Diese Welt ist nicht dunkel. Diese Welt ist ein Garten - und hinter den giftigen Hecken und den lebenstraurigen Gebüschen blüht und wächst Traumhaftes. Manchmal genügt einfach genaueres Hinschauen - aber auch Hinterfragen und Nachhaken ist nicht von schlechten Eltern. Tanner erfuhr von Susanne Zaspel. Und Tanner wollte alles etwas genauer wissen. Hier ist das lange Interview zum Leuchten, zum Theater, zur Kunst, zum Muttersein und zur Philosophie.

Hallo Susanne Zaspel. Ich bin echt erfreut. Du bist ja vollaktiv, Künstlerin, Mutter, Schauspielerin, Dozentin etcpp. Das muss natürlich erst einmal auseinandergefriemelt werden. Zuallererst bist Du Kunstschaffende, Illustratorin und Modedesignerin. Was waren denn die Highlights Deines Schaffens?

Hallo Volly Tanner, freut mich ebenso. Da will ich gleich mal mitfriemeln. Also Kunstschaffende, Illustratorin, Modedesignerin und Dozentin stimmen. Als Schauspielerin würde ich mich definitiv nicht bezeichnen – dieser Hut wäre mir als Laie zu groß, obwohl ich tatsächlich ab Oktober mit vielen anderen – als Teil eines Sprechchores – auf der Bühne des Leipziger Schauspielhauses stehen und agieren werde. Dazu später mehr. Ich versuche mal, alles etwas näher zu beleuchten und das eine oder andere Highlight herauszufischen.

Oh ja, mach das mal, Susanne.

Studiert habe ich Modedesign an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle. Mein Schwerpunkt lag, neben der künstlerischen Interpretation von Mode, schon damals im grafischen Bereich, weshalb ich im Anschluss ein Graduiertenstipendium bekam und mich ein ganzes Jahr lang nach Herzenslust austoben konnte. Es entstanden Collagen, Drucke und Zeichnungen, welche in einem schicken schwarz-samtenen Büchlein in kleiner Auflage veröffentlicht wurden. Eine Ausstellung dazu gab es ebenfalls. Seither habe ich bei unzähligen Ausstellungen mitgewirkt oder war irgendwie beteiligt.

Nachhaltig für mich sehr beeindruckend, war die “ALLERHEILIGEN”-Ausstellung, zusammen mit Sven Marquardt (Fotograf und Berghain-Türsteher aus Berlin). Wir bespielten die spektakulären Räumlichkeiten des alten Leipziger Stadtbades. Vom Grund der Schwimmhalle schauten Sven Marquards schwarz-weiße Fotografien ernst herauf und aus den Spinden der Umkleiden lugten meine eigenwilligen Grafiken hervor. Wir konnten die Räume inszenieren, das war besonders spannend – wir schafften so ein eigenes geheimnisvolles Reich.

Und heuer?

In diesem Jahr war ich unter anderem beim KUNSTKONZIL dabei und für den Herbst steht eine Ausstellung in Reudnitz an. Ich verkaufe einige meiner Werke, andere würde ich niemals hergeben. Natürlich nehme ich, wie fast jeder Künstler, auch Auftragsarbeiten an, zeichne interessante Menschen oder male riesige Acrylbilder. Einige Firmen, wie die Sparkasse oder die ATO Torgau-Oschatz (um nur zwei Beispiele zu nennen), haben Kunstwerke von mir in den Kundenräumen oder im gesamten Eingangsbereich hängen. So etwas macht natürlich auch Spaß aber am liebsten sitze ich immer noch ganz in mich versunken im Atelier, bin nicht ansprechbar und male, zeichne und collagiere “nur für mich”.

Das ist dann wie Tagebuchschreiben mit einem gewissen Selbstreinigungseffekt verbunden. Die Illustration ist natürlich der kommerziellere Aspekt des Kunstschaffens. Ich illustriere Bücher, Zeitschriften und eigentlich alles, was man irgendwie bebildern kann. Zum Beispiel habe ich mal für “Arzberg Porzellan” ein Künstlerservice von 54 Teilen illustriert. Einige Illustrationen von mir sind auch im “FREISTIL – best of European Commercial Illustration” präsentiert.

Wow, FREISTIL kenne ich, das ist ja wirklich erste Liga.

Danke, Volly, das stimmt. Momentan bereite ich gerade Illustrationen für ein Blog vor, in welchem Kinder mit politischen Themen vertraut gemacht werden sollen. Keine leichte Aufgabe…

Last but not least komme ich zum Modedesign. Kurz nach dem Studium gründete ich zusammen mit zwei Mitstreitern das Modelabel HUNTING HIGH. Neben eigenen Kollektionen entstehen Einzelanfertigungen vom außergewöhnlichen Hochzeits- bis zum Bühnenoutfit (z. B. Henri Schmidt von “DIE PRINZEN” zählt zu meinen zufriedenen Kunden). Für die EXPO in Shanghai hatten wir die edlen, silberweißen Kleider und Anzüge der Damen und Herren am deutschen Stand designt und angefertigt.

Es ist wirklich schwierig, mich auf Highlights festzulegen. Ständig entsteht so viel Neues: Zeichnung, Illustration, Mode – vieles vergisst man rückblickend leider – aber das ist ja auch irgendwie gut, dann ist wieder Platz im Kopf.

An diversen Hochschulen bist Du auch als Dozentin tätig. Als was und wo denn genau? Und wie bist Du zu diesen Stellen gekommen?

Ich war bereits an einigen Bildungsinstituten tätig, habe auch mal an der Volkshochschule unterrichtet. Da war mein Kind noch ganz winzig und ich hatte eigentlich weder Zeit zum Arbeiten, geschweige denn Zeit für mich – aber das dringende Bedürfnis, mal ein- zwei Stunden irgendetwas Sinnvolles außer Stillen, Kinderwagen durch das Rosental bugsieren, ectpp. zu tun.

Das hat mich sozusagen “angefixt”. Das Unterrichten macht mir einfach sehr viel Spaß – da bedarf es gar nicht vieler Worte. Es ist einerseits anstrengend, weil es einen wirklich 100 % fordert aber es gibt im Ergebnis sehr viel zurück.

Im laufenden Semester bin ich wieder an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle tätig. Hier habe ich einen Lehrauftrag für Akt- und einen für Anatomie bzw. anatomisches Zeichnen. Ich kam über eine Vertretungswoche (vor 4 Jahren?) dazu – es waren wohl alle zufrieden und so ergab sich die Zusammenarbeit.

An der DESIGNSCHULE Leipzig hatte ich mich vor zwei Jahren vorgestellt und man kam überein. Nun bin ich dort als Honorardozentin verpflichtet. Hier unterrichte ich die angehenden ModedesignerInnen im Zeichnen, von den Grundlagen bis zur Modezeichnung.

Im Übrigen gebe ich auch Privatunterricht, gerade bin ich zwar “ausgebucht” aber wer möchte, kann gern immer mal anfragen. Ab November startet auch eine kleine Gruppe zur Studienvorbereitung.

Ab Herbst gibt es Susanne Zaspel auch schauspielernd – im Schauspielhaus Leipzig in einem Stück zum Thema Geflüchtete. Was es damit genauer auf sich hat – morgen in Teil 2 an dieser Stelle.

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