"Die Netze bleiben das Nadelöhr der Energiewende in Ostdeutschland", meint der enviaM-Netzbetreiber "Mitnetz Strom", der die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in seinem Netzgebiet immer häufiger drosseln muss. Die Übertragungsnetze haben mit dem Ausbau der erneuerbaren Energie-Kapazitäten nicht Schritt gehalten.

Im Jahr 2013 musste “Mitnetz Strom” als größter regionaler Verteilnetzbetreiber in den neuen Bundesländern die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Netzgebiet 159 Mal drosseln. Dies entspricht einer Steigerung von 64 Prozent gegenüber dem Vorjahr, teilt das Unternehmen mit. Am häufigsten musste die Stromerzeugung in der Netzregion Brandenburg (151 Mal) heruntergefahren werden. Schwerpunkte waren die Regionen Cottbus, Spremberg-Hoyerswerda-Weißwasser, Jessen-Herzberg-Falkenberg und Ortrand-Bernsdorf – nicht ganz zufällig jene Region, in der der Ausbau der Windparks in Brandenburg besonders weit fortgeschritten ist. Gleichzeitig produziert gleich nebenan Vattenfall zu Billigstpreisen Kohlestrom – aber die notwendigen Übertragungsstrecken in den Süden der Bundesrepublik fehlen noch immer.

“97 Prozent der Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Binnenland sind an das Verteilnetz, sprich das Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz, angeschlossen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet nach wie vor schneller voran als der Ausbau der Netze. Damit es nicht zu Netzengpässen kommt, sind wir gezwungen, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien immer öfter zu drosseln”, so Dr. Adolf Schweer, Technischer Geschäftsführer der “Mitnetz Strom”.

Im Rahmen des Netzsicherheitsmanagements ist es Netzbetreibern gestattet, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien herunterzufahren, wenn eine Überlastung des Stromnetzes droht. Grundlage bilden das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG).Bei der “Mitnetz Strom” erfolgt die Drosselung der Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien per Funksignal über die zentrale Schaltleitung in Taucha bei Leipzig. Die Anlagenbetreiber erhalten vom Netzbetreiber für die Verringerung der Einspeiseleistung bei Vorliegen eines Netzengpasses eine Entschädigung als Ausgleich für die nicht eingespeiste Energie.

Um die bestehenden Netzengpässe zu beheben, arbeitet “Mitnetz Strom” seit Jahren mit Hochdruck am Ausbau und der Verstärkung der Netze und Anlagen. “In 2013 konnten wir die erneuerte Hochspannungsleitung zwischen Falkenberg und Jessen in Betrieb nehmen. Auch 2014 werden sich unsere Aktivitäten auf den Raum Jessen konzentrieren. Unter anderem beginnen wir gemeinsam mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission, ein neues 380/110-Kilovolt-Umspannwerk bei Jessen zu bauen”, so Schweer weiter.

Probleme bereiten “Mitnetz Strom” unverändert die langen Planungs- und Genehmigungszeiten. Zudem verzögerten Bürgerproteste gegen den Netzausbau die Umsetzung zusätzlich, teilt das Unternehmen mit.

Eine Besserung beim Netzausbau sieht Schweer in dem Netzausbauplan für das Hochspannungsnetz, auf den sich die sieben größten Verteilnetzbetreiber Ostdeutschlands 2013 verständigt haben. Dieser sieht unternehmens- und länderübergreifend ein koordiniertes Vorgehen beim Netzausbau vor.

Rückenwind erhofft sich Schweer auch von der neuen Bundesregierung. “Im Koalitionsvertrag ist erstmalig erwähnt, wie wichtig die Verteilnetze für die Umsetzung der Energiewende sind und dass ihr Ausbau vernünftig finanziert werden muss. Erfreulich ist, dass die große Koalition den Ausbau der erneuerbaren Energien an den Ausbau der Netze koppeln will und verbindliche Ausbauziele festgelegt hat”, so Schweer.

“Mitnetz Strom” stellt die Stromversorgung für 2,5 Millionen Einwohner in Ostdeutschland sicher. Das Netzgebiet erstreckt sich über Teile von Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

www.mitnetz-strom.de

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