoch gehandelte Mannschaften, die Deutschen dürften zum erweiterten Favoritenkreis gehören und treten mit Monika Sozanska und Ricarda Multerer mit zwei Olympia-Teilnehmerinnen an. Wer noch dazustößt, verrät Bundestrainer Piotr Sozanska im L-IZ-Audio-Interview.

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