In der Nacht des 1. Oktober hatten Verdi und knapp 1.000 Mitarbeiter der DHL Hub Leipzig GmbH ein durchaus starkes Signal gesetzt. Im Rahmen des Warnstreikes standen sie für 6,5 Prozent mehr Lohn ab 0:05 Uhr auf dem Betriebsgelände am Leipziger Flughafen und machten eines nicht nur durch die Anzahl überdeutlich: Einigung in Tarifrunde 2 oder Streik. Am 2. Oktober war es dann soweit. Nachdem die Arbeitgeber in der ersten Verhandlung keinerlei Angebot unterbreitet hatten, kam es in der zweiten Tarifrunde zu etwas, was Verdi in einem Rundschreiben an die Mitarbeiter jubeln ließ. Die Löhne gehen deutlich nach oben und es wurde eine Einigung bis Ende 2016 gefunden.

Am Ende werden die Geschäftsführer der DHL Hub Leipzig GmbH die hohe Zahl der Warnstreikenden nach einer nur kurzen Mobilisierung richtig gedeutet haben. Am Leipziger Flughafen zog ein Sturm auf – bestehend aus Unzufriedenheit und Unverständnis. Hatte der Vorstandsvorsitzende der Deutsche Post AG, Dr. Frank Appel doch Ende März 2014 mit Blick auf die Aktionäre des Unternehmens einen Gewinn vor Steuern von 10 Prozent ausgerechnet in der Logistikbranche ausgerufen. Also da, wo die Kollegen am Leipziger Flughafen in einem der drei größten HUBs der DHL im Akkord Pakete und Container umladen.

Dafür sollte auch Lohnzurückhaltung geübt werden. Etwas, das an dem Standort, wo man Konzernintern bis zu 20 Prozent weniger fürs Personal zahlt, denkbar schlecht aufgenommen wurde. Es drohte mit dem Warnstreik der erste echte Streik bei der Leipziger DHL.

Mit 6,5 Prozent Lohnsteigerung für 2015 ging Verdi am vergangenen Donnerstag ins Gespräch, die Arbeitgeber mit vorab null. 4,7 Prozent mehr Lohn bereits ab dem 1. Dezember 2014 kamen am Ende heraus. Weniger als die durch den Warnstreik offensichtlich deutlich gestärkten Verdi-Verhandler wollten, doch ein weiterer Kompromiss dürfte beiden Seiten geholfen haben. Weitere 4,3 Prozent Zuschlag soll es nun ab dem 1. Dezember 2015 geben – was der einmal gefundenen Vereinbarung nun bis 30. September 2016 Gültigkeit verschafft. Für die DHL bedeutet dies – keine weiteren Streikthemen im kommenden Jahr und für beide Seiten Planungssicherheit bei einem kontinuierlichen Lohnzuwachs für die Mitarbeiter.
Dieser sieht nach den L-IZ vorliegenden Gehaltstabellen (s. unten), eine nicht zwingend mögliche 40-Stunden-Arbeitwoche bei DHL vorausgesetzt, beim Brutto-Einstiegsgehalt in der niedrigsten Entgeltgruppe 1 von bislang 1.562,49 Euro einen Anstieg um 73,44 brutto ab dem 01.12.2014 und einen weiteren Anstieg Ende 2015 um weitere 70,34 Euro auf letztlich 1.706,27 Euro Bruttolohn bei Neueinsteigern vor. Bei Mitarbeitern in der höchsten Stufe 5 (ab 8 Jahre Betriebszugehörigkeit) in der höchsten Entgeltklasse entsprechend von 2.882,40 Euro kommend in zwei Stufen auf 3.147,4 Euro brutto.

Interessant für die Lehrlinge und zukünftigen Interessenten an einer Ausbildung im Logistikgewerbe: Auch hier sind die Ausbildungsvergütungen spürbar um die gleichen Prozentsätze gestiegen. Nun erhält man im ersten Lehrjahr 664,85 Euro und bei einem Lehreinstieg nach dem 1. Dezember 2015 bereits 693,44 Euro brutto. Während der Ausbildung steigen dann die Vergütungen auf 802,64 Euro brutto im 3. Lehrjahr an.

Dass es den Gesamtkonzern der Tarifabschluss kaum von seinen ehrgeizigen Zielen abbringen kann, ist angesichts der rund 3.500 Mitarbeiter am Standort Leipzig und angesichts anderer Zahlen zu erwarten.

Im März 2014 hieß es seitens der Konzernzentrale zum EBIT (Ergebnisplus vor Steuern): “Für den Zeitraum 2013 bis 2020 strebt der Konzern – ausgehend vom EBIT des Jahres 2013 in Höhe von 2,86 Milliarden Euro und bei unveränderter Gültigkeit des Zwischenziels von 3,35 Milliarden Euro bis 3,55 Milliarden Euro für 2015 – ein Ergebniswachstum im Konzern von durchschnittlich mehr als 8 Prozent pro Jahr – an. Trotz der generellen Verlangsamung des Marktwachstums im Speditionsgeschäft soll DHL zum Umsatzwachstum und dem deutlichen Profitabilitätsanstieg mit rund 10 Prozent EBIT-Zuwachs pro Jahr auch weiterhin am stärksten beitragen.”

Da kommt einem der erreichte Lohnzuwachs am Standort Leipzig auf einmal wieder fast klein vor.
Die Gehaltstabellen bislang und die Zuwächse nach den einzelnen Entgeltgruppen und Betriebszugehörigkeiten als PDF zum download.

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