Leipzigs sechste öffentliche E-Tankstelle ist seit Dienstag am Netz. Betrieben wird sie am Westplatz von der Wohnungsgenossenschaft Unitas in Kooperation mit den Stadtwerken Leipzig. Fürs Erste ist der Strom "kostenlos und offen für alle", so die Unitas. Auf dem Weg in die Elektromobilität lassen sich die Partner auch nicht von Aufreger-Überschriften irritieren.

Unitas goes green. Der Schriftzug der Leipziger Wohnungsgenossenschaft ist ja schon länger in dem naturnahen Farbton gehalten. Nun will sich der Vermieter auch durch den Betrieb einer E-Tankstelle zu ökologischer Nachhaltigkeit bekennen.

Seit dem 31. Januar 2012, 10:30 Uhr, betreibt die Unitas gegenüber ihrem Firmensitz in der Friedrich-Ebert-Straße 63 eine Stromtanke. Die Batterieaufladung erfolgt am Westplatz bis auf Weiteres kostenlos. Neben den Mietern und Mitgliedern der Wohnungsgenossenschaft hat grundsätzlich jedermann Zugriff auf den Stecker-Zapfhahn. Dazu muss sich der Elektromobilist lediglich am Empfang der Gesellschaft anmelden, wo er einen Zugangscode für die Zapfsäule erhält.

Allein das zeigt, wie sehr das Projekt Elektromobilität noch in den Kinderschuhen steckt. Abrechnungssysteme fehlen noch. In dem Projekt “SaxMobility II”, das sich der Massentauglichkeit eines strombetriebenen Automobilverkehrs widmet, sollen die Möglichkeiten des sogenannten Mircropayments erforscht werden. Angedacht ist dabei eine Strom-Bezahlung per Smartphone-App.

Auch gibt es noch nicht so viele Elektroautos in Leipzig. Da muss die Kostenfreiheit des Aufladestroms nicht zum finanziellen Kollaps des Anbieters führen. Von einer zweistelligen Anzahl von Strom-Kfz in Leipzig geht Stadtwerke-Generalbevollmächtigter Winfried Damm aus. Von den SWL seien 19 beschafft worden, von denen zehn zum Fuhrpark der Stadtverwaltung gehören. Das kommunale Versorgungsunternehmen selbst verfügt über zwei Stromautos der Marke mit den vier Ringen auf dem Kühler. Neben vierrädrigen Stromautos in Privathand zählt Damm auch Twikes und andere Elektromobile zu dieser Kategorie.
Die Unitas betritt als E-Tankstellenbetreiber Neuland. Für Unitas-Vorstandssprecherin Martina Wilde stellt der Tankstellenstart einen weiteren Schritt auf dem Gebiet der energetischen Nachhaltigkeit dar. Diese habe das Unternehmen bislang primär über alle Fragen rund um die Gebäudehülle definiert.

Ihr Vorstandskollege Steffen Foede verweist darauf, dass die Fahrzeuge der Unitas fast ausschließlich Kurzstrecken und Stadtfahrten zurücklegen. Von daher sei die Unitas prädestiniert, E-Mobile einzusetzen, hofft Foede auf wirtschaftliche Modelle der Hersteller.

Für die SWL ist es inzwischen Aufladestation Nummer 30. Damit ist die beim Auftakt von “SaxMobility I” im Dezember 2010 ausgegebene Zielzahl nun erfüllt. Das Projekt wird aus Mitteln des Bundesverkehrsministeriums gefördert.

SWL-Chef gegen Diskreditierung von Elektroautos
Auf dem Weg in das Zeitalter der Elektromobilität lassen sich die Partner auch nicht von aktuellen Aufreger-Überschriften irritieren. Unter Berufung auf die aktuelle Optum-Studie des Ökoinstituts im Auftrag des Bundesumweltministeriums vermeldeten viele Medien, dass die Ökobilanz der E-Autos nicht unbedingt öko sei. Optum steht hierbei für: Optimierung der Umweltentlastungspotenziale von Elektrofahrzeugen.

Dabei zitierte die Berliner tageszeitung, auf die sich alle diese Meldungen beziehen, zutreffend den Kern des Gutachtens: “Die Klimabilanz von Elektrofahrzeugen ist nur dann ausgewogen, wenn zusätzliche Kapazitäten erneuerbarer Energien in den Strommarkt gebracht werden.” Klimaschutz via Elektromobilität gebe es nur mit zusätzlichen erneuerbaren Energien, so die Studie weiter.

Da staunt der Laie, und der ökologisch orientierte Eisenbahn-Fachmann wundert sich – nicht. Denn auch eine Elektrolok ist ihrer rußenden Dieselschwester in Umweltdingen erst unter Verwendung von grünem Strom so richtig überlegen.

“Diese Diskreditierung trifft den Nagel nicht wirklich auf den Kopf”, hält denn auch SWL-Geschäftsführer Raimund Otto den Hardlinern unter den Headlinern entgegen. Auch sein Unternehmen setzte in der Energieerzeugung weiter auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Zugleich nimmt aus seiner Sicht die “Qualität Auto” mit jedem neuen Modell eines Elektroautos weiter zu.

Hier teste man die Erzeugnisse französischer und japanischer Hersteller, ergänzt Winfried Damm, und suche auch den Kontakt zu BMW. Denn der Premium-Hersteller will seine Elektromodelle im Leipziger Norden herstellen.

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