In einem offenen Brief wenden sich 18 Ortsgruppen von Parents for Future an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit der Bitte, die Diskussion um Klimaschutz in Deutschland ehrlich und auf Augenhöhe mit den Bürger/-innen voranzubringen und zu moderieren. Sie teilen die Forderung der Initiative „Hungern bis ihr ehrlich seid“ nach einer ehrlichen und umfassenden Kommunikation zur Klimakrise und bitten Steinmeier, sich einzubringen.

„Wie kürzlich von der WMO bestätigt, stellt seit einem Jahr jeder Monat einen neuen Wärmerekord auf. Die Folgen sind schon jetzt in vielen Regionen der Welt katastrophal“, stellt Verena Ludewig von Parents for Future fest. „Und trotzdem wird in Deutschland die Notwendigkeit von schnellem Klimaschutz öffentlich nicht oder zu lasch bzw. unverständlich diskutiert. Und das ungenügende Umsetzen der lange bekannten effektiven Maßnahmen entsetzt die Klimagerechtigkeitsbewegung.“

Der offene Brief an den Bundespräsidenten auf der Homepage von Parents for Future.

Im Brief gehen Parents for Future direkt auf die Initiative „Hungern bis ihr ehrlich seid“ ein: „Seit dem 7.3.2024 ist Wolfgang Metzeler-Kick, genannt Wolli, den viele von uns aus diversen Klimaschutzaktivitäten kennen, in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Er wünscht sich eine ehrliche Kommunikation zur Klimakrise durch die Bundesregierung – etwas, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Wir teilen seine Verzweiflung, die ihn dazu bewegt, auf individueller Ebene schmerzhaft sichtbar zu machen, was uns als Gesellschaft droht: das Wegbrechen unserer Lebensgrundlagen und dessen Konsequenzen.

Es zerreißt uns zu sehen, wie große Teile der Gesellschaft lethargisch und entpolitisiert ihrem Alltag nachgehen und Einzelne ihre Gesundheit und sogar ihr Leben riskieren, um von der Politik eine angemessene Reaktion auf die größte Menschheitskrise zu fordern. Wir wissen, dass weitere Menschen planen, sich Wolli anzuschließen und ihre Entschlossenheit, bis zum Tode zu hungern, macht uns große Angst.“

Falscher Optimismus im Umweltbundesamt

Und deutliche Kritik erntet auch das Umweltbundesamt, das mit seiner Meldung vom 15. März suggerierte, Deutschland wäre tatsächlich auf dem Weg, seine Emissionen nach den Zielvorgaben von Paris zu senken.

„Das Umweltbundesamt (UBA) verbreitet die Hoffnung, dass Deutschland seine Klimaziele für 2030 einhalten könne. Genaueres Hinsehen zeigt jedoch, dass Deutschland seine Emissionsreduktion stark beschleunigen müsste, um die Erderhitzung auf immerhin deutlich unter 2 Grad zu begrenzen. Zum Beispiel sind in den Berechnungen des UBA Maßnahmen (im Gebäudesektor) als emissionsmindernd eingerechnet, von deren Umsetzung aktuell nicht ausgegangen werden kann. Außerdem müssen die Emissionen im Verkehrssektor massiv reduziert werden“, heißt es dazu im offenen Brief.

„Das eigentliche Ziel, die Erhitzung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen, lässt sich auch wegen der halbherzigen Handlungen seit der Ratifizierung der Ãœbereinkunft von Paris realistisch nicht mehr erreichen – etwas, was die Bundesregierung inklusive der Folgen ehrlich kommunizieren müsste.“

Es geht um unsere Lebensgrundlagen

„Wir teilen die Verzweiflung von Menschen wie Wolfgang Metzeler-Kick, der sich zur Zeit im unbefristeten Hungerstreik befindet“, sagt Luisa Milazzo von Parents for Future. „‚Wolli‘ fordert von Bundeskanzler Olaf Scholz nichts weiter, als dass dieser die Dramatik der Klimakatastrophe in einer Regierungserklärung thematisiert. Es zerreißt uns das Herz. ‚Wolli‘ vollzieht auf individueller Ebene schmerzhaft und sichtbar das, was uns als Gesellschaft droht: das Wegbrechen unserer Lebensgrundlagen.“

Und Hans-Georg Beuter fügt hinzu: „Trotz der Dringlichkeit von physikalisch angemessenem Klimaschutz wissen die meisten Bürger/-innen nicht, wie dieser gelingen kann und was eine weiter eskalierende Klima- und ökologische Krise für ihr Leben bedeuten würde. Gleichzeitig ist Misstrauen gegenüber der Politik weit verbreitet und ein idealer Nährboden für Populismus. Beidem kann von Seiten der Politik nur mit Transparenz und radikaler Ehrlichkeit begegnet werden.“

Mit ihrer Bitte nach einer ehrlichen Debatte an den Bundespräsidenten greifen die P4F-Ortsgruppen auf, was auch der Deutsche Ethikrat in seiner Stellungnahme zur Klimakrise und auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen einfordern – eine umfassende gesellschaftliche Diskussion zum Handeln in der Klimakrise.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Es gibt 2 Kommentare

Wußte gar nicht, daß jetzt auch Klimaleugner und Faschisten einen Hungerstreik für mehr Schadstoffe und beschleunigten Klimawandel beginnen würden. Daher danke an den “Gerd”, dem mensch weiterhin fern bleiben und niemals zuhören sollte. Denn Konstruktives kann mensch von extrem rechts weiterhin nicht erwarten. 😉

In letzter erfolgloser Instanz leisten die politisch Magersüchtigen dann doch ihren ganz persönlichen Beitrag zur Senkung des Kohlendioxidausstosses. Also selbst das absehbare biologisch begründete Ende des Hungersstreiks hat was für den Klimaschutz gebracht.

Schreiben Sie einen Kommentar