Es gibt Menschen, die trifft man immer wieder. Leo Lysdanser ist so eine - gesehen auf den Mittelaltermärkten, an den Theken und im Wust der Popkultur, malend, singend, musizierend. Derzeit hängen kleine, wundervoll filigrane Illustrationen der jungen Künstlerin im Helheim - mit (und dies scheint an diesem Ort äußerst eigenwillig) Elfen, Feen und anderen Kleinstwesenheiten. Tanner traf Leo Lysdanser und fragte: Hallo Leo - sag' mal, was bedeutet denn eigentlich Dein Name Lysdanser?

Grob übersetzt heißt es “Licht-Tänzer”. Nach einem (nur leicht alkoholisiertem) Abend im 1880 kam einer der Gäste auf mich zu und fragte, warum ich denn immer gen Himmel sehe. Ich antwortete etwas verdutzt, dass der Mond und die Sterne gut zu sehen seien und es seltsam wäre, eben NICHT nach oben zu sehen. Daraufhin lächelte dieser nette ältere Herr und meinte “Nur wer nach den Sternen schaut, sieht die Hoffnung auch im Dunklen”. Ich fand das unheimlich schön und habe daraufhin mit meinen bröckchenhaften Norwegisch-Kenntnissen diesen Namen für mich ausgesucht. Schwarzseher hat die Welt ja zur Genüge.

Es gibt kleine Illus von kleinen Elfen & Feen – im Helheim, in der finstersten Metalbuchte des Universums? Ist das so Mädchenzeug? Oder wedeln die Elfen und Trolle mit harten Schwertern herum?

Also Elfen und Trolle sind ja spätestens seit “Herr der Ringe” kein Mädchenkram mehr, noch dazu möchte ich mich an dieser Stelle von “Rosa-Puder-Zucker-Zahnweh-Glitzerelfen” distanzieren. Elfen, Trolle und Kobolde sind Sinnbilder der Natur, die uns umgibt, mit all ihren wunderbaren Launen und kleinen Wundern. Meine Elfen tragen Tätowierungen, keine Schwerter, meistens Spiralen und Blätter als Symbol für ihre Verbundenheit mit dem natürlichen Kreislauf. Irgendwie fühlen sie sich so am wohlsten, wenn ich sie aus dem Papier heraushole. Und gerade deshalb denke ich, dass sie im Helheim genau richtig sind. Einerseits weil sie ohne Rosa-Schnörkel auskommen, und andererseits weil sie einen angenehmen leichten Kontrast zur (teilweise) dunklen und schweren Musik schaffen können.

Was treibt Dich zur Fantasy?

Die Einfachheit der Dinge. Erinnerungen an die Kindheit und die Märchenstunden. Alles erschien so einfach, Gut und Böse waren leicht zu unterscheiden, und wer Gutes tat, dem widerfuhr auch Gutes. Der ersehnte Rückzug in eine Fantasie-Welt – jedes mal wenn der Schulstress überhand nahm und die Erwachsenen-Welt nervös mit den Fingern gegen die Tür trommelte und fragte “… hast du etwa nach dem Zähne putzen noch was Süßes genascht?”. All das zieht mich zum Fantasy-Genre. Alles ist möglich, mit etwas Magie oder einem gutem Herz kann man Schlösser erobern und Sirenen singen hören. Das klingt doch verlockend, oder?

Was gibt es derzeit noch von Deinen Aktivitäten zu berichten? Musikalisch zum Beispiel – oder als Model???

Ich arbeite im Moment mit der wundervollen Lyyly Lendendonner an einem kleinen Musik-Projekt, mit dem es nächstes Jahr wieder auf die Märkte gehen soll. Hauptsächlich Gesang begleitet von Gitarre und Trommelei, diesmal allerdings mit eigenen Texten und Melodien. Es wird also eher etwas ruhiger zugehen als früher bei den “Wanderratten”. Als Model bin ich im Moment eher “inaktiv”.

Du arbeitest ja bei in einem Kunsterstellungsmaterialienverkaufsladen – wissen die ganzen HGB-Schlümpfe, dass Du selber zeichnest? Wenn ja, was sagen sie – und wenn nein, warum nicht?

HGB-Schlümpfe? Herryeah, ich sehe Kunststudenten vor meinem inneren Auge von oben bis unten besudelt mit blauen Pigmenten, herrlich. Nein, das wissen sie natürlich nicht. Warum auch? Ich hatte nie das Bedürfnis einem Künstler/oder “jenen, die es noch werden wollen” ein Bild von mir zu zeigen. Gerade diese kleinen Illustrationen sind sehr persönlich für mich, deshalb bekommen diese meist auch nur gute Freunde zu sehen. Naja, ok, das Helheim wird die große Ausnahme. Aber das ist ja auch irgendwie “heimeliches Gebiet”, wo ich mich wohlfühle.

Möchtest Du noch eine Lebensweisheit herauslassen? Das wäre schön – mach mal …

Lebensweisheit? Ui … öhm … Niesen und Schluckauf gleichzeitig = doof? Wenn dir jemand “Vodka-Ahoi” anbietet, dann schrei laut NEIN, egal wie neugierig du auch bist. In Bleistiften ist kein echtes Blei drin? Mhh … schwierig. Dazu fällt mir eigentlich nur eine Frage ein, die mir mal gestellt wurde und die tatsächlich mein Leben umgekrempelt hat: “Wofür würdest du bluten?” und wir reden hier nicht von Schürfwunden oder ein paar blauen Flecken, nichts Körperliches in dem Sinne. Es geht darum, etwas in seinem Leben zu finden, wofür man alles geben würde, egal wie weit unten man auch zu sein scheint. Schöner Gedanke *lächel*.

Danke!

https://www.facebook.com/lenore.lysdanser

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