Am Freitag, dem 15. September, ist wieder globaler Klimastreik von Fridays for Future. Der Xte globale Klimastreik, ein Klimastreik in einer langen Reihe von Streiks und Demonstrationen, die wir, die Ortsgruppe Leipzig, in den letzten fünf Jahren auf die Beine gestellt haben. Ich selbst bin erst seit zweieinhalb Jahren bei Fridays for Future Leipzig. Allein in dieser Zeit ist so viel passiert. Wir haben die Bundesregierung verklagt und vor dem Bundesverfassungsgericht gewonnen.

Wir haben mit unseren Themen einen Wahlkampf geprägt, Koalitionsverträge und gesamtgesellschaftliche Debatten. Wir haben Klimaschutz überall auf die Agenden und Millionen Menschen auf die Straßen geholt. Und trotzdem sind wir nicht zufrieden.

Wir sind ernüchtert. Ernüchtert und frustriert von den Rückschlägen der letzten Monate. Von leeren Versprechen einer Regierung, die sich selbst als Fortschrittsregierung verkaufte, einem Klimakanzler, der unzureichende Maßnahmen blind verteidigt und grünen Minister*innen, die weiterhin Dörfer und Landschaften für Kohle und die Profite von Großkonzernen dem Erdboden gleichmachen.

„Wer, wenn nicht wir?“

Währenddessen werden wir oft gefragt, warum wir nicht einfach aufgeben. Aufgeben, wegsehen und unsere Leben weiterleben.

Dieser Frage sind wir alle bestimmt schon hunderte Male nachgegangen. Besonders in diesen letzten Wochen vorm globalen Klimastreik, wo sich Nachrichten über Extremwetterereignisse, Zerstörung und Tod häuften. Wo die viele Arbeit und Organisation des Großstreiks uns über den Kopf wuchs und wächst, der Stress unsere ganze Freizeit bestimmte und auffraß und uns Journalist*innen zeitgleich erzählen, wir seien nicht mehr relevant genug. Wir selbst haben uns oft gefragt, warum wir denn überhaupt noch für das Klima streiken gehen? Warum und wie wir die Menschen dazu bewegen können, mit uns zu streiken.

Ich glaube, die Antwort darauf hat viele, ganz persönliche Facetten. Zum einen liegt sie in der Frage, die schon 2019 bei den ersten FFF Demos überall zu hören war und sich leider immer noch nicht gelöst hat: „Wer, wenn nicht wir?“

Wir können nicht wegsehen, solange politische und wirtschaftliche Akteure nicht endlich Verantwortung übernehmen und handeln. Verantwortung für die Zerstörung und die Ausbeutung, welche die Länder des Globalen Nordens weltweit verursachen. Verantwortung für die 3,6 Milliarden Menschen, deren Lebensgrundlagen gerade akut in Gefahr sind, und alle, die jetzt schon durch die Klimakrise alles verloren haben.

Ein Beispiel sind die massiven Investitionen und Subventionen für fossile Großkonzerne durch Banken und Regierungen, obwohl unsere große Abhängigkeit von fossilen Energien verheerende Auswirkungen auf unseren Planeten, seine Ökosysteme und Gesellschaften hat. Deshalb streiken wir am Freitag weltweit auch unter dem Motto „End fossil fuels“.

Ein besseres Leben für alle

Und wir streiken, weil wir in dem Kampf für mehr Klimagerechtigkeit einen sozialen Kampf für ein besseres Leben für alle sehen. Für eine Landschaft ohne riesige Kohlekrater, ohne Müll und für eine unabhängige, nachhaltige Energieversorgung für alle. Für eine Gesellschaft, in der alle Menschen Zugang zu kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln haben und die Städte durch weniger Autos, Asphalt und Abgase mehr Lebensqualität bieten.

Das FDP-geführte Verkehrsministerium behauptet, Klimaschutz sei zu teuer und versucht so zu vertuschen, dass der Verkehrssektor nicht nur seine Klimaziele krass verfehlt, sondern sogar einen Anstieg an Emissionen zum Vorjahr zu verzeichnen hat. Wir sagen, dass echter Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit Hand in Hand gehen. Es fehlt nur der politische Wille zur Umsetzung. So kommt es, dass die Bundesregierung zwar eine Aufweichung des Klimaschutzgesetzes beschließt und die verbindlichen Sektorziele abschafft, das notwendige Klimageld als Ausgleichsmaßnahme für große Preissteigungen aber ausbleibt.

Natürlich ist ein Grund für unseren Streik auch die Angst vor dem, was kommt. Dieser Sommer, die Brände und Überschwemmungen, die Hitze und Dürren waren nur ein kleiner Ausblick auf eine Zukunft in der Klimakrise.

Diese Angst ist oft lähmend und kann eine große psychische Belastung darstellen. Fast zwei Drittel der Jugendlichen in Deutschland sind davon betroffen.

Unsere Hoffnung und Motivation? Wir wissen, wir sind nicht allein. Gemeinsam mit Aktivist*innen auf der ganzen Welt stehen wir auf. Wir streiken, blockieren und informieren, wir organisieren uns und finden in den Menschen um uns herum Halt und Bestätigung. Wir können die 1,5 Grenze noch einhalten. Wir können das Schlimmste verhindern und wir werden nicht aufhören, nicht schweigen, bis der notwendige Wandel nicht eingekehrt ist.

Dafür brauchen wir aber euch alle. Kommt mit uns am 15. September auf die Straße und seid mit uns laut.

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Es gibt 3 Kommentare

Ach Gottchen, Schüler müssen Dinge tun, die sie gar nicht tun wollen!? SKANDAL
Und sogar beamtete Lehrer? Die sind doch gar nicht vom Klimawandel betroffen.

Mir ist das ja auch alles egal, lasse mir dann eine Klimaanlage einbauen, Wasser kommt aus dem Hahn, so what! 😉

Und wenn wir die 1,5-Grad-Grenze ünerschreiten werden selbst die Einsamsten gemeinsam sterben, wie beim Kinderkreuzzug damals in Anatolien…

Alles schön und gut. Das Thema der Demo ist so weltwichtig und die Teilnahme ist so obligatorisch, dass sogar beamtete Lehrer morgen Kinder gegen Ihren erklärten Willen zwingen werden daran teilzunehmen. Super wirklich ganz grosse Klasse

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