In der Logik des kapitalistischen Wachstumssystems ist Klimaschutz offenbar nicht „systemrelevant“, sondern systembedrohend, da er ein schnelles „Weniger“, statt des beständigen „Immer mehr“ erfordert, das ja die Grundlage für das Funktionieren des ganzen Systems ist. Es gibt offenbar einen antagonistischen Widerspruch zwischen den dominanten Gegenwartsinteressen, die vorwiegend Wachstums, Profit- und Konsuminteressen sind und den Interessen der jungen Generation, der Ärmeren, der Bauern, des Südens und der kommenden Generationen an der Sicherung der Lebensgrundlagen und der Zukunft.

Wir werden die Klimakatastrophe jetzt begrenzen oder wir werden sie überhaupt nicht mehr begrenzen können, weil sie sich dann verselbständigt hat und selbst verstärkt.

Das meint ganz konkret den auftauenden Permafrost, das schwindende Meereis, die brennenden Wälder: alles Verstärkungen der Erderhitzung, die bereits in vollem Gange sind, aber in diesen Budgetzahlenspielereien gar nicht berücksichtigt werden.

Wir sind weiter völlig ungebremst in Richtung Klimakatastrophe unterwegs. Die weitere Verschärfung der Klimakatastrophe bedroht direkt die Gesundheit und das Leben der Menschen. Jede Tonne CO₂, die ausgestoßen wird, führt dazu, dass noch mehr Menschen unter Hitzewellen, Extremwetter, Dürren, Hunger und sich ausbreitenden Krankheiten leiden werden. 2022 gab es in Europa bereits 60000 Hitzetote, in Deutschland waren es 8000 und das ist erst der Anfang.

Jede weitere Tonne CO₂ destabilisiert die Lebensbedingungen der Zukunft weiter – deshalb muss Schluss sein mit dem Kohle-und Autowahnsinn. Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig. Man kann eine sich aufschaukelnde Klimakatastrophe nicht später wieder rückgängig machen, genauso wenig wie den Tod. Deshalb müssen wir uns heute für das Leben entscheiden.

Wir alle sind die Letzte Generation

Hier hat die „Letzte Generation“ in letzter Zeit den Staffelstab übernommen und sehr mutig und fantasievoll das Thema wieder nach vorne gebracht. Und keinesfalls nur mit Klebeaktionen, wie uns die bürgerlichen Medien weismachen wollen, sondern mit einer Vielzahl unterschiedlichster Aktionsformen.

Zum Beispiel die Beteiligung an den Protesten gegen die Tesla-Autofabrik bei Berlin und das TVO-Straßenbauprojekt in der Berliner Wuhlheide. Oder das symbolische Abdrehen der Öl- und Gasversorgung etwa an der Raffinerie Schwedt. Oder die Blockade des Hamburger Hafens sowie von Golfplätzen. Oder die farbliche „Verschönerung“ von Ampel-Parteizentralen und RWE-Büros sowie eines Privatjets auf Sylt. Auch andere Gruppen wie „Extinction Rebellion“ orientieren sich neu, wie die Besetzung des Berliner Hotels Adlon und das Entrollen eines großen Transparents „Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“ zeigten.

Das geht schon alles in die richtige Richtung, wird aber gerne totgeschwiegen. Unterstützung kommt von Bürgermeistern, Museumsdirektoren, Wissenschaftlern. So manche altkluge Kritik sollte hier nicht an die Aktivisten gehen, sondern an die Besserwisser, die sich lieber zurücklehnen und zuschauen, obwohl sie doch auch die Letzte Generation sind.

„Es rettet uns kein höheres Wesen“ und auch kein imaginäres Subjekt der ökologischen Wende aus dem Süden. Von dort werden sogar bald Dutzende und hunderte Millionen Klimaflüchtlinge nach Norden aufbrechen, weil ihre Heimat unbewohnbar geworden ist.

Klima-Ungerechtigkeit

Es ist unübersehbar, dass die aktuelle Politik vorrangig zugunsten der Interessen einer kleinen, reichen Minderheit handelt. Der Klimakonflikt ist auch ein nationaler und globaler Konflikt zwischen Arm und Reich, da die reichen 10 % in Deutschland und Europa in etwa genauso viele Treibhausgase verursachen, wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung (Klaus Dörre, Die Linke muss sich neu erfinden- aber wie?, LUXEMBURG 1/2022, Seite 119) und weltweit verursachen: „Die reichsten 1 % der Weltbevölkerung doppelt so viel Emissionen, wie die ärmeren 50 %, oder die reichsten 0,5 % so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung! (Quelle: Stockholm Environment Institut 2020). Was für eine ungerechte Welt! Um Klimagerechtigkeit herzustellen, müssten die reichen 10 % in Deutschland Ihre Emissionen übrigens auf ein Dreißigstel reduzieren.“ (Quelle: Dörre, 2022).

Beim derzeitigen „Endspiel um die Zukunft“ (Der Rabe Ralf April/Mai 2023, S.16–17) geht es von daher nicht nur ums Klima, sondern um reale Macht, es geht um Gerechtigkeit und Gestaltungsmacht für die kommenden Generationen, um eine dauerhaft mögliche, zukunfts- und friedensfähige Gesellschaft.

Die derzeitige Zukunftsblockade spaltet die Gesellschaft und wird durch die Klimakrise, die Aufrüstung, aber auch durch die nur vermeintlich klimafreundliche „grüne“ Modernisierung ständig weiter verschärft und ist in den gegenwärtigen gesellschaftlichen Strukturen offenbar nicht auflösbar.

Siehe hierzu auch das bemerkenswerte „Manifest der Völker des Südens – Für eine ökosoziale Energiewende“,
das unbedingt diskutiert und weiterverbreitet werden sollte.

