Deutschland möchte zwar gern möglichst schnell auf alternative Energien umsteigen. Und der Solarausbau kommt in einem hohen Tempo sogar voran. Doch das hilft einem der wichtigsten Hersteller von Solarmodulen in Deutschland nicht wirklich. Denn der Markt wird von billigen Solarmodulen aus China aufgerollt. Und eine wirkliche Reaktion der deutschen Politik, die Solarhersteller in Deutschland zu unterstützen, ist nicht in Sicht. So geht der auch in Sachsen heimische Produzent jetzt erst einmal in die Insolvenz, nachdem ein Investorenmodell bislang gescheitert ist.
Die beiden deutschen Standorte des Schweizer Solarzellen-Unternehmens „Meyer Burger“ haben beim zuständigen Amtsgericht in Chemnitz Insolvenzanträge gestellt. Als vorläufigen Insolvenzverwalter des Technologie-Standortes „Meyer Burger (Germany) GmbH“ in Hohenstein-Ernstthal (bei Chemnitz) bestellte das Gericht Prof. Dr. Lucas F. Flöther, Namens-Partner der Kanzlei Flöther & Wissing und einer der renommiertesten deutschen Insolvenzverwalter.
Vorläufiger Insolvenzverwalter der Solarzellen-Produktion „Meyer Burger (Industries) GmbH“ in Bitterfeld-Wolfen und Hohenstein-Ernstthal ist Reinhard Klose, Partner bei Flöther & Wissing und Leiter der Chemnitzer Kanzlei-Niederlassung. Die beiden Sanierungsexperten machen sich bereits in Gesprächen mit dem Management ein Bild der Lage.
„Die Geschäftsbetriebe laufen derzeit trotz der Insolvenzanträge weiter“, schilderte Lucas F. Flöther die Situation. „Es ist unser Ziel, beide Unternehmen während des gesamten vorläufigen Verfahrens fortzuführen.“ Reinhard Klose ergänzte: „Meyer Burger gehört zu den europäischen Technologie- und Innovationsführern der Branche. Wenn möglich, sollen die Standorte und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben.“
In den nächsten Wochen wollen die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter die zur Verfügung stehenden Optionen prüfen und anschließend in Abstimmung mit den Gläubigern die geeigneten Maßnahmen vorbereiten. Denkbar ist unter anderem eine Investorenlösung. Zwar hatte Meyer Burger bereits in den vergangenen Monaten vergeblich versucht, einen Investor zu finden. Eine Investorenlösung ist allerdings in einem Insolvenzverfahren deutlich einfacher zu erreichen, weil der Erwerber die Geschäftsbetriebe ohne Altlasten übernehmen kann.
Flöther und Klose werden kurzfristig die mehr als 600 deutschen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (289 bei der Meyer Burger (Germany) GmbH und 332 bei der Meyer Burger (Industries) GmbH) über den Stand der Dinge und die weiteren Schritte unterrichten. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sollen über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert werden.
Nach Angaben von Meyer Burger leidet die Unternehmensgruppe bereits seit geraumer Zeit unter einem sich ständig verschlechternden Marktumfeld. Dazu gehört insbesondere der sich weiter verschärfende Wettbewerb mit den chinesischen Anbietern. Nachdem deutlich geworden war, dass die angestrebte Investorenlösung kurzfristig nicht umzusetzen ist, trafen die Geschäftsführungen die Entscheidung, Insolvenzanträge zu stellen.
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