Was versteht man heute unter Liebe? Menschen verlieben sich aus Neugier, Ungeduld, Langeweile oder Zufall, aus Lust am Verführen oder Verführtwerden. In kurzen pointierten Szenen wirft Joël Pommerat Schlaglichter auf ein uraltes wie zeitloses Thema: die Liebe. Es begegnen sich Paare und Passanten, Flaneure, Nomaden, Suchende, Vermisste, Eheleute, Ex-Partnerinnen, Kinder, Nachbarn und Arbeitskolleginnen. Sie streifen durch einen Alltag, der sich plötzlich als weitläufige Landschaft voller dunkler Ecken, Schlupflöcher und toter Winkel entpuppt.

Bei dieser Expedition entdecken sie, was für ein weites und gefährliches Feld das ist, was man so Liebe nennt. Banale Alltagssituationen verlaufen sich auf verhängnisvollen Pfaden, offenbaren unheimliche Abgründe und Ängste. Kleine Widrigkeiten entwickeln sich zu absurden Geschichten mit subtiler Komik, zu kleinen und großen Liebestragödien.

Wo ist diese unsichtbare Liebe? Welches Versprechen hält sie im Zeitalter der, wenn nicht unendlichen, dann immer noch mannigfaltigen Möglichkeiten? Bedingungslos lieben und doch frei sein, abhängig und unabhängig? Wie sich auf die eine einlassen, wenn hinter der nächsten Straßenecke gleich die Möglichkeit und das Versprechen des oder der anderen lauert? Die Liebe, die gesucht wird, entpuppt sich als Illusion, die sich wiederholt und variiert. Immer wieder lässt Pommerat die Würfel neu fallen und bringt weitere Züge ins Feld.

Zum 5. Mal zeigt das Schauspiel Leipzig eine Produktion im Zoo Leipzig. Der Zoo wird dabei zu einem naturhaften Labor der Liebe. Eine Umgebung, in der sich die Liebe in schwebenden Versuchsanordnungen untersuchen lässt. In diesem Open-Air-Theater begegnet uns das Ensemble des Schauspiel Leipzig immer wieder neu. Unter freiem Himmel einer Sommernacht schlüpfen sie durch 39 unterschiedlichen Rollen in Szenen und Variationen über die Liebe.

Joël Pommerat ist einer der meistgespielten französischen Gegenwartsdramatiker. Seine Werke wurden in Frankreich u. a. mit dem Prix Molière ausgezeichnet. 2006 präsentierte das Theaterfestival in Avignon eine Werkschau seiner Inszenierungen. Das Schauspiel Leipzig stellt nun erstmals ein Stück Pommerats vor.

Tilo Krügel ist seit Beginn der Intendanz Enrico Lübbes Ensemblemitglied am Schauspiel Leipzig. Zuvor war er als Schauspieler an den Theatern Chemnitz engagiert. Parallel entstanden eigene Regiearbeiten in Chemnitz, Gera, Altenburg und Zittau. Zuletzt entstand die Inszenierung „Vater“ von Florian Zeller in der Diskothek des Schauspiel Leipzig.

Bearbeitung von Tilo Krügel nach dem Theaterstück von Joël Pommerat
Aus dem Französischen von Isabelle Rivoal

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