Eine Alternative für das Leben

Sei es gegen eine klimafeindliche Energiepolitik (Lützerath), eine rechtswidrige Verkehrspolitik (Letzte Generation und FfF), gegen Aufrüstung und Waffenexporte, wie jüngst in Berlin: Es regt sich Widerstand, die Menschen werden aktiv, bekennen Farbe und fordern eine andere Politik. Die Friedenstaube war auf der Friedensdemo der 50.000 auf vielen Transparenten, Plakaten und Ansteckern unübersehbar.

Das macht Mut und war zwar kein „Aufstand“, aber ein Aufbruch ganz gewiss, in dem viele den Beginn einer neuen Friedens- und Bürgerbewegung sahen. Höchste Zeit wäre es. Auch dass sich Friedens- und Klimabewegung zusammenfinden und viele andere Initiativen, um den verpassten „Aufbruch21“ doch noch nachzuholen (siehe Der Rabe Ralf, Februar/März 2021, Seite 15). So zeigte der gemeinsame Klimastreik von Fridays for Future und VERDI am 3.März 2023 mit über 220.000 Teilnehmern, was schon alles möglich ist.

Frieden (auch mit der Natur), Klimaschutz, Gewaltfreiheit und Gerechtigkeit könnten und sollten dabei die verbindenden Gemeinsamkeiten sein, denn nur eine Gesellschaft, die sich in diese Richtung verändert, wird den Herausforderungen der Gegenwart gewachsen sein und Lösungen und nicht Probleme produzieren.

Die Zeit wird knapp und die Klimawende muss vor allem und zuerst im Norden stattfinden.
Es gilt eine breite Öffentlichkeit zu überzeugen, dass eine andere Welt nicht nur immer dringender nötig, sondern auch möglich ist und wie diese andere Welt und die Wege dahin aussehen könnten.

Trägheit der Herzen und Strukturen

Ein „Weiter so“ scheint aber vielen immer noch das geringere Übel. Groß sind die interessegeleiteten Trägheitskräfte in der Gesellschaft und bei jedem Einzelnen, eingeübte Routinen von Pflichterfüllung und vorauseilendem Gehorsam.

„Der Wahnsinn, wenn er epidemisch wird, heißt Vernunft“, wie der französische Philosoph Baudrillard treffend formulierte. Unsere derzeitige Wirtschafts- und Lebensweise ist nicht nur imperial, sondern zerstörerisch und bedeutet faktisch einen permanenten Krieg gegen das Klima, die Biosphäre und andere Kulturen, wird aber nach wie vor als fortschrittlich, rational und alternativlos dargestellt und verteidigt. Doch wir sind nicht die Vernünftigen. Wir Biedermänner sind die Brandstifter. . .

Und so werden wir wahnsinnig Vernünftigen die Welt in den Abgrund der Klimahölle befördern, nicht aus böser Absicht, sondern aus Trägheit und Bequemlichkeit, aus Gewohnheit und Pflichtgefühl, weil wir nicht bereit sind unsere gewohnte Komfortzone zu verlassen, auch wenn wir schon den Rauch und die Hitze des großen Feuers spüren.

„Wie man die Trägheit der Herzen und Strukturen noch rechtzeitig überwinden kann, ist inzwischen eine Überlebensfrage…“ schrieb ich bereits 2017.

Jeder Krieg geht vorbei, jedoch die Klimakatastrophe beginnt gerade erst und wird eine lebensbedrohliche Dynamik entfalten, die das Überleben der Menschheit gefährdet.

Das müssen wir endlich zur Kenntnis nehmen und endlich entsprechend handeln.

Es gilt jetzt die Debatte über eine gesellschaftliche Alternative jenseits des Wachstums wiederzubeleben, über eine sozial gerechte, nachhaltige Ökonomie und Gesellschaft, die nicht länger die Natur, den Süden und die Zukunft zerstört.

Hier noch einmal die Konturen einer sozial-ökologischen Transformation (zuerst in Tarantel 93, Auszug aus „Die Freiheit der Anderen“)

* Grundlegender Umbau des Steuersystems, ökologische Steuerreform: Belastung des Energie- und Rohstoffverbrauchs, Entlastung der lebendigen Arbeit, regenerativer Energien und des öffentlichen Verkehrs, Reichensteuer. Preisreform: Verteuerung von Energie und Rohstoffen, ein progressiv schnell steigender CO₂-Preis von mindestens 60 Euro pro Tonne, nicht gedeckelt und subventioniert, aber natürlich sozial abgepuffert für Geringverdiener und kleinere Unternehmen. Abschaffung des Bruttosozialprodukts zugunsten eines Ökosozialprodukts, Bilanzierung und Besteuerung der Unternehmen nicht nur nach ökonomischen Kennzahlen, sondern ebenso nach ökologischen und sozialen Kriterien.

* Einführung einer möglichst globalen, stetig steigenden Transportsteuer zur Eindämmung der Globalisierung und des ausufernden Verkehrs.

* Grundlegender Umbau der Finanzordnung: Geld als reines Tauschmittel, Abschaffung des Kapitalzinses und der leistungslosen Spekulations- und Aktiengewinne, Bankensystem als reine Dienstleistung in öffentlicher Hand, Geldmengenbegrenzung und friedliche Kapitalvernichtung.

* Sofortprogramm-Nahziele: keine fossiles „weiter so“ mit Kohle, LNG, Fracking-Gas, grauem Wasserstoff, vorgezogener Kohleausstieg, statt Energiesubventionierung massive Energieeinsparung, sofortige Abschaffung und Umlenkung der Subventionen für fossile Energien, Einführung einer hohen Kerosinsteuer, Ausstieg aus dem motorisierten Individualverkehr, Tempolimit, kostenloser ÖPNV, 100 Prozent ökologische Landwirtschaft, Wiederaufforstung, Wiedervernässung von Mooren, Verbot von Einwegflaschen und -verpackungen, Verbot von Werbung für Umwelt- und gesundheitsschädliche Produkte, Zerschlagung unkontrollierbarer Konzern- und Kartellstrukturen.

