Eigentlich reicht es. Seit 17 Jahren bekommt es der Flughafen Leipzig/Halle nicht fertig, die Fluglärmbelastung für die Anlieger zu minimieren. Stattdessen wird alles dafür getan, noch mehr Frachtflieger auf den hoch subventionierten Flughafen im Leipziger Norden zu bekommen. Die Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“ hat eine richtig umfassende Stellungnahme zu den klimaschädlichen Ausbauplänen in den Briefkasten der Landesdirektion gesteckt.

Es gibt wohl im Raum Leipzig/Halle kein Vorhaben, welches so umstritten ist, wie der weitere Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle für den Frachtverkehr, stellt die Bürgerinitiative fest.

Über zehntausend Unterschriften gegen den Ausbau in einer der größten Petitionen im Sächsischen Landtag, 6.350 Direkt-Einwendungen bei der Erstauslegung der Unterlagen im Planfeststellungsverfahren (PFV) plus
Einwendungen bei den 17 betroffenen Kommunen, überwiegend ablehnende Stellungnahmen der betroffenen Gemeinden selbst, Beschwerden von Städten und Gemeinden, die nicht mit ins PFV
eingebunden wurden …“, bilanziert die Bürgerinitiative.

„Letztlich ist eine zweite Auslegung wegen schon im Vorfeld immer neuer Betroffenheiten und Mängel in der Antragstellung des Vorhabenträgers notwendig. Und trotzdem hält die sächsische Landesregierung in Dresden bis dato an einem Projekt fest, dass große Teile der Region Leipzig-Halle in einen gigantischen Lärmteppich verwandeln wird.“

In einer neuen Stellungnahme hat die Bürgerinitiative alle ihre Einwendungen gegen die Ausbaupläne noch einmal gesammelt – mit deutlichen Hinweisen auf die völlig falschen Zahlen zu Fluglärmbetroffenen, zum massiven Klimaschaden durch den ausgeweiteten Flugbetrieb oder zu den gesundheitlichen Folgen durch den in Leipzig/Halle praktizierten Nachtflugbetrieb.

Die Stellungnahme der Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“ zu Flughafenausbau.

Dazu schreibt die Bürgerinitiative zum Beispiel: „Aufgrund der gesundheitlichen Folgen des nächtlichen Fluglärms und der damit verbundenen Empfehlungen diverser Organisationen, angefangen von der WHO über das Umweltbundesamt bis zum Bundesverwaltungsgericht, gibt es an fast allen deutschen und europäischen Flughäfen ein Nachtflugverbot. Jüngstes Beispiel für ein Umdenken auf Verwaltungsebene sind die geplanten Maßnahmen am Flughafen Amsterdam/Schiphol. Bis spätestens Ende 2026 soll es dort keine Nachtflüge mehr geben, da das Management des Großflughafens zu einer stilleren, saubereren und besseren Luftfahrt beitragen möchte.

Privatjets sollen verboten und Flugzeuge, die viel Lärm verursachen – wie etwa die Boeing 747 – sollen sukzessive nicht mehr zugelassen werden. Konkret ist geplant, dass zwischen 0:00 Uhr und 06:00 Uhr morgens keine Maschinen mehr starten und bis 5 Uhr auch keine Maschinen mehr landen dürfen. Dies betrifft rund 10.000 Nachtflüge pro Jahr. Leipzig ist einer der letzten Flughäfen Europas, dessen Geschäftsmodell ausschließlich auf einer unbegrenzten Nachtflugerlaubnis beruht und damit jegliche Empfehlungen hinsichtlich Gesundheits- und Klimaschutz ignoriert.“

Der Flughafen ignoriert den Klimawandel

In einer Zeit des längst schon überall spürbaren Klimawandels mit seinen drastischen Folgen auch für die Wirtschaft fordert die Bürgerinitiative auch mit diesem Schreiben: „Das Planfeststellungsverfahren muss aufgrund der oben genannten, bereits jetzt schon nicht mehr akzeptablen, Lärm-, Gesundheits- und Klimabelastung eingestellt werden.“

Reagiert Sachsens Regierung endlich mit Vernunft? Oder verbiegt man sich wieder und gibt wieder grünes Licht für die völlig von Konzerninteressen geleitete Politik des Flughafennutzers DHL?

„Der Ausbau von Frachtflügen ist so lange zu stoppen, bis die veraltete DHL-Flugzeugflotte durch moderne, fabrikneue Maschinen ersetzt ist“, fordert die Bürgerinitiative. Und: „Die Forderung des Umweltbundesbundesamtes für ein Nachtflugverbot an stadtnahen Flughäfen durch Verlagerung aller nächtlichen Frachtflüge in den Tagbereich ist umzusetzen, beginnend ab diesem Jahr bis spätestens 2032.“

Viele Einzelbetroffene, Organisationen, neu betroffene Gemeinden, Bürgerinitiativen und auch die Stadt Leipzig haben jetzt erneut qualifizierte Einwendungen vorgebracht. So auch unsere Bürgerinitiative ist doch inzwischen ein Drittel der Fläche von Leipzig durch die DHL-Starts und Landungen verlärmt.

Die Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“ habe es sich zur Aufgabe gemacht, die Interessen der Betroffenen zu vertreten. Ihre erneute Stellungnahme haben die Mitstreiter der Bürgerinitiative am Mittwoch, dem 30. August, in der Landesdirektion Sachsen abgegeben.

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Ist doch ganz einfach – die Dresdener hören vom Fluglärm in und um Leipzig nichts. Dresden ist weit weg und der Flughafen liegt an der Landesgrenze..

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