Seit April 2021 gibt es den Mängelmelder in Leipzig. Ein Klick genügt, und jeder Bürger kann direkt an die Stadt melden, wenn ihm etwas auffällt im Stadtbild, was dringend beräumt werden sollte. Die CDU-Fraktion wollte jetzt gern ein paar Zahlen zur Nutzung des Mängelmelders. Denn wenn es so still geworden ist um dieses einst vom Stadtrat initiierte Instrument, könnte es ja sein, dass das Teil gar kein Interesse mehr erweckt bei den Leipzigern. Das Ordnungsdezernat aber gab jetzt Zahlen heraus, die diese Mutmaßung widerlegen.

„Die CDU-Fraktion begrüßt grundsätzlich die Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, über den digitalen Mängelmelder unkompliziert Hinweise auf Missstände im öffentlichen Raum zu geben. Um jedoch den tatsächlichen Nutzen und die Effizienz des Instruments bewerten zu können, bitten wir um die Beantwortung der folgenden Fragen“, schrieb die CDU-Faktion in ihrer Anfrage.

Und sie bekam lauter Antworten aus dem Ordnungsdezernat, die letztlich zeigen, wie aktiv die Leipziger den Mängelmelder nutzen – und wie diese Nutzung sogar im Lauf der Jahre gestiegen ist. Denn natürlich passiert etwas, wenn die Mängelmeldung bei der Stadt eingegangen ist.

Zur Entwicklung der Meldungen im Mängelmelder der Stadt Leipzig. Grafik: Stadt Leipzig
Entwicklung der Meldungen im Mängelmelder der Stadt Leipzig. Grafik: Stadt Leipzig

„Die Bearbeitungszeit für die Meldungen erfolgt in der Regel innerhalb von 3 Werktagen“, schreibt das Umweltdezernat. „Sind die korrekten Zuständigkeiten noch abzuklären, kann es auch länger dauern. Hierbei handelt es sich aber um Sonderfälle (z. B. Falschmeldungen, fehlende Koordinaten, Unzuständigkeit).“

Aber für die meisten Fälle ist klar, wer reagieren muss: Meist ist es die Stadtreinigung. Denn allein 30.744 der inzwischen über 58.000 Meldungen bezogen sich auf Müllablagerungen im Stadtgebiet, die – wenn der Anschein nicht trügt – sogar zugenommen haben.

Denn immer wieder stehen ganze Containerladungen von Sperrmüll über Nacht auf einmal auf der Straße, ohne dass erkennbar ist, wer auf diese Weise seinen Müll einfach billig loswerden wollte. Wer dann aber auf die Reaktionen der Stadt schaut, merkt, dass sie tatsächlich recht schnell reagiert, auch wenn das Wegbringen des Mülls meist erst in die Fahrtroute der Sammelfahrzeuge am nächsten oder übernächsten Tag eingeordnet werden muss.

Die einzelnen Kategorien bei den Meldungen im Mängelmelder der Stadt. Grafik: Stadt Leipzig
Die einzelnen Kategorien bei den Meldungen im Mängelmelder der Stadt. Grafik: Stadt Leipzig

Rücksichtslose Zeitgenossen

Aber auch viele andere Meldungen haben mit der Rücksichtslosigkeit von Zeitgenossen zu tun, die ihren Müll einfach im öffentlichen Raum abladen: ob vermüllte Altkleidercontainer, Fahrzeuge ohne Kennzeichen, Schrottfahrräder. Eine Menge Mehrarbeit für die Stadtreinigung und – siehe Fahrräder und Autos ohne Kennzeichen – auch für das Ordnungsamt.

Aber viele Meldungen beziehen sich auch auf den Vandalismus in der Stadt, also all die Zerstörungen, die Zeitgenossen verursachen, denen die öffentlichen Güter, von allen bezahlt, völlig egal sind. Und auch die Hundebesitzer, die sich nicht die Mühe machen, den Kot ihrer Hunde aufzusammeln, verursachen Mängelmeldungen.

Gab es im ersten Jahr der Aktivierung des Mängelmelders noch 6.493 Meldungen, waren es in den Folgejahren schon über 7.000 und über 9.000 und 2024 erstmals eine fünfstellige Zahl mit 17.109 Meldungen. Mit über 15.000 Meldungen schon Mitte August 2025 deutet sich an, dass die Zahl in diesem Jahr eher Richtung 20.000 gehen wird.

Der Mängelmelder wird also nicht nur rege genutzt, er ist ein Erfolgsprojekt, wenn man das so nennen kann, obwohl die meisten Fälle einfach vom Wegräumen menschlicher Hinterlassenschaften erzählen, die eigentlich im öffentlichen Raum gar nichts zu suchen haben.

Die Fälle, wo städtische Ämter tatsächlich etwas zu reparieren haben – Schäden auf Spielplätzen, kaputte Straßenlampen oder Schäden an der Verkehrsinfrastruktur – machen tatsächlich den kleineren Teil der Meldungen aus. Auch wenn hier die Bürgerhinweise gerade helfen, für das schnelle Abstellen von Schäden zu sorgen, ohne dass das erst einen langen Amtsweg gehen muss.

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“Aber viele Meldungen beziehen sich auch auf den Vandalismus in der Stadt, also all die Zerstörungen, die Zeitgenossen verursachen, denen die öffentlichen Güter, von allen bezahlt, völlig egal sind.”

– Angesichts der Milliardenschäden an öffentlichen Gütern, wie Meeren, Landwirtschaftlichen Flächen, einem funktionierenden Klima…, die durch die Infektion mit Neoliberalismus seit ~40 Jahren angerichtet werden, finde ich solche Moralpredigten zunehmend zynisch. Ich lobe mir Vandalen, die Bushaltestellen zertrümmert, sind sie doch harmlos gegenüber den Vanalen, die die Arktis abschmelzen und den Golfstrom zum Versiegen bringen.

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