Aktuell geht es natürlich zuallererst um Frieden, um den Stopp von Aufrüstung und Waffenlieferungen und die Verhinderung eines neuen Wettrüstens und einer kriegerischen Eskalation. Letztlich geht es weltweit um den Aufbau von Gesellschaften und stationären Ökonomien, deren zentrales Paradigma nicht Wachstum und Profit um jeden Preis, sondern der Fortbestand des Lebens und der Menschheit innerhalb der Planetaren Grenzen ist.

„Seien wir Realisten, fordern wir das Unmögliche”, sagte bereits Che Guevara.

***

Zum Autor dieses Gastbeitrags: Jürgen Tallig war 1989 Mitbegründer des Neuen Forums in Leipzig. Weitere Informationen findet man hier.

Der Artikel ist in Kurzfassung in der Berliner Umweltzeitung „Der Rabe Ralf“ August/September 2023
(S. 12–13) erschienen.

Teil 1 des Beitrags “Vollbremsung oder Klimacrash? Das Zeitfenster zur Begrenzung der Klimakatastrophe schließt sich” findet man hier.

Teil 2 des Beitrags “Vollbremsung oder Klimacrash? „Wenn wir global bei 3 Grad landen, drohen Deutschland etwa 6 Grad“ findet man hier.

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Es gibt 22 Kommentare

Hmm, sehr geehrter Autor, ich kann ihr Anliegen nachvollziehen, aber ich möchte wirklich mal konstatieren, daß alles, dem wir nun ins Auge sehen müssen, sich so ergeben hat. Ein beliebiger Schlotbaron der frühen Industrialisierung hat sich doch um Mitternacht nicht Sorgen um irgendwas gemacht, was außerhalb seines Firmenimperiums lief. Wozu auch? Kurz gesagt sehe ich fast nur folgerichtige, also kaum anders vorstellbare Entwicklungen. Anthropogene Effekte, wie groß sie dann tatsächlich auch sein mögen, sind die Kehrseite von sich auf Industrie stützenden Gesellschaften. Und nun furchen wir alle zusammen die Stirn und finden einen schnellen Ausweg? Das ist eigentlich ausgeschlossen, und das macht mich apathisch. Und Aktionen wie die Jagd auf Falschparker in einer Großstadt wie Leipzig sind derartig weit weg von irgendeinem relevanten Nutzen, daß es einen schaudert.

Mobilität wurde jahrzehntelang zur ausdrücklichen Tugend erhoben. Auch da will ich mich nicht über Mobilität als solche erheben, ich wäre sonst nie nach Japan gekommen, um ein Beispiel zu geben. Mobilität bleibt in einer entwickelten Gesellschaft einfach nicht aus. Beispiel Bachfest. Als Mitglied der Neuen Bachgesellschaft lese ich mit Verwunderung, daß man für die Bachfeste quasi ein Wäldchen unweit eines ausgekohlten Tagebaus im Leipziger Südraum als Bezugsort für die sog. klimaneutrale Anreise künftiger Bachfestbesucher, die bekanntermaßen aus allen Ecken der Welt, z.B. aus Malaysia, anreisen, adoptiert hat. “Was soll das?”, möchte ich mit Herbert Grönemeyer fragen. Oder mit Walter Ulbricht : “Quo vadis – wem nützt das?”

Tempolimits ändern soooo wenig am Gesamtausstoß Deutschlands, dass es auf der Hand liegt das es nicht um “nicht schaffen” geht, sondern um “nicht wollen”. Große Themen sind die Verstromung, der Bausektor, der LKW – Verkehr als Solches. Unser Konsumverhalten, unsere große Bereitschaft in allesumgebende Kommunikation und Vernetzung zu investieren. Unser Lebensstil. Die fehlende Elektrifizierung der Eisenbahn.
“Tempolimit” ist einfach nur ein Triggerwort. Weder ist es schwer umzusetzen, noch hätten viele Leute etwas davon. Der wichtigste Effekt daran ist wahrscheinlich, dass nach Umsetzung ein paar Leute ruhig wären, die seit Jahren kein anderes Thema vor sich hertragen. Und die, die sich auf der Straße “gestresst” fühlen, sobald sie die Grenze nach Deutschland überfahren.

Hallo fra,
Um diesen thematischen Nebenzweig für mich aus meiner Sicht noch kurz zu beenden:
Den Zusammenhang zwischen der Aussage und ihrer Hilfe bei der Bewältigung des Problems an sich haben Sie jetzt in den Raum gestellt. Warum beweisen Sie denn nicht einfach, inwieweit uns die Wahrheit nicht hilft?
Es ist schon nicht verkehrt, ab und zu an die Tatsachen zu erinnern. Zum Beispiel an die imperialistische Großmachtrede Putins vor Beginn des Krieges. Das mit dem Zurücklehnen betreiben zur Zeit ganz schön viele Landsleute, und zeigen mit dem Finger auf die Grünen und die Amis.
Ansonsten freue ich mich über jeden Versuch den Krieg zu beenden, solange er mitgetragen wird von den überfallenen Ukrainern selbst. Und ja, am einfachsten wäre rein theoretisch der Krieg von Rußland selbst zu beenden. Es bräuchte nur eine einfache Begründung, damit Putin sein Gesicht wahren kann, und dann könnte das Töten, oder um thematisch beim Thema hier zu bleiben, das Verschwenden und Herumschleudern von Rohstoffen, ein Ende haben.

