Leipzig hat ein Problem. Es wächst. Ziemlich schnell. Über 10.000 neue Bürger kamen auch 2017 wieder dazu, laut Melderegister leben mittlerweile 590.000 Menschen in der Stadt. Wenn das auch die nächsten Jahre so weitergeht, hat Leipzig im Jahr 2030 um die 700.000 Einwohner. Und schon jetzt ist Leipzig vom Wachstumstempo an vielen Stellen überfordert. Und dabei braucht es noch viel mehr Druck, betonen jetzt die Wirtschaftskammern in einem Offenen Brief an OBM Burkhard Jung.

Besondere Sorgen machen Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig, Claus Gröhn, Präsident der HWK zu Leipzig, und Professor Dr.-Ing. Hubertus Milke, Präsident der Ingenieurkammer Sachsen, die fehlenden Baulandreserven in Leipzig und die fehlenden Planungen gerade für leistungsstarke ÖPNV-Systeme. Im August 2017 hatten die drei Kammern extra die gemeinsame Initiative „Mobilität Leipzig 700plus“ gegründet, um gerade in der Verkehrspolitik Druck aufzubauen.

Denn wenn Leipzig bis 2030 tatsächlich auf 700.000 Einwohner wächst, dann wächst auch der Berufsverkehr entsprechend. Den Pendlerverkehr rechnen die Kammern ganz bewusst mit hinein, denn die ersten Stauerscheinungen gibt es heute schon im täglichen Berufsverkehr. Damit der Kollaps vermieden werden kann, muss es leistungsstarke Alternativen geben.

Und weil diese Alternativen gebaut und geplant werden müssen, fordern die Kammern einen deutlichen und schnelleren Ausbau der Planungskapazitäten der Stadt Leipzig.

Die Ziele für den Ausbau des Leipziger Verkehrssystems haben die drei Kammerpräsidenten in kurzen Stichworten gebündelt:

„Leipzig kommt nicht ohne stärker integrierte Verkehrssysteme aus.

– Es braucht die zügige Entwicklung eines nachhaltigen Smart City-Konzeptes.

– Die zeitnahe Vervollständigung des Leipziger Ring- und Tangentensystems – auch als Achsen für den ÖPNV – ist unverzichtbar.

– Das derzeitige Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit Blick auf die Zukunft nicht ausreichend.

– Die Verkehrsträger müssen künftig stärker vernetzt, besser synchronisiert und effizienter werden.“

Eine Herkulesaufgabe, die aber gerade wegen der Größenordnung frühzeitige Planungen braucht.

Der Offene Brief an OBM Burkhard Jung.

Ein zukunftsweisender Nahverkehrsplan für Leipzig sollte längst diskutiert werden, wurde aber vertagt

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Nun nimmt die merkwürdige Diskussion also ihren Lauf.
Die LVZ hatte sich entschlossen vor dem Bezug auf den Brief der Kammern doch noch auf den des Ökolöwen mit einigen polemischen Zwischenkommentaren einzugehen, indem sie den O-Ton der Kammersprecher als Tatsachen ausgibt: Die Mehrheit am Runden Tisch wären die Ökologen und die Professoren auch noch auf deren Seite – als ob es Verkehrswissenschaftler gäbe, die eine autogerechte Stadt für möglich hielten.
Nun zum Kern der Kammerforderungen: das verabschiedete Verkehrskonzept aufgeben. Gerade bei einer wachsenden Stadt muss doch auf eine Aufteilung im modal split extrem zu Gunsten von ÖPNV, Rad- und Fussverkehr hingearbeitet werden, außer man schlägt mehrere neue Straßentrassen durch die vorhanden Bebauung! Neue Wohngebiete selbstverständlich an vorhandenen bzw. zu bauenden S-Bahn- und Straßenbahnlinien usw.

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