Am Sonntag, 23. Juli, eröffnet das Kreismuseum Grimma um 15.00 Uhr eine neue Sonderausstellung. „Kindheit in Grimma“ lautet der Titel der Präsentation.

Vor einigen Monaten hatte das Museumsteam in der Presse dazu aufgerufen, mit Leihgaben und kleinen Geschichten die Ausstellung zu bereichern. Die Resonanz war sehr verhalten. Umso größer war die Freude, als Manfred Pippig nicht nur mit seinen verschriftlichten Kindheitserinnerungen ins Museum kam, sondern auch gleich noch die entsprechenden Fotos und Spielsachen mitbrachte. Manfred Pippigs Vater war Fotograf und hat demzufolge auch im privaten Umfeld viel fotografiert. Anhand von Fotos werden Erinnerungen wachgehalten, so dass es unserem Leihgeber nicht allzu schwerfiel, seine kleinen Berichte zu verfassen.

Manfred Pippig wurde mitten im 2. Weltkrieg geboren. Seine Erinnerungen reichen bis ans Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts zurück. Es waren die schweren Nachkriegsjahre, die von Lebensmittelknappheit, Kohlenmangel und Entbehrungen gekennzeichnet waren. Aber das waren nicht die Sorgen eines Kindes. So enthalten die Berichte heitere Episoden und widerspiegeln die Liebe zur Heimat. Er berichtet z.B. von den sonntäglichen Ausflügen:

„Sonntags machten wir immer einen Spaziergang und da wurden wir Kinder immer fein herausgeputzt. Ich hatte einen weißen Anzug und die Schwestern bekamen Schleifen in die Haare. Manchmal, wenn Mutti Zeit hatte, bekamen sie auch Schlangenlocken gemacht. Mutti hatte das gelernt. Die Zangen wurden über einer Flamme heiß gemacht, dann an einem Stück Zeitung ausprobiert. Wenn die Zeitung schwarz wurde, waren die Zangen zu heiß, da musste Mutti blasen. Waren sie gut, wurden die Haare um die Zangen gedreht. Das sah toll aus und die Mädchen haben sich gefreut.

Eine beliebte Wanderung war über Böhlen in Richtung Nerchau. Mit der Fähre über die Mulde und mit der Muldentalbahn zurück nach Grimma. Ein anderer Ausflug war eine Wanderung zur Schaddelmühle. Der Weg führte von Nimbschen über die sieben Berge nach Schaddel. Dort haben wir dann immer das Haus vom Schneeweißchen gesucht. Das sollte ja hinter den sieben Bergen sein.

Aber so richtig gefunden haben wir es nicht. In der Schaddelmühle gab es, wenn wir Glück hatten, eine Bockwurst und eine Limonade. Vater hatte sein Taschenmesser mit und schnitzte eine Wassermühle. Zwei Astgabeln, eine Achse und zwei Schaufeln und fertig war das Wasserrad. Wir freuten uns immer, wenn es sich schnell drehte.“

Neben diesen ganz persönlichen Texten gibt die Ausstellung Auskunft über die Kindheit in Grimma während der Zeit des Kaiserreichs, des Nationalsozialismus und der DDR. Viele Kinderfotos bereichern die Präsentation. Interessant ist hierbei die Entwicklung der Kleidung und mit welchen Spielsachen die Kinder früher spielten. Die verschiedenen Spielzeuge sind natürlich auch ein Hauptthema. Dank der umfangreichen Spielzeugsammlung des Museums können hier eine ganze Reihe interessanter Exponate gezeigt werden.

Vielleicht fallen dem einen oder anderen Grimmaer noch kleine berichtenswerte Episoden aus ihrer Kindheit ein? Auch wenn diese dann nicht mehr in der Ausstellung Platz finden werden, so sind sie doch erst einmal für die Nachwelt festgehalten. Das Gästebuch des Museums kann ebenfalls gern mit Geschichten gefüllt werden.

Die Ausstellung ist bis zum 12. November 2023 im Kreismuseum Grimma zu sehen.

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