@Sebastian:
“Ja, weil die Russen einen Krieg begonnen haben.”
Jetzt erklären Sie mal in wie weit diese Wahrheit das Problem lösen hilft. Oder wollten Sie damit nur meinen, das wir uns zurücklehnen können da ja nur die Russen den Krieg beenden können.

Nun Urs, seit Jahrtausenden würde ich nicht sagen.
‘Damals’ lebte man aufgrund der spärlichen Möglichkeiten noch halbwegs im Einklang mit der Natur und ökologisch.
Seit der technischen Revolution, und dem maximalen Ausschlachten sämtlicher Ressourcen gibt es kein ausgewogenes Miteinander mehr. Und offensichtlich keine Grenzen.
Der Holzweg wird erst seit dieser Zeit beschritten, obwohl das Wissen darüber bekannt ist; das ist ja das Schlimme.

Dahingehend ist es mehr als lächerlich, dass man es z.B. nicht mal schafft, angemessene Tempolimits einzuführen, oder Regularien für Kurzstreckenflüge.
Und der Lobby weiterhin nach der Nase redet.

Ich bin da immer öfter ratlos.
Die Menschen, die das nicht aushalten und auf einen jahrzehntelangen Prozess warten wollen, kleben sich auf die Straße. Die anderen versuchen den politischen Weg, wissen aber, dass es viel zu langsam sein wird, und offensichtlich in einigen Punkten schon viel zu spät.
Was tun?

Liebe Disputanten,
es freut mich, dass der zugespitzte Beitrag von Roger Schaumberg solch
eine lebhafte interessante Debatte ausgelöst hat,- das ist ja schon mal was.
Ich bin übrigens keineswegs in allem einer Meinung mit Roger Sch., aber bei einigem schon. So ist der Hinweis auf eine drohende, in der Tat apokalyptische Eskalation der Klimakrise völlig berechtigt.
In der Tat wächst die Gefahr einer solchen irreversiblen Eskalation mit
jedem Tag, den wir weiter machen wie bisher und das Klima- und Erdsystem weiter überlasten und destabilisieren. Das ist keine Spekulation von J.T. und R.S., sondern das Ergebnis einer Studie einiger der renommiertesten Klimawissenschaftler, auf die ich bereits in meinem Artikel “Alarmstufe Rot-Klima-Endspiel…” hingewiesen habe:
https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2022/12/alarmstufe-rot-klima-endspiel-letzte-generation-500483

Zum Artikel über die Studie geht es hier:
https://www.spektrum.de/news/klimakrise-was-passiert-bei-drei-grad-erderwaermung/2044870

Es steht viel mehr auf dem Spiel, als allgemein bekannt ist und wir sind in der Tat die letzte Generation, die den Übergang in eine lebensfeindliche Heisszeit noch verhindern oder zumindest verlangsamen kann.
Das ist nach meinem Dafürhalten kein Grund zur Apathie, sondern vielmehr ein Grund zu viel entschlossenerem Handeln, da sich das verbleibende Zeitfenster unaufhaltsam schließt.
Zum Thema Desinformation, Manipulation und Trägheit ist ja nun schon einiges gesagt worden.
Gerade im dritten Teil meines Artikels obendrüber finden sich aber einige Passagen, die gerade Mut machen und gemeinsames Handeln befördern sollen, z.B. der Abschnitt “Eine Alternative für das Leben” oder die “Konturen einer sozialökologischen Transformation”.
Das müsste nur alles viel breiter diskutiert werden und endlich in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Der Klima- Selbstmord ist nicht zwangsläufig, es gibt Alternativen.
Allerdings muss dazu die Zivilgesellschaft, ein breites Bürgerbündnis, also der “Souverän” aktiv werden, gegen das „Weiter so“, gegen die Rechtsverletzungen der regierenden “Brandstifter”, um das Versäumen der letzten Chance zu verhindern.
Siehe hierzu der sehr interessante Klimareader “Unsere letzte Chance”:
https://www.blaetter.de/shop/editionblaetter/unsere-letzte-chance

, auch mit einem Artikel von mir.
Ich möchte auch dringend noch einmal auf meinen Artikel “Aufbruch 21-
Eine Alternative für das Leben” von 2020/21 verweisen, der nachwievor hoch aktuell ist und den man hier kostenlos nachlesen kann:
https://earthattack-talligsklimablog.jimdofree.com/aufbruch/

