Da sitzen sie Seite an Seite: Jaspar Reimann und Luise Steeck von Fridays for Future (FFF) Leipzig und Daniel Kießler und Heike Hessel, Beschäftigte bei der LVB und aktiv bei „Wir Fahren Zusammen“ beziehungsweise Ver.di bei der Presskonferenz vor dem globalen Klimastreik. Ganz selbstverständlich stellen sie hier nicht nur Forderungen für mehr Klimaschutz vor, sondern auch für einen besseren ÖPNV und gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Außerdem kündigte die Initiative #WirFahrenZusammen (WFZ) den Start einer bundesweiten Petition an.

„Wenn guter öffentlicher Personennahverkehr existiert, kann man die Menschen überzeugen, das Auto stehenzulassen oder sich vielleicht auch gar keins anzuschaffen“, so Daniel Kießler, LVB-Beschäftiger und Aktivist bei WFZ. „Der Individualverkehr wird vermindert, wenn es einen günstigen, attraktiven Nahverkehr gibt.“

„Wir versuchen, Klimapolitik und soziale Politik zusammen zu denken“, meint auch Luise Steeck von FFF Leipzig. „Das sind keine Dinge, die man gegeneinander ausspielen sollte. Wir können mit unseren Forderungen viele Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen unterstützen. Das sind nicht nur die Beschäftigten im ÖPNV, sondern auch andere Arbeitnehmer*innen, die unter schwierigen Bedingungen arbeiten oder Angst vor Arbeitsplatzverlust haben.“

Der Klimaprotest wird am 15. September um 15 Uhr auf dem Augustusplatz starten. Vorher starten in allen vier Himmelsrichtung Zubringerdemonstrationen, die von unterschiedlichen Gruppen aus Leipzig getragen werden.

„Warum streiken wir am 15. September?“

Zum globalen Klimastreik am Freitag adressiert Fridays for Future nicht nur die enormen Defizite der Verkehrspolitik. Auch die Zerstörung, die Konzerne in der Fossil-Industrie von der Steinkohle des Konzerns Glencore in Kolumbien bis zur LEAG in der Lausitz anrichten, prangert FFF unter dem Motto „End Fossil Fuels“ an. Dabei seien vor allem die Schäden für indigene Menschen am schlimmsten, die für diese Projekte vertrieben würden. Genauso für die Menschen im globalen Süden, die schon jetzt unter den Folgen der Klimakrise leiden.

Wie auch am globalen Klimastreik am 3. März dieses Jahres soll die Kriminalisierung des Klimaprotests, wie zum Beispiel in Lützerath, problematisiert werden.

„Wir müssen uns regelmäßig darüber Gedanken machen, wie wir uns selbst vor der Polizei und den Strafverfolgungsbehörden schützen können und davor, Repressionen zu erleiden, anstatt uns zu überlegen, mit welchen Strategien wir unsere Klimaproteste weiterhin friedlich ausüben können“, so Jaspar Reimann von FFF. „Wir verlieren zunehmend das Vertrauen in diejenigen, die eigentlich den Klimaschutz betreiben müssten. Denn von denen werden wir kriminalisiert.“

Bundesweite Petition von Ver.di und #WirFahrenZusammen

Nach dem gemeinsamen Protest von Beschäftigten im ÖPNV und Klimaaktivist*innen am 3. März will die Initiative #WirFahrenZusammen nun mit der Beteiligung an einer bundesweiten Petition gemeinsam mit Ver.di in die nächste Runde gehen. Startschuss ist der Klimastreik am Freitag. Inhalte der Petition sollen bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV und ein Ausbau des Nahverkehrsnetzes sein.

„Wir fordern eine Mehrinvestition des Bundes in den ÖPNV. Bisher tragen die Kommunen den Großteil der Finanzierung. Diese Mehrinvestitionen sollen den Unternehmen helfen, bessere Arbeitsbedingungen zu bieten“, so Kießler.

Ver.di und WFZ fordern, dass Bund und Länder ihr Versprechen nach einer Verdopplung des ÖPNV bis 2030 Realität werden lassen. 16 Milliarden Euro jährlich muss der Bund dafür ausgeben. Dafür sollen vor allem die Forderungen der Beschäftigten in den kommenden Tarifverhandlungen 2024 umgesetzt werden.

Denn wie auch Heike Hessler es formulierte: „Was nützt uns das beste Streckennetz, wenn wir kein Personal haben?“

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