Der ÖPNV ist unterfinanziert. Nicht nur in Leipzig, sondern in ganz Deutschland. Für eine echte Mobilitätswende müsste er deutlich ausgebaut werden. Doch dafür fehlt schlicht das Geld, setzt die Politik nach wie vor andere Prioritäten, sodass sich auf dem Verkehrssektor einfach keine Wende abzeichnet. Was kurz vor Weihnachten Beschäftigte der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) sowie das Bündnis #WirFahrenZusammen Leipzig von ver.di und Fridays for Future dazu gebracht hat, gemeinsam einen Offenen Brief zu schreiben.

Sie richten sich mit diesem Offenen Brief an alle Leipziger/-innen, Nutzer/-innen des ÖPNV sowie an Bundestags- und Landtagsabgeordnete verschiedener Fraktionen, den Oberbürgermeister und die Leipziger Stadträt/-innen. Diese werden dazu aufgefordert, sich anlässlich der anstehenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Nahverkehr den Forderungen der Beschäftigten anzuschließen.

Außerdem wird im Brief insbesondere an die Politiker/-innen appelliert, sich gegenüber Land und Bund für einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs einzusetzen.

„Egal ob jung oder alt, egal ob auf dem Weg zur Arbeit, in die Schule, oder nachhause, und egal ob es nach Grünau, nach Connewitz, oder in die Eisenbahnstraße geht – die Leipziger*innen verlassen sich auf ihre Öffis. Ohne uns, die Beschäftigten der Leipziger Verkehrsbetriebe, würde Leipzig im Verkehrschaos versinken und viele Menschen hätten nicht mal mehr die Möglichkeit, ihr direktes Wohnumfeld zu verlassen“, heißt es in dem Offenen Brief der Beschäftigten.

Bessere Bezahlung für die Beschäftigten im ÖPNV

Zuletzt hatten am 5. Dezember Beschäftigte aller sächsischen Verkehrsbetriebe ihre Forderungen für die Tarifverhandlungen im Nahverkehr im Frühjahr bekannt gegeben. Die Forderungen beinhalten unter anderem die Einführung oder Erhöhung von Zeitzuschlägen für Samstags-, Sonntags- und Nachtarbeit, die Begrenzung von geteilten Diensten und die Anerkennung von Wegzeiten als Arbeitszeiten.

„Die wichtige Rolle des Nahverkehrs spiegelt sich jedoch nicht in den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten wider. Daher ist es kein Wunder, dass es einen massiven Arbeitskräftemangel bei den LVB gibt, sodass das Angebot sogar eingeschränkt werden muss. So ist eine Verkehrswende in Leipzig schlicht unmöglich. Bis 2030 werden bundesweit 100.000 unbesetzte Stellen erwartet, wenn sich das weiter fortsetzt“, führt der offene Brief weiter aus.

In der Kampagne #wirfahrenzusammen haben sich Beschäftigte des Nahverkehrs, Klimaaktivist/-innen und Nutzer/-innen des Nahverkehrs zusammengeschlossen, um gemeinsam Maßnahmen zur Verbesserung des Nahverkehrs zu fordern. Die schlechten Arbeitsbedingungen im öffentlichen Nahverkehr behindern den für nachhaltige Mobilität notwendigen Ausbau des Nahverkehrs. Denn dadurch fehlen für dringend nötige Linienverstärkungen die Fahrerinnen und Fahrer.

Zusätzlich zu den Forderungen in den Tarifverhandlungen fordert #WirFahrenZusammen bundesweit eine Verdopplung des ÖPNV bis 2030. Dafür werden seit September in vielen Städten Unterschriften gesammelt: In Leipzig haben inzwischen über 4.000 Menschen ihre Unterstützung für das Bündnis bestätigt.

Diese Petition soll im Rahmen einer Stadtversammlung an die Adressat/-innen übergeben werden. Diese findet am 8. Februar um 18 Uhr im Hörsaal 015, Campus 5, Jahnallee 59, in Leipzig statt.

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