Als Leipzig 1999/2000 gleich mal 18 Gemeinden im Umland eingemeindete, gab's auch ein Geschenk obendrauf. Oder besser gleich fünf. Denn mit einigen dieser Ortschaften kamen auch die alten Hausmülldeponien ins Leipziger Stadtgebiet. Und da vorher die Gemeinden zuständig dafür waren, sie zu sichern und zu (re-)kultivieren, bekam Leipzig nun diese Aufgabe extra. Mit der sich die Stadt jahrelang schwer tat. Bis 2008.

So lange wollte die Rekultivierung der ehemaligen Hausmülldeponien in Böhlitz-Ehrenberg, Rückmarsdorf, Lindenthal, Mölkau und Lützschena-Stahmeln nicht so recht ins Leipziger Stadtsäckel passen. Immerhin hatte man ja noch mit zwei eigenen Alt-Deponien zu tun, die aufgrund der neuen Gesetzeslage geschlossen werden mussten und durch die Großdeponie in Cröbern ersetzt wurden – das waren die Deponie in Seehausen und die in Dölitz-Dösen. Auch für Letztere konnte jetzt die Sicherung abgeschlossen werden, gab Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal am Donnerstag, 23. April, bekannt.

„Ich freue mich, dass seit Kurzem alle Standorte rekultiviert sind. Künftig ist nicht mehr zu erkennen, dass es sich bei den jeweiligen Flächen um ehemalige Hausmülldeponien handelt“, erklärt Heiko Rosenthal. „Aufgrund der zusätzlichen Böden aus mineralischem Material können keine Schadstoffe mehr ins Grundwasser gelangen.“

Die Stadt Leipzig hatte die Deponien nach den Eingemeindungen in den Jahren 1999 und 2000 übernommen. Für die nun abgeschlossene Stilllegung der eingemeindeten Deponien waren insgesamt rund 8,5 Millionen Euro (6,3 Millionen Euro durch Freistaat Sachsen aus EFRE-Förderprogramm; 2,2 Millionen Euro durch die Stadt Leipzig) erforderlich.

Die Rekultivierung der Deponie Leinestraße kostete dann noch einmal extra: etwa 3,1 Millionen Euro (2,3 Millionen Euro Fördermittel aus EFRE-Förderprogramm; 0,8 Millionen durch die Stadt Leipzig).

Den Baubeschluss für die fünf eingemeindeten Deponien hatte Leipzig erst 2007 nach längeren Diskussionen gefasst. Erst 2004 war die Stadt von der Landesdirektion recht deutlich darauf hingewiesen worden, dass ihr die fünf Deponien nun mal gehören und sie hier tätig werden musste. Damals sollte die Sicherung noch 7,4 Millionen Euro kosten. Der Mehraufwand von 1,1 Millionen Euro wurde dann 2008 beschlossen. Hauptgründe für die Kostensteigerungen waren u. a. ein Kampfmittelverdacht auf der Deponie “Am Tannenwald” in Lindenthal und die Notwendigkeit, einen Teil des überschüssigen Hausmülls der Deponie Mölkau nach Cröbern zu verfrachten.

Wirklich begonnen mit der Sicherung der Deponien wurde dann aber erst 2012/2013. 2011 hatte die Landesdirektion ganz offiziell die Stillegung der Deponien festgestellt und die Stadt aufgefordert, diese jetzt zu sichern. Und zwar auf eigene Kosten (Eigenanteil plus Fördergelder).

Immerhin mussten die alten Müllberge grundwassersicher gemacht werden.

Um das Regenwasser reguliert zu den errichteten Gräben ableiten zu können, wurden die Abfälle bis zu 2,5 Meter hoch mit mineralischem Material (rund 400.000 Kubikmeter) bedeckt. Für die Deponie Leinestraße waren zusätzlich eine Entsorgungsanlage und im dortigen Gartenteich „Große Eiche“ eine Belüftungseinrichtung notwendig. Zur Verhinderung von Erosionsrinnen wurden zudem insgesamt 130.000 heimische Gehölze gepflanzt. Aus den Müllbergen werden also im Lauf der Zeit bewaldete Hügel. Einige sind schon jetzt Wanderziel der Leipziger: Die ehemaligen Deponien in Böhlitz-Ehrenberg und an der Leinestraße sind bereits jetzt bei den Leipzigern als Ausflugsziel beliebt.

Und irgendwann sollen auch die Zäune fallen, die das Gelände  der Deponie jetzt noch sichern. In den nächsten drei Jahren sollen die umhegten Flächen gepflegt werden, bis sich die Natur vollständig erholt hat. Danach sollen die rekultivierten Standorte verpachtet oder forstwirtschaftlich genutzt werden. Insgesamt ist für die Nachsorge eine Dauer von etwa 10 bis 20 Jahre eingeplant, betont Rosenthal. Dazu gehört auch eine längere Beobachtungszeit für das Grundwasser.

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