Der Güterverkehr hat sich in den vergangenen 50 Jahren in etwa verdreifacht. Wenn man der OECD-Studie „ITF Transport Outlook 2019“ Glauben schenkt, wird sich an der Dynamik dieser Entwicklung nichts ändern. Demnach wird sich das Transportaufkommen zwischen 2015 und 2050 noch einmal verdreifachen. Auch die Zahl der Güter auf der Straße wird somit zunehmen.

Ein Ausweichen auf die Schiene ist nur teilweise umsetzbar

Erstaunlich sind in dieser Studie zwei Zahlen. Demnach wird der Anteil der Lkws am Gesamtaufkommen jährlich um 3,5 % auf dann 18 % steigen. Die Bahn wird dagegen nur 9 % aller Güter transportieren. Den Löwenanteil macht der Transport auf hoher See aus. Andere Experten hoffen, dass ein Viertel des Güteraufkommens auf der Schiene transportiert wird. Die Bahn bereitet sich auf diese Zeit immerhin schon einmal vor. Der Staatskonzern eröffnete kürzlich in Halle (Saale) eine neue Werkstatt für Güterlokomotiven.

Der Anteil der Eisenbahn am Gütertransport wird von den Rahmenbedingungen abhängen. Ein entscheidender Punkt sind die Kosten, die aktuell für den Lkw sprechen. Nicht weniger hinderlich für die verstärkte Orientierung auf die Bahn ist, dass in vielen Regionen von Deutschland gar keine Gleise liegen. So wird die Logistik zumindest abseits der Metropolen weiterhin nicht auf Lkws verzichten können.

Die Zukunft wird CO₂-neutral sein

Während beim Pkw zumindest die Entscheidung über die Antriebsart schon gefallen ist, scheint die Debatte bei den Lkws offen. Denkbar ist hier die Stromversorgung via Batterie, aber auch über eine Oberleitung oder per Induktionsspulen in der Fahrbahn zu realisieren. Problem dürfte sein, dass alle Fernstraßen mit einer entsprechenden Infrastruktur ausgebaut werden müssten. Beim Wasserstoff stellt sich die Frage, ob davon die ausreichende Menge mit erneuerbaren Energien hergestellt werden kann.

Wesentlich weiter ist die Entwicklung von autonomen Fahrzeugen. Sie werden einen entscheidenden Beitrag zur Verkehrssicherheit, aber auch zur Steigerung der Effizienz des Transports leisten. Seit einigen Jahren entwickelt MAN Systeme, die Lkws ohne Fahrer steuern sollen. Dabei konnte 2019 nachgewiesen werden, dass das sogenannte Platooning auf Autobahnen bereits heute machbar ist. Dabei fahren mehrere fahrerlose Fahrzeuge im Konvoi.

 

Autonom von Ziel zu Ziel

2021 hat MAN nachgewiesen, dass auch komplexere Prozesse problemlos zu bewältigen sind. Auf dem Container Terminal Altenwerder des Hamburger Hafens haben zwei autonom fahrende Lkw einen kompletten Ladevorgang für Container abgewickelt. Dabei fuhren sie ohne Eingreifen eines Fahrers ins Hafengelände ein und steuerten die Blocklagerspur an.

Der MAN findet selbstständig die richtige Gasse und parkt ohne Hilfe ein. Dann erfolgt das Ab- oder Aufladen des Containers. Ist der Vorgang abgeschlossen, fährt der Lkw zurück zum Hafentor und kann die Waren zum Empfänger bringen. 2030 beabsichtigt MAN, das autonome Fahren serienmäßig umzusetzen.

Alte Probleme und neue Lösungen

Der wichtigste Verkehrsträger für den Gütertransport bleibt aber das Schiff. Auch hier werden innovative Lösungen für den Antrieb benötigt. In Flüssiggas sehen einige Forscher keine großen Vorteile gegenüber Mineralöl. Die Alternative könnte Wind sein. Die Vindskip ist zwar kein herkömmliches Segelboot, könnte aber mit der Nutzung von Wind die Emissionen deutlich reduzieren.

An Land könnte der Güterverkehr ganz unter die Erde verschwinden. In der Schweiz soll ein System namens Cargo sous terrain ab 2031 alle großen Zentren der Eidgenossenschaft verbinden. Für das nötige Gesetz fehlt nur noch eine letzte Abstimmung im Parlament.

Der Gütertransport steht nicht nur vor Herausforderungen zum Klimaschutz. Für die weiter wachsende Nachfrage werden völlig neue Konzepte benötigt. Start-Ups, aber auch traditionsreiche Unternehmen beginnen, die Logistik neu zu denken.

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