Übrigens teile ich keineswegs den Geschichtsfatalismus von Roger Schaumberg. Dass seit 5000 Jahren schon alles falsch läuft, das kann man angesichts des Reichtums vielfältigster kultureller Schöpfungen der Menschheit nicht sagen. In vielen dieser Kulturen sind Antworten für ein dauerhaft mögliches gesellschaftliches Naturverhältnis enthalten, einer gelungenen Anpassung an die Natur, also von nachhaltigen Lebensweisen, die uns heute weiter helfen können. Seit 500 Jahren ist allerdings eine gewaltsame, ungerechte kolonial-imperiale Fehlentwicklung erfolgt, deren Resultat uns heute auf die Füße fällt.
Unsere imperiale, zerstörerische Wirtschafts- und Lebensweise ist nicht zukunftsfähig und nicht globalisierbar und sie ist hochgradig ungerecht gerade gegenüber dem Süden und den kommenden Generationen. Das wissen wir schon seit mindestens dreißig Jahren. Dass diese Fehlentwicklung nicht alternativlos ist, wissen die meisten nicht. Ein befreundeter Professor hat das Dilemma ganz gut zusammengefasst:
“Die Katastrophe ist da, aber noch nicht nah genug, als dass das System jetzt schon zusammenbricht und die Menschen klammern sich an die Resultate der kapitalistischen Evolution (limitierte Teilhabe am erzeugten Mehrwert, damit sich die Proleten die selbsthergestellten Produkte auch kaufen können + ihr Häuschen + ihre Renten + KV usw.) am bestehenden System, weil ihnen eingebleut worden ist, dass jedes andere System schlechtere Ergebnisse generiert. Wenn jeder mittelständische Unternehmer, Kleinunternehmer, Selbständige usw. seine Existenz einem System verdankt, das selbst den drohenden Crash produziert, dann ahnen sie das durchaus, sehen aber keinen Ausweg. Wenn es die Linke, die Alternativbewegung nicht schafft, ein Narrativ zu entwickeln, das über den Aspekt der Umverteilung hinausgeht und den Menschen deutlich macht, dass es sehr wohl andere Systemalternativen gibt (seit Menschheitsgedenken gegeben hat), dann wird sich kaum etwas ändern.”
Ich ergänze aus meinem Artikel “Aufbruch 21”:
„Es geht nicht um die „Begrünung der MEGAMASCHINE“, sondern um ihre Verschrottung. „Lasst uns aus der „Titanic“ Rettungsboote bauen“, forderte der Sozialökologe Rudolf Bahro schon vor vielen Jahren.
Es geht um einen grundlegenden Um- und Rückbau der Wirtschaft und Gesellschaft gigantischen Ausmaßes, der in kürzester Zeit realisiert werden muss. Zudem ist ein gewaltiges Rettungs- und Stabilisierungsprogramm für das Klima und die Biosphäre notwendig. Diese enormen Herausforderungen können nur durch planmäßiges, zielgerichtetes Handeln gegen bisherige Wachstumsinteressen,, durch eine „Große Transformation“ bewältigt werden, womit sich unabweisbar die Systemfrage stellt.
Die Abschaffung des Kapitalismus kann angesichts des drohenden Erdsystem- und Klimakollaps nicht länger ein Tabu sein (siehe Christian Zeller, Revolution für das Klima. Warum wir eine ökosozialistische Alternative brauchen, 2020). An die Stelle des Kapitalismus mit seinen immanenten Wachstumszwängen, muss eine lebensdienlichen Ökonomie treten, die nicht länger die Natur, den Süden und die Zukunft zerstört.
Welche Gesellschaft und welche Wirtschaft wir brauchen und wollen, das ist eine Frage, die angesichts Klimakatastrophe neu entschieden werden muss! „
Hier auch noch die Schlusspassage:
“Wir sind die letzte Generation, die die Klimakatastrophe wenigstens noch begrenzen kann. Wir haben kein Recht zu resignieren, sondern die Pflicht, alles Menschenmögliche zu tun, um die Erde im „grünen Bereich“ zu halten. Mehr als 50 Jahre nach 68 und über 30 Jahre nach der ostdeutschen Demokratiebewegung von 89 braucht es eine Bewegung ähnlichen Ausmaßes, um die nötige Klimawende endlich auf den Weg zu bringen.
Eine andere Welt, Veränderung ist immer möglich,- auch wenn es ganz und gar unmöglich scheint-, wenn viele ihre Angst überwinden und mutig das Notwendige tun. Dafür gibt es genügend historische Beispiele.
„Keine Macht der Welt kann eine Idee aufhalten, deren Zeit gekommen ist“, sagte einst Victor Hugo.
Es ist höchste Zeit wieder Geschichte zu schreiben, sonst könnte „Das Ende der Geschichte“ (Fukuyama) letztlich das Ende der Menschheit bedeuten.”.

Nicht ganz klar, wie User “Thomas” auf den Sidestep hin zu RUS kam, es käme jedenfalls zuvorderst darauf an, den Krieg in UKR so kurzfristig wie nur irgend möglich zu beenden.

Jürgen Talligs und Roger Schaumbergs zugespitzte Texte machen mich apathisch. Was bleibt mir als Individuum zu tun, angenommen, die Menschheit als solche hat sich seit Jahrtausenden auf den Holzweg begeben?

>… Es sterben Menschen, die Umwelt…
Ja, weil die Russen einen Krieg begonnen haben. Abseits einiger Profiteure hierzulande und anderswo wollten das sicher keine Leute, und deswegen kann man das ruhig mal erwähnen statt genau den wesentlichen Teil der Wahrheit mit “und kommen Sie mir nicht mit den Russen” abwürgen zu wollen.

@Sebastian:
“Und warum nicht? Es steht doch soweit außer Frage, wer (nach welchen Provokationen und den darauf folgenden internen Bewertungen auch immer) den Krieg begonnen hat.”
Weil das für die Auswirkungen völlig irrelevant ist. Es sterben Menschen, die Umwelt wird maximal geschädigt (Minen, Streumunition, abgereichertes Uran …). Von den Auswirkungen für den Klimawandel erst recht nicht zu sprechen. Aber vielleicht kommt dadurch das Ende für alle schneller.

Hallo Herr Freitag,

bis auf meine Kommentare, die offensichtlich mein Weltbild preisgeben, wissen Sie leider nichts über mich, weder womit ich mein Geld verdiene noch was ich beruflich mache oder studiert habe. Fischen Sie einfach weiter im Trüben. Schön wie plötzlich mal wieder der Chef auftaucht, wenn’s um Substantielles geht…

> Kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit „die Russen …“ !
Und warum nicht? Es steht doch soweit außer Frage, wer (nach welchen Provokationen und den darauf folgenden internen Bewertungen auch immer) den Krieg begonnen hat.
Außerdem ist kein politisches “Lager” homogen dafür oder dagegen.

