Knapp ein Drittel (31 Prozent) der Deutschen hat bereits vom Netzentwicklungsplan, kurz NEP, gehört. Das ist ein Ergebnis der neuen Studie zur Akzeptanzforschung, die von der Leipziger Unternehmensberatung Hitschfeld Büro für strategische Beratung am Montag, 22. September, veröffentlicht wurde. "Dieses Ergebnis übertrifft unsere Erwartungen", resümiert Geschäftsführer Uwe Hitschfeld. Aber in der Befragung hatte die Agentur auch verraten, dass es beim NEP um die Planung und den Bau neuer Stromtrassen geht. Da fällt bei den meisten Leuten der Groschen.

“Doch der unerwartet hohe Kenntnisstand ist leider nur die halbe Wahrheit”, fügt Uwe Hitschfeld noch hinzu. Schaut man nämlich, wer Kenntnis von den Informations- und Beteiligungsmöglichkeiten hat, mit denen die Entwicklung und Fortschreibung des NEP begleitet werden, dann trifft das nur auf gut die Hälfte der Menschen zu, die Kenntnis vom NEP haben. In der Summe weiß also nur knapp jeder sechste Befragte von den Informations- und Beteiligungsmöglichkeiten am NEP.

“Und dies bei einem zentralen Instrument der Energiewende, bei dem sich die Politik eine breite Bürgerbeteiligung auf die Fahnen geschrieben hat”, so Hitschfeld.

Die Auswertung der sozio-demografischen Daten ergab zudem, dass vorrangig Besserverdiener mit hohem Bildungsgrad zu der letztgenannten Gruppe gehören. Das heißt im Klartext: Für ein dermaßen wichtiges Instrument der Energiewende wie den NEP, der einen möglichst breiten gesellschaftlichen Konsens braucht, ist dies eine problematische Erkenntnis. Denn das Informations- und Partizipationsangebot erreicht bisher nur die Eliten des Landes.”Diese Ungleichverteilung muss Konsequenzen für die Kommunikationsstrategie des Wirtschaftsministeriums, der Bundesnetzagentur, aber auch der Netzbetreiber haben”, stellt Uwe Hitschfeld fest. Die Bürgerbeteiligung bei der Fortschreibung des NEP sei eigentlich beispielhaft und Ausdruck einer neuen Kultur der Partizipation im Lande – wenn die Kunde davon eben auch breite Teile der Bevölkerung erreichen würde.

Was natürlich grundsätzlich die Frage nach dem Kommunikationsverhalten von staatlichen Institutionen stellt – und die Frage, ob die Bürger mit niedrigeren Einkommen und schlechterem Zugang zu Medien mit den klassischen Mitteln überhaupt noch erreicht werden können.

Im zweiten Teil der aktuellen Studie fragten die Akzeptanzforscher, welche Glaubwürdigkeit Politik, NGOs (Nichtregierungsorganisationen), öffentliche Verwaltung und Vorhabenträger als Absender von Projektinformationen und Dialogangeboten genießen.

Uwe Hitschfeld: “Die geringe Glaubwürdigkeit der Vorhabenträger (44 Prozent) sowie der Genehmigungsbehörden (55 Prozent) überraschte uns mehr als die vergleichsweise hohe Glaubwürdigkeit von NGOs (72 Prozent). Es ist geradezu besorgniserregend, dass ausgerechnet diejenigen, die die Projekte am besten kennen (Vorhabenträger) sowie die ‘Hüter’ der gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren (Genehmigungsbehörden) die geringste Glaubwürdigkeit bei den Bürgerinnen und Bürgern genießen. Dies zu ändern braucht Zeit, Geduld und vielleicht auch einen Generationswechsel bei der Gruppe der handelnden Akteure.”

Vor allem müssten, so Uwe Hitschfeld, die von den Vorhabenträgern in jüngster Vergangenheit angeschobenen Kommunikationsbemühungen weiter ausgebaut und kontinuierlich fortgesetzt werden.

Die Studie ist auf der Website der Unternehmensberatung Hitschfeld abrufbar.

Quelle: www.hitschfeld.de

Wikipedia zum Netzentwicklungsplan (NEP): http://de.wikipedia.org/wiki/Netzentwicklungsplan

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