Am Freitag, 8. Juni, traf sich der Aufsichtsrat der LWB zur Klausur. Es ging um die strategische Unternehmensplanung bis 2022. Und um einen Neubau für die Unternehmenszentrale, die derzeit noch in der Prager Straße ansässig ist - zur Miete. Schon vor der Klausurtagung wetterte Leipzigs CDU-Vorsitzender Detlef Schubert gegen den Neubau. Er hält das für Geldverschwendung.

“Die LWB hat primär die Aufgabe die günstige Wohnungsversorgung für breite Schichten der Bevölkerung sicherzustellen; Repräsentationsbauten im Stadtzentrum gehören sicher nicht dazu. Es ist immer wieder erstaunlich, wie selbstverständlich kommunale Unternehmen das Geld der Bürger ausgeben wollen. Unsere Forderung ist klar: Aufsichtsräte, stoppen Sie diese sinnlose Geldverschwendung”, appellierte er in einer Pressemitteilung am Donnerstag, 7. Juni.

“Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bürger unserer Stadt, die ja schließlich Eigentümer der LWB sind, ihr Geld für einen Repräsentationsbau ausgeben wollen”, erklärte Schubert. Die LWB sollte zunächst ihren Aufgaben gemäß den Eigentümerzielen nachkommen, bevor sie eigene Repräsentationsbestrebungen verfolge. Es scheine, als verstünde sich die LWB mehr und mehr als ein Privatunternehmen auf dem freien Markt, doch sie ist ein kommunales Unternehmen mit klaren Aufgaben.

Da streiten sich in Leipzig, wie man weiß, sowieso die Geister.

Aber der geplante Neubau am Wintergartenhochhaus, wo die LWB sogar eigene Freifläche zur Verfügung haben, macht aus Sicht des Unternehmens finanziell Sinn.
Zur Unterbringung der LWB-Verwaltung hat die Geschäftsführung der LWB zur Sitzung des Aufsichtsrates das Projekt eines Büroneubaus am Wintergartenareal und von zwei Wohnhäusern vorgestellt. Der Büroneubau habe sich als die wirtschaftlichste Lösung eines vorangegangenen Alternativenvergleiches ergeben, so die LWB. Dabei hat man auch die weitere Anmietung des bisherigen Bürobjektes und die Anmietung oder den Neubau an unterschiedlichen Standorten in Betracht genommen.

Anlass für die Alternativensuche ist der in 2015 auslaufende Mietvertrag für die aktuell von der LWB genutzten Büroflächen in der Prager Straße 21. Der geplante Bau des Unternehmenssitzes soll Auftakt für die weitere Erschließung des Wintergartenareals mit Wohnungsneubauten mit etwa 80 Wohnungen sein.

Hinsichtlich der Auftragsvergabe an das Büro Urban Plan erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende der LWB, Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup: “Die Entscheidung für den Auftragnehmer wurde allein von der Geschäftsführung der LWB getroffen. An der Auswahl des Auftragnehmers und der Auftragsvergabe habe ich in keiner Weise mitgewirkt.”

Die LWB-Geschäftsführerin Frau Dr. Gabriele Haase erläuterte dazu: “Die Auswahl des Büros Urban Plan erfolgte nach den Vergaberegeln der LWB mbH durch die Geschäftsführung der LWB auf Basis einer vergleichenden Betrachtung mehrerer infrage kommender Firmen und basiert auf Referenzen mit den Schwerpunkten Stadtentwicklung und immoblienwirtschaftliche Kompetenz.” Inhalte des Auftrages sind: Baukostenschätzung, Standortanalyse, Analyse von Referenzobjekten in Deutschland.

In der nächsten Sitzung des Aufsichtsrates am 28. Juni soll das Vorhaben Gegenstand einer ausführlichen Beratung sein. Diese Sitzung soll Auftakt für die Durchführung eines Realisierungswettbewerbes sein, im Rahmen dessen eine detaillierte Kostenkalkulation erfolgt. Hierauf basierend wird die Geschäftsführung Ende des Jahres dem Aufsichtsrat einen Entscheidungsvorschlag zur weiteren Projektentwicklung unterbreiten.

Und auch Siegfried Schlegel, Aufsichtsratsmitglied der LWB und Sprecher für Stadtentwicklung der Linksfraktion, sieht im Neubau eher Vorteile gegenüber dem Verbleib in der Prager Straße. “Zu bedenken ist auch, dass dieses Gebäude zeitnah zu sanieren wäre. Im Gegensatz zur Fortsetzung des teuren Mietverhältnisses, Mietkauf oder Neubau durch einen Investor ist ein Eigenneubau mit hoher Energieeffizienz auf eigenem Grund und Boden eine langfristig preiswertere Alternative”, sagt er.

“Ein Neubau neben dem weithin sichtbaren LWB-Wohnhochhaus Wintergartenstraße ist verkehrsgünstig für Mieter und Interessenten, da alle Straßenbahnlinien am Hauptbahnhof vorbeifahren. Die repräsentative Lage ist nicht entscheidend, aber ein guter Nebeneffekt. Eine, dem Standort angemessene Gestaltung muss nicht automatisch teurer sein. Maßgebend ist viel mehr ein effizientes Verhältnis von Büro- zu Nebenflächen. So, wie bei den in naher Zukunft neu zu bauenden Wohnungen können auch beim Verwaltungsneubau Belange der Altenfreundlichkeit und Behindertengerechtigkeit berücksichtigt werden.”

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