Ach ja, Herr Freitag, wenn ein Egomane andere als Egomanen bestimmt …
Zum Thema: wenn das politische Lager, das die Klimakatastrophe in der Zukunft unausweichlich kommen sieht, in der Gegenwart apologetisch einen Krieg anheizt, der unmittelbar Land, Gesellschaft und auch Klima zerstört – dort und anderswo, darf es sich nicht wundern, auf die Inkonsequenz verwiesen zu werden bzw. wenn es an Glaubwürdigkeit verliert.
Kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit „die Russen …“ !

@gerd stefan: im Grunde lache ich ja viel über Ihre Beiträge. So viel Ignoranz ist wirklich selten. Nun sind Sie also neben Ihrem Klimaexpertentum auch noch psychologisch beschlagen. Tja, es gibt eben Menschen, die wissenschaftlich denken und den Grundsatz valider Prüfung bei gleichzeitiger Skepsis kennen. Und andere, die einfach alles wissen und das mit einem Sendungsbewusstsein koppeln, was sogar mich erstaunt. Lesen Sie mal weiter Maaz und denken über Ihr Leben nach. Tipp: bleiben Sie aber bitte bei sich dabei, das hilft bei der Denkschärfe und -tiefe.

Dann fiele Ihnen sicher auch auf, wie verzweifelt Sie sich gegen heutiges Wissen wehren. Was dann zu einem wirklich spannenden (Selt)erkenntnisprozess führen könnte. Legen Sie los: es gibt viel zu entdecken 🙂

Das man den apokalyptischen Artikeln mit “Roger Schaumberg” noch einen draufsetzt, war nicht anders zu erwarten. Manchmal habe ich das Gefühl, dass bestimmte Leute aus einem infantilem Drang heraus (welche Ursachen das hat kann man nur tiefenpsychologisch erkunden , es gibt da im Netz sehr interessante Beiträge zum Thema von Hans-Joachim Maaz) einfach nur sich schuldig fühlen und leiden wollen und da kommt die Klimakatastrophe auch gelegen (in früheren Jahrhunderten gab es das gleiche Phänomen nur zu anderem Themen). Das dahinter steckende psychologische Phänomen erklärt auch den trotzigen Abwehrkampf Dinge, die auch wissenschaftlich sein könnten sind der anderen Seite sich anzusehen und zu mal reflektieren. Der Satz “Klimahölle ist keine propagandistische Übertreibung, sondern eine wissenschaftlich belegte Zukunftsoption, deren Wahrscheinlichkeit stetig
zunimmt.” ist schon entlarvend… eine wissenschaftlich belegte Option – toll

Auch ich finde die Schilderungen ziemlich apokalyptisch, allerdings liegt der Gesamtumfang auch noch recht weit in der Zukunft.
Ich kann die benannten Ursachen und Gründe sehr gut nachvollziehen, die zu diesem Gesamtproblem beigetragen haben.

Gerade das ärgerliche ist, dass diejenigen, welche entsprechende Reaktionen auf die Probleme in der Gesellschaft blockieren (und noch so lang wie möglich profitieren wollen), das Thema ignorieren oder als Panikmache abtun, nicht mehr auf dieser Welt sein werden, wenn der größtmögliche Schaden eintreten wird. Obwohl es ziemlich sicher und wissenschaftlich basiert auf ein unumkehrbares Desaster zuläuft.
Und die zukünftigen Generationen werden uns alle für unglaublich dumm oder naiv erklären, warum ‘wir’ nichts getan haben.

Mir ist klar, dass Deutschland das nicht allein kann.
Unerträglich ist es, wenn man mit auf dem Boot sitzt, und den Kapitänen zuschauen muss, wie das Boot in die Katastrophe fährt. Denn so läuft es schon und wird’s weiter gehen.

@Christoph
Gaspreise oder Strompreise wird keiner mehr seriös voraussagen können. Dazu gibt es mittlerweile zu viele unberechenbare Faktoren, wie Wetterkatastrophen, Kriege, Wirtschaftskrisen u.ä.

Das geschilderte Prozedere klingt sehr apokalyptisch und die meisten werden wie G.Stefans richtig bemerkt, solche Zukunftsvorschau nicht lesen bzw. nur mit gutem Willen durcharbeiten.
Es kann schon gut möglich sein, das die Zukunft so wie geschildert oder ähnlich verlaufen wird oder auch etwas anders. Wissen wir als Lebewesen erst im Nachhinein. Also sollten sich die Menschen (die Aktiven und Bewussten?) mit dem befassen, was machbar und wichtig erscheint.
Das wären für mich a) die Auseinandersetzungen mit dem System, b) die Auseinandersetzungen mit den CO2 Regulierungen – wenn ich mich richtig erinnere soll ab 2025 in der EU der Preis für CO2 Emissionen doch endlich mal auf 160€ pro Tonne steigen. Die Frage ist zB. für den Vermieter oder Eigenheimbesitzer mit Gasheizung, was bedeutet das für den dann wirksamen Gaspreis? Wie hoch wären dann die in 2025 die Gasbezugspreise (mal gerechnet ohne weitere Veränderungen)? Das wäre eine signifikante Aussage für diejenigen im Lande, die immer noch meinen, sich nicht bevormunden zu lassen und sich eine Gasheizung mit Option auf Wasserstoff vor greifen des Heizungsgesetzes einbauen zu lassen.
Das ist nur ein Beispiel um Mitmenschen zum nachdenken anzuregen. Mit Zukunftsszenarien und Apokalypse erreicht man anscheinend die Wenigsten oder nur diejenigen, denen das Problem eh schon bewusst ist.

von Roger Schaumberg (mit der Bitte um Veröffentlichung)
Vorhersage für die nächsten 200 Jahre
Jürgen Tallig hat in seinem wichtigen Artikel einen guten Überblick gegeben, aber die drohenden Entwicklungen eher moderat und vorsichtig dargestellt. Die letztendlichen Konsequenzen unseres heutigen Handelns sind aber absehbar wahrhaft apokalyptisch und die Rede von der drohenden
Klimahölle ist keine propagandistische Übertreibung, sondern eine wissenschaftlich belegte Zukunftsoption, deren Wahrscheinlichkeit stetig
zunimmt.

