Auch Gerüstbauer sind stolz, wenn sie Dinge hinbekommen, die schon fast an Akrobatik grenzen. Und das in diesem Fall nur, weil der Architekt Rudolf Skoda 1981 nicht vorsah, dass in die wertvolle Ummantelung des Neuen Gewandhauses Halterungen für aufwendige Gerüste geschlagen werden dürfen. Was tun? Am Montag, 31. Juli, zeigte die Firma Gemeinhardt Gerüstbau aus Roßwein, wie man das Problem trotzdem löst.

Eigentlich ging es nur – im Rahmen des schrittweisen Sanierungsprogramms für das 36 Jahre Alte Klang- und Schmuckstück der Stadt – um den Einbau neuer, auch besser isolierter Fenster. Aber wie kommt man an die Rahmen heran, wenn man keine Haken in die Außenwände schlagen darf?

Das war die kleine Schwierigkeit, die die Gerüstbauer aus Roßwein bewältigen mussten: Da das Gewandhaus mit heute nicht mehr neu nachlieferbaren Sandsteinplatten verkleidet ist, durfte ein notwendiges Gerüst nicht im Gebäude verankert werden. Somit steht das Baugerüst nun auf eigenen Füßen und ermöglicht den Fensterbauern dennoch das Arbeiten.

Ingolf Stuber vor "seinem" Spezialgerüst vor dem Gewandhaus zu Leipzig. Foto: Medienkontor
Ingolf Stuber vor “seinem” Spezialgerüst vor dem Gewandhaus zu Leipzig. Foto: Medienkontor

„Anfang Mai stellten wir das Spezialgerüst, nachdem wir die Ausschreibung für dieses Objekt gewonnen haben, in verschiedenen Formen, wobei wir für jede Bauart einzelne statische Berechnungen anfertigen mussten“, informiert Ingolf Stuber, Mitglieder der Geschäftsleitung der Roßweiner Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH. „Eine weitere Schwierigkeit bestand in der Montage unter laufendem Betrieb des Gewandhauses – erhöhte Vorsicht und Feinabsprachen waren notwendig, zumal auch Bäume und Sträucher um das 1981 erbaute Gewandhaus herum nur auf das Notwendigste eingekürzt werden durften.“

Insgesamt kostet die aktuelle energetische Sanierung rund 1,2 Millionen Euro, darunter fällt auch die 780 Quadratmeter auszutauschende Fensterfläche. Zwei Drittel der Fenster sind bereits ausgetauscht, der Rest soll in den nächsten zwei Wochen folgen.

„Mit unserem Gerüst haben wir 15 weiteren Gewerken die Grundlage für deren Arbeit gelegt. Damit das alles funktioniert arbeiten wir nach dem Motto ‚Wir lieben hoch’, denn wir bauen nicht nur hohe Gerüste, sondern haben auch hohe Ansprüche an Sicherheit, Qualität und Leistung“, so Stuber. Ergebnis: Ein eingerüstetes Gewandhaus – die Fensterbauer kommen überal heran und können die schweren Fensterteile standsicher auswechseln. Und niemand muss irgendwo versuchen, Sandsteinplatten im originalen Ton, wie sie 1981 verbaut wurden, aufzutreiben.

Abo-Sommerauktion & Spendenaktion „Zahl doch, was Du willst“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 3 Kommentare

Für Baugerüste macht man doch wohl “statische Berechnungen” und keine “statistischen” oder sehe ich das falsch? Statistische Berechnungen macht man, wenn man etwas vergleichen will und statische Berechnungen macht man, wenn etwas fest stehen soll, wie Häuser, Brücken, Gerüste z. B., damit sie nicht zusammenfallen. So einfach ausgedrückt, ich, als Laie!

“Ei eingerüstetes Gewandhaus”?
“statistische Berechnungen”?
Wer hat das geschrieben?

Schreiben Sie einen Kommentar