Eric Poscher hat Großes vor: Er will mitbauen an einer lebenswerten Stadt, in der nicht alle Bürgersteige zugeparkt sind. Deshalb bietet er in seinem Geschäft "rad3" in der Lindenauer Erich-Köhn-Straße 63b Transporträder für Familien, Unternehmer, Gastronomie und Promotion an. Ein spezialisiertes Angebot für die ganze Stadt, wie Poscher sagt.

Großstadtverkehr kann mitunter sehr belastend sein. In Berlin haben die Kammern gerade kostenfreies Kurzzeitparken für Handwerker durchgesetzt. Denn Parkraumbewirtschaftung in dicht besiedelten Stadtquartieren trifft auch die Kleinlaster von Klempnern und Elektrikern im Portemonnaie. Das setzt aber voraus, dass man überhaupt einen Parkplatz findet, am besten in unmittelbarer Kundennähe.

Hier bietet Eric Poscher eine Alternative zum letzten halben Jahrhundert Großstadtmobilität. Ihm geht es darum, “eine lebenswerte Stadt zu schaffen, in der nicht alle Bürgersteige zugeparkt sind”, so Poscher.

Damit das klappt, braucht es ein Transportmittel, das zwischen dem Fahrrad und dem Auto beziehungsweise Kleintransporter positioniert ist. Mit seinen Lasträdern und Transporträdern mit zwei oder drei Rädern will der gebürtige Vorarlberger (so heißt der westlichste Zipfel von Österreich) in diese Marktlücke stoßen. Seine Produkte kommen von dänischen, niederländischen und deutschen Herstellern. Noch überwiegt als Antriebsart die Muskelkraft, doch in manchen Fällen sind unterstützende Elektroantriebe sehr zweckmäßig.Zu transportieren gibt es auch heutzutage in Großstädten vieles, was nicht in den Fahrradkorb oder in zwei Einkaufstaschen passt: Kleinkinder, den Servicekoffer eines Handwerkers, Promo-Material oder die obligatorischen zwei bis sechs Getränkekisten. Gerade im Vergleich zum gelegentlich genutzten Auto in Eigenbesitz seien Lasträder sehr günstig. “Carsharing-Nutzer sind oft auch Lastrad-Nutzer”, nennt Poscher eine Zielgruppe.

“Wie das geht, kann man sich in Kopenhagen und Amsterdam anschauen, dort spielen Transporträder eine ganz alltägliche Rolle und sind nicht mehr wegzudenken”, verweist Poscher auf eine stärker fahrrad- und lastradbasierte Großstadtmobilität.

Natürlich müssten auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, doch dafür gibt es laut Poscher die öffentliche Hand.Bevor deren Vertreter an die fahrrad- und lastradtaugliche Umgestaltung des hiesigen öffentlichen Verkehrsraumes gehen, können sie ein Produkt aus dem Hause rad3 selbst ausprobieren. Denn Eric Poscher bietet auch einen mobilen Informationsstand an. Diesen könnten Leipzigs Oberbürgermeister-Bewerber in den nächsten Monaten gleich mal selbst zur Wähleransprache einsetzen. Und beim Bewegen des Kommunikations-Gefährts bekommt man dann ganz eigene Einsichten in den Alltagsleben eines Lastradfahrers.

Poschers Eigenentwicklung ist übrigens eine Radbar. Für den Saftausschank beispielsweise.

Nach Leipzig kam Poscher vor zweieinhalb Jahren. “Die Stadt hat mich angezogen wegen der vielen kreativen und alternativen Ansätze und Projekte”, erzählt er und stellt dabei die neuen Konzepte für Wohnen und Gastronomie heraus, die ihn begeistert hätten. ,Leipzig hat viele Freiräume”, lobt Poscher weiter. Er schätzt die Messemetropole für ihre Lebensqualität.

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“Ich sehe aber auch noch Verbesserungsbedarf in Fragen der Mobilität”, merkt Poscher an und bringt sich mit seinem Unternehmenskonzept hier ein.

Nach Lindenau hat es Eric Poscher auf der Suche nach einem passenden Ladenlokal verschlagen. Er habe etwas gesucht mit großen Eingangstüren und ebenerdig, erzählt er. Das sei in Leipzig nicht leicht zu finden.

Das Magistralenmanagement der Georg-Schwarz-Straße und Haushalten e.V. waren bei der Raumsuche behilflich. “Hier hat der Raum und alles drum herum gepasst”, so der Unternehmensgründer. Denn auch im Leipziger Westen tun sich interessante Dinge.

Poscher versteht seinen Laden als ein Geschäft mit einem sehr spezialisierten Sortiment für die ganze Stadt. Zugleich wird auch ein Netzwerk von Gewerbetreibenden aufgebaut, die das Fahrrad im Rahmen ihrer Arbeit einsetzen.

www.rad3.de

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