Die nächsten 200 Jahre
Die suchthafte Profitgier fossil-mobiler Großkonzerne verhindert mit gigantischen Desinformationskampagnen und globaler Korruption seit 50 Jahren, dass die Menschheit die globale Katastrophe verhindert, – inzwischen ist es für erfolgreiche Reaktionen mit großer Wahrscheinlichkeit zu spät.
Die Annahme einer Temperaturerhöhung im globalen Jahresmittel zwischen 4,0 und 6,5° C im Jahr 2100, im Unterschied zum angestrebten 1,5°C-Ziel (das wir bereits jetzt fast erreicht haben) ist eine realistische Hochrechnung, ebenso wie die Schätzung von etwa 2 Milliarden Klimatoten weltweit bis zur nächsten Jahrhundertwende.
Spätestens bis 2040 werden wir von der Erdwarmzeit unumkehrbar in die Erdheißzeit abgerutscht sein. Die Erderhitzung gerät durch die , sich gegenseitig verstärkender Prozesse der 15 Kipppunkte des globalen Klimas, völlig außer Kontrolle. Forscher gehen davon aus, dass zwischen 2 und 5 Kipppunkte bereits jetzt erreicht sind. In der Erdheißzeit in der 2. Hälfte unseres Jahrhunderts wird die Klimakatastrophe noch einmal eine exponentielle Beschleunigung erfahren, die die Erde für Leben weitgehend unbewohnbar machen wird.
Es wird dann alles sehr schnell gehen: eine noch schneller als Gletscher und Polkappen schmelzende Menschheit wird angesichts extremer Temperaturen und ständiger Naturkatastrophen in tiefe Höhlen und Bunkeranlagen umziehen müssen und die Zahl der Menschheit wird sich schnell minimieren – die 1 Milliarde wird deutlich vor 2150 unterschritten werden.
Die Industriegesellschaft, wie wir sie kennen wird durch den absehbaren Kollaps der Finanzwirtschaft und des Klimasystems schon demnächst zusammenbrechen,- die ökologischen Kosten übersteigen schon bald den ökonomischen Nutzen. Als Ausweg wird offenbar jetzt schon ein expansiver Kriegs- und Raubkapitalismus gesehen. Am Beginn des 22. Jahrhunderts werden die nur noch rudimentären Versorgungsstrukturen der Industriegesellschaft weniger leisten als die großen Kriegswirtschaften der Weltkriege und immer mehr Menschen werden sozial abstürzen und ums Überleben kämpfen müssen.
Degeneration
Die Infrastrukturen für unseren Entertainment-Verdrängungs-Halbschlafkonsum werden nicht mehr existieren. Mindestens die Hälfte der Menschheit (eher über 75%) wird psychisch krank sein und nicht mehr folgerichtig agieren können.
Wir sind – zumindest in den Industriegesellschaften, die den Verlauf der globalen Entwicklung ungerechtfertigterweise bisher bestimmt haben – bereits jetzt vorwiegend emotional verhaltensgestörte Großstadtmutanten. sonst wäre die jetzige Entwicklung gar nicht möglich.
Neben einer erschreckenden, weitgehenden Naturentfremdung gibt es eine geistige Degeneration, eine weitgehende Unfähigkeit komplexe Zusammenhänge zu erfassen und die allgegenwärtige Manipulation zu durchschauen.
Das lässt sich z.B. daran festmachen, dass die Hälfte aller Rezipienten bereits nicht mehr in der Lage ist, diesen Text zu sich zu nehmen: wegen fehlender Konzentrationsfähigkeit und dem Verlust einer einigermaßen entwickelten Sprachbeherrschung.
Angesichts von Wasser- und Nahrungsmangel wird zwischen 2140 und 2160 das Aussterben der Menschheit epidemische Ausmaße annehmen. Allerdings wird zu diesem Zeitpunkt bereits keine staatliche Statistik mehr diesen Verfall erfassen.
Desorganisierte lose Menschengruppen werden mit Resttechnologien lokal um ihr Überleben kämpfen. Die Menschheit wird in einer Steinzeit 2.0 mit Hightechresten in Höhlen vegetieren und sich selbst bedauern – das einzige was sie stets sehr gut konnte (anstelle von rechtzeitiger Verantwortungsübernahme). Am Ende des 22. Jh. werden wahrscheinlich auf der Erde keine Menschen mehr existieren. Ich denke am Ende des 23. Jh. auch kein höheres Leben mehr. Jedoch die Evolution ist zäh: im mikrobiologischen Bereich könnte der Keim des Lebens tief in der Erde noch Jahrtausende erhalten bleiben.
Wer ist schuld?
Weil wir angesichts der heraufziehenden Katastrophe Leugnung und Verdrängung zum globalen Volkssport gemacht haben, sterben wir – nicht, weil das Problem nicht lösbar war. Und das ist unendlich beschämend, weil es abgrundtief dumm ist. Natürlich sind die Reichen – insbesondere die Milliardäre – die Wanderheuschrecken, die mit ihrer Gier das Leben aussaugen und verwüsten, schuld. Geld und Macht korrumpieren – und maximales Geld und absolute Macht korrumpieren maximal – das ist seit der Antike schon so und gut bekannt.
Doch wir alle sind schuld, denn wir sind der SOUVERÄN und damit ist unser Job als Bürgerschaft bereits umfassend beschrieben: wir haben – auch zwischen den Wahlen – souverän zu sein und unsere Macht auszuüben – die wir den “Volksvertretern” nur leihweise überlassen, damit sie UNSERE Interessen wahrnehmen.
Wir haben uns kaufen, fraktionieren und einlullen lassen: mit mehr oder minder “guten” Gehältern (lächerlich im Vergleich zu dem Reichtum, den 0,1% der Menschheit zusammengestohlen hat), Rund-um-die-Uhr-Entertainment (Brot und Spiele) und massiver Desinformation und informeller Chaotisierung der Öffentlichkeit.
Sie haben die Milliarden und wir sind die Milliarden – dank Energieerhaltungssatz waren die globalen Machtverhältnisse stets ausgeglichen. Dank “teile und herrsche” haben wir uns teilen lassen, uns über unsere eigenen wirklichen Interessen desinformieren lassen, und waren zunehmend unfähig unsere Interessen zu vertreten, uns als Menschheit zu organisieren und – mindestens in existenziellen Fragen – mit einer Stimme zu sprechen.
So mündet eine 5.000jährige entfremdete “Kultur- und Zivilisationsgeschichte”, die IMMER ein Blutbad mit über die Jahrhunderte zunehmender Intensität war, folgerichtig in virtuelle Parallelwelten und Massendepression und schließlich in den Untergang einer eigentlich begabten Spezies mit viel Potential.
Eine Spezies, die sich nicht darauf einigen kann, angesichts des Zuges der da angerast kommt, erst mal vom Gleis zu gehen und dann weiter zu diskutieren, hat selbstverständlich nicht verdient, weiter zu existieren.
Unser dekadenter Verbrauchs-Exzess, mit dem wir unseren Mangel an Vitalität und Lebendigkeit kompensieren, zerstört nicht nur die Welt, sondern verhindert auch, dass wir zu einem angemessenen Bewusstsein der Realität kommen. Unsere universelle Selbstlüge von unserer Unsterblichkeit, unserer Unfehlbarkeit (im Ganzen) und unserer Großartigkeit ist ein Traum. Nichts davon ist real. Wir haben Talente (in Übereinstimmung mit den evolutionären Gesetzen) aus denen wir aber nichts machen. Und wir sind Massenmörder am globalen Lebenssystem, uns selbst eingeschlossen. Der Mensch ist jämmerlich und das permanente Fremdschämen ist mittlerweile unerträglich. Wir sind Hightech-Barbaren am Vorabend unseres Ausscheidens aus dem Spiel des Lebens. Das ist schwer erträglich, aber die Wahrheit.
Eine Spezies, die das Paradies nach dem Tode ersehnt – während sie das Paradies Erde, auf und in dem sie leben darf, nicht wahrnimmt und blind darauf herum trampelt und alles zerstört und schleift und ihr heiliges Leben meistenteils mit Schund, Kitsch und Tand vergeudet – ohne Phantasie, ohne Demut, ohne Staunen vor der kosmischen Sensation, derer sie teilhaftig werden darf.
Die sich in das Exil virtueller Parallelwelten geflüchtet hat, vor der sterbenden analogen Wirklichkeit um uns herum, der einzigen und wirklichen Welt.
Schade eigentlich!

