In dieser Woche stehen zwei Klassiker auf dem Programm des Gewandhausorchesters. Beethovens dritte Sinfonie und Mozarts Konzert für Klavier und Orchester in c-Moll sind seit dem frühen 19. Jahrhundert in steter Regelmäßigkeit in der Messestadt zu hören. Ehrendirigent Herbert Blomstedt begeistert das Leipziger Publikum am Donnerstag mit zwei mitreißenden Interpretationen.

Am Klavier sitzt Pianist Martin Helmchen. Ein junger, schüchtern wirkender Mann Anfang 30, der Mozart virtuos, wüst, ja geradezu hemmungslos interpretiert und dabei berauschende Klangwelten in den Saal zu transportieren vermag. Herbert Blomstedt ist kein Mann großer Gesten. Mit Mimik, minimalistischen Armbewegungen und ganz ohne Taktstock führt der Gewandhaus-Ehrendirigent die Musiker durch den Abend. Mozarts erster Satz fällt unter Blomstedt stürmisch aus. Im gemächlichen zweiten kostet der Maestro genüsslich jeden Akkord aus, um schließlich im Schlusssatz über die Musik eine knisternde Spannung zu konstruieren, die im Finale wuchtig entweichen darf.

Beethovens “Eroica” ist für Blomstedt eine Herzensangelegenheit. Der 87-Jährige lässt das Konzert aufzeichnen. Eine CD ist in Planung. Selbstredend kennt der Dirigent das Werk in- und auswendig. Die Partitur, die ihm jemand auf das Notenpult gelegt hat, bleibt geschlossen. Der Kopfsatz klingt unter Blomstedts Leitung dynamisch, zackig, temperamentvoll. Die Musik überrollt taktweise regelrecht das Auditorium.
Der Maestro hebt nuanciert Beethovens Motivwechsel heraus. Nach dem bedächtigen zweiten Satz präsentiert der Dirigent dem Publikum ein temporeiches, explosives Scherzo, das beinahe nahtlos ins runde, vollkommene Finale übergeht. Blomstedt baut nach dem dritten Satz keine längere Pause für Musiker und Zuhörer ein. Keine Verschnaufpause. Kaum Gelegenheit, um zu husten oder sich zu räuspern. Aber ein feiner Kniff, der den durchfließenden Charakter von Beethovens Formensprache akzentuiert.

Nächster Termin: 19. Dezember, 20 Uhr.

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