Ja ich muss mich entschuldigen. Ich hatte am Ende meines Beitrages als Reaktion auf die Fragen leider nur die Wissenschaft erwähnt. Danke für den Hinweis, ich ergänze um Nazis….

P.S. Ergänzend können Sie ja auch mal schauen, wer im Zusammenhang mit der Klimakrise gerade im Gefängnis sitzt. Es sind nicht diejenigen, die daran verdienen und diese Krise verschärfen. Alle RedakteurÏnnen der BILD sind m.W. auf freiem Fuß, obwohl sie für Geld aus dem Kohlebergbau dafür bezahlt werden, Leute wie sie an der Nase rumzuführen.

@Gerd Stefan: Wir sind in einem Klimakrieg. Allerdings anders, als Sie ihn herbeifabulieren. Denn für den Krieg, die physische Gewalt, die Schüsse und die Zerstörung des Lebens sorgt das Kapital, für das Sie hier unbezahlte (hoffe ich zumindest) Freiwilligenarbeit leisten. Andernorts geschieht das sogar unverblümt mit Hilfe der Nazis, auf die der Liberalismus ja immer setzt, wenn es für ihn eng wird: https://media.ccc.de/v/camp2023-57121-kriegsoekologie

Dass das jetzt der letzte Artikel zum Thema ist, hoffe ich. Bevor ich mir dazu eine Meinung bilde, wollte ich alles lesen. Ja man wird schon angesichts der zahllosen apokalyptischen Termini und eingepaukter Textbausteine so massiv und laut für das Thema instrumentalisiert und genordet. Hier wird eben Haltung eingefordert. Man hat das Gefühl wir sind in einen Klimakrieg… analog zum Kreuzzug. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen Grundlagen der Annahme des menschengemachten Klimawandels findet auch hier nicht statt. Man hat den Duktus eben einfach übernommen, verbreitet ihn unkritisch und kommentarlos. Und alle, die hier nachfragen sind eben stoische Nihilisten oder in ihrem einfältigen Wissen noch nicht soweit. Solche Postulate gab es zu vielen absoluten Themen seit es Prediger gibt, wahrscheinlich hat es im alten Ägypten damit angefangen. Vielleicht kann der Autor mal was zum Treibhausgasabsorbtionsband, zur CO2-Bindung des Planktons und zur energetischen und materiellen Herstellungsaufwand der bis 2030 aufzubauenden Windkraftanlagen beitragen, aber das ist wahrscheinlich zu banal, einfach auf die Wissenschaft